Fusion Helvetia & Baloise und die Auswirkungen auf die BU-Versicherung!

Die Fusion kann ohne die Geschichte davor nicht wirklich erzählt werden, denn die Helvetia war seit einigen Wochen & Monaten schon in der Findungsphase, insbesondere am Deutschen Markt. So gab es nicht wenige Gerüchte, dass man sich komplett aus Deutschland zurückziehen würde oder auch, dass man verkauft wird. So wurde Ende Februar der Verkauf der Deutschen Töchter (Sach & Lebensversicherung) in die Wege geleitet, da die beiden Tochterunternehmen nur magere Gewinne abwarf. Aber auch ein Verkauf des Schweizer Unternehmen war im Gespräch, ebenso wie Übernamen durch die größere Zurich oder generell Finanzinvestoren. 

Dies war übrigens auch einer der große Gründe, warum wir Produkte der Helvetia seit längerem nicht mehr angeboten haben, auch wenn wir ständig umgarnt wurden (ca. jedes viertel Jahr bekommen wir eine Kontaktaufnahme, ob man nicht über die Helvetia Berufsunfähigkeitsversicherung sprechen möchte…). Diese Kontaktaufnahme lehnten wir immer höflich, aber bestimmt ab, da uns der künftige Kurs auch viel zu unklar war und die Helvetia in der Berufsunfähigkeitsversicherung keine wirkliche Rolle spielte und man (so zumindest unser Gefühl) eher aus der Schwäche diese Produktsparte begann, nachdem die Vermittlung von Altersvorsorgeverträgen einen immer schwierigeren Stand bekommt. Ist aber definitiv nur unsere eigene Vermutung.

Bei der Baloise zeichnete sich im entfernten leichte Veränderungen an

Bei der Baloise (früher Basler) war die Sachlage ganz anders. Man hat sich mittlerweile einen guten Namen gemacht (zudem agiert man seit 1864 !! in Deutschland) - sowohl in der biometrischen Absicherung (Berufsunfähigkeit, Grundfähigkeit, Risikoleben), Altersvorsorge und auch in der Sachversicherung (wir vermitteln dort gerne öfters die Unfallversicherung, Schadensabwicklung verläuft sehr gut, siehe “Über 100.000 Euro Auszahlung der Baloise Unfallversicherung”). Insbesondere in der Biometrie hat man ein sehr gutes Team aufgebaut, sowie kluge Köpfe von außen eingeholt - von der Vorständin, über Vertriebsmitarbeiter oder auch den Innendienst. Wir lieben diese kurzen Wege zu Entscheidern bei der Baloise, sodass seit Beginn der Zusammenarbeit ein Wort und der Handschlag noch zählt und man wirklich im Kundeninteresse arbeitet. 

In der Schweiz zeichnete sich aber ein kleines ungemach an, denn es gab einen umtriebigen Investor aus Schweden namens Lars Förberg. Dieser schrieb im Interview mit der neuen Zuricher Zeitung:

“Die Baloise braucht eine neue Strategie und muss sich auch operativ verbessern. Ihr Kernmarkt ist die Schweiz, wo sie erfolgreich ist. In Deutschland hingegen ist Baloise nicht erfolgreich und wird es wohl auch nie sein. Deshalb sollte sie sich von da zurückziehen…….Die im Herbst vorgestellte strategische Planung reicht bei weitem nicht, um Baloise in ein Spitzenunternehmen zu verwandeln. Ich erwarte, dass weitere Schritte ergriffen werden. “. 

Harter Tobak, aber welcher gehört werden muss, von der Baloise. Immerhin hält der Investor knapp 10 Prozent und ist derzeit mit der Rendite nicht zufrieden. 

Hier merkt man auch etwas den Hintergrund, weshalb wir Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit sehr schätzen. Bei dieser Unternehmensform gibt es keine externen Investoren, keine Großaktionäre, sondern Mitglieder sind automatisch Mitinhaber des Unternehmens. Für uns als familiengeführtes Unternehmen die Gesellschaftsform, welche wir eher schätzen. Zudem kommt bei der Baloise wie der Helvetia noch dazu, dass beide vom Ausland aus geführt werden und das deutsche Geschäft halt nur ein Tochterunternehmen ist (wenngleich bei der Baloise diese mit weitem Abstand am wichtigsten sein dürfte, da man sonst nur noch in Luxemburg und Belgien agiert).

Hierzu sei noch gesagt, dass die Versicherungsbranche sich derzeit generell konsolidiert. Die Kosten steigen, die Margen sinken (aus diversen Gründen - angefangen von steigenden Kosten, weniger Gewinnen aus der Kapitalanlage, hoher Investitionsstau in der IT, Regulatorik). So kommen immer mehr (auch Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit) auf die Idee, dass man sich zusammenschließt. So gab es alleine in der letzten Zeit drei Fusionen:

• Die Barmenia schloss sich mit der Gothaer zusammen, siehe “Die Barmenia BU wird zur Gothaer BU-Versicherung”
• Die Stuttgarter gehen mit der SDK (Süddeutsche Krankenversicherung) eine Fusion auf Augenhöhe ein
• Und im kleineren gehen die Ostangler sowie die Landesschadenhilfe im Norden zusammen

In allen drei Fusionen waren es aber Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit - auch hier steigt der Druck. Ebenso sehen wir vermehrte Übernahmen, Kooperationen, Investoreneinsteige und Zusammenschlüsse auch am übrigen Finanzmarkt, wo wir indirekt auch davon betroffen sind. So stieg bei unserem Anbieter des Hauptverwaltungsprogramms blau direkt vor zwei Jahren auch ein Investor ein, ebenso beim “großen Konkurrenten” Fondsfinanz.

Trotzdem war die Fusion der Helvetia & Baloise eine große Überraschung

Es zeichnete sich halt gar nicht ab, vor allem gab es ja auch die öffentlichen Meldungen, dass die Helvetia Ihr Deutschland Geschäft verkauft, nun wird es gebündelt. Mit dieser Fusion hat wohl auch keiner so richtig gerechnet und anders als bei der Barmenia & Gothaer ergänzt sich das Portfolio auch nicht so perfekt (Barmenia war vor allem in der Krankenversicherung & Privat Sach stark, Gothaer in der Lebensversicherung sowie Gewerbe). 

Die Fusion soll zwar auf Augenhöhe passieren, im neuen Unternehmen halten aber die Helvetia Aktionäre 53 Prozent und die Baloise 47 Prozent. Somit hat die Helvetia ein bisschen die Nase vorn. Ob es Auswirkungen gibt, muss man abwarten.

Grundsätzlich hat die Fusion zwischen den beiden Schweizer Unternehmen erstmal keine Auswirkungen auf die Baloise Berufsunfähigkeitsversicherung. Du schließt bzw. besitzt einen lang laufenden Vertrag mit einer Versicherungsgesellschaft, welche von der Bundesanstalt der Finanzdienstleistung (BAFIN) in Deutschland überwacht wird. Sämtliche Rechte und Pflichten gehen auf die neue Gesellschaft (wie Sie auch heißen wird) nieder. Im Moment ist die Baloise für einige Punkte ja der Vorreiter, mit dem Update 2025 hat der Versicherer ja den Markt etwas aufgewirbelt. Das wird hoffentlich weiterhin so bleiben. 

Es ändert sich auch an den Tarifkonditionen nichts. Auch wir bleiben natürlich der Ansprechpartner für deinen Vertrag. 

Welche negativen Auswirkungen könnte es auf die Baloise Berufsunfähigkeitsversicherung haben?

• Im Moment ist das Team zur Biometrie recht klein, dafür sehr agil und es fühlt sich nicht wie ein Konzern an. Es kann aber mehr in Richtung Konzern gehen, kann, muss aber nicht. Wenn die handelnden Personen in der Führungsetage gut sind, wird man das deutsche Team weiterhin agil arbeiten lassen. 
• Der Druck auf das Deutschlandgeschäft könnte steigen - sprich, Deutschland soll mehr Gewinne in die Schweiz transferieren. Letztendlich ermöglichen ja versicherte Kunden die Gewinne. Bei einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit bleiben diese Gewinnen im Unternehmen und werden nicht ausgeschüttet. 
• So gibt es auch schon die ersten Pressemeldungen, dass eventuell auch ein Stellenabbau in Erwägung gezogen wird.  
• Letztendlich ist die größte Befürchtung also, dass die Baloise die kurzen Wege verlässt und schlichtweg zum Großkonzern mutiert. Mit all seinen Nachteilen.

Aber eine Fusion und eine gewisse Größe kann auch Vorteile haben. Man wird zukunftssicherer, es bleibt mehr Geld für Investitionen, man sichert sich ein größeres Stück vom Kuchen. Zudem hat der Stempel “Schweizer Versicherer” sicherlich auch etwas gutes, wir verbinden die Schweiz ja irgendwie alle mit den Worten “Sicherheit, Fels in der Brandung, Hort der Ruhe und der Besonnenheit”. Alles Synonyme, welche für langlaufende Verträge und Geschäftsbeziehungen sicherlich sehr wichtig sind. 

Die künftige Rolle der Baloise Lebensversicherung wird entscheidend

Eine Frage, die natürlich bis auf wenige Menschen auf dem Planeten niemand beantworten kann. Welche Rolle spielt die Baloise Lebensversicherung künftig im Konzern nach der Fusion? Wenn sie das Biometriegeschäft der Helvetia übernimmt, dann kann es die Marktpositionen schon stärken. Wenn aber die Helvetia die treibende Kraft - insbesondere in der Berufsunfähigkeitsversicherung wird -, dann…Äh, dann schauen wir mal. Wir sind sehr gespannt, wie diese Fusion und die nächsten Aufgaben dann ausfallen werden. In der Lebensversicherung wird die Aufgabenverteilung gar nicht so einfach, denn wie oben beschrieben, hat die Helvetia durchaus einen guten Namen in der Altersvorsorge & Ruhestandsplanung. Vielleicht teilt man sich das Geschäft auch einfach auf. 

Aber wie man an diesen Zeilen liest - auch wir stochern nur etwas im Nebel.

Grundsätzlich ändert sich erstmal gar nichts an Deinem Vertrag der Baloise, es läuft alles ganz normal weiter. Was wir aber schon als unsere Aufgabe sehen - wir geben Dir diese Info vor dem Vertragsabschluss einfach mit an die Hand, nicht, dass es später heißt “Warum habt Ihr nichts gesagt?”. Wir möchten Dich einfach transparent, offen und ehrlich über die Fusion informieren. Im besten Fall hat diese ja auch absolut positive Auswirkungen. Aber wie es bei Investoren getriebenen Fusionen auch sein kann, wird manch Positives umgedreht, zugunsten des Konzerns. Letztendlich musst Du dies entscheiden.