Beitragssteigerungen in PKV vs. GKV: Ein Vergleich
Ein Mythos oder ein wahrer Schrecken?
Ja, es gibt in manchen PKV-Tarifen massive Beitragssteigerungen. Dies beobachten wir vermehrt aber in Tarifen & bei Gesellschaften, welche sogenannte „Billigtarife“ auflegen. Hier sollen mit einem extrem günstigen Beitrag junge (aber auch immer wieder alte) Versicherte in die PKV bzw. zu einem Wechsel der privaten Krankenversicherung getrieben werden. Das ist definitiv die böse Seite des Versicherungsmarktes. Gehe bitte NIE, NIE, NIE in die PKV, nur um Geld zu sparen. Meide Billigtarife und Versicherer, die sehr aggressiv am Markt vorgehen.
Wir bekommen es leider immer noch mit, dass manche Vermittler Verkäufer vor allem nur über den Preis kommen und vor allem Billigtarife für die private Krankenversicherung anbieten. Dieser Schuss wird definitiv nach hinten losgehen. Wenn Du in die PKV wechseln möchtest, dann hat Dich vor allem der Leistungskatalog zu interessieren. Auch wenn Du jetzt fit wie ein Turnschuh bist, kann sich das über Jahre & Jahrzehnte sicherlich ändern. Was hilft Dir dann ein löchriger Versicherungsschutz?
Wähle keine PKV aufgrund der Beitragsrückerstattungen aus!
Ebenso gibt es Verkäufer, welche vor allem über Beitragsrückerstattungen ihre PKV verkaufen. Auch das ist der falsche Ansatz bei der Auswahl der richtigen privaten Krankenversicherung. Manche Gesellschaften zahlen Dir schon nach wenigen Jahren ohne Einreichung einer Rechnung bis zu sechs Monatsbeiträge zurück. Frage Dich mal, wer das alles bezahlt? Ja, die mitversicherten Kunden im PKV-Tarif. Achte also zu Beginn auf Top-Leistungen, welche natürlich einen auskömmlichen Monatsbeitrag kosten. Dies ist nicht weiter schlimm für das Leistungsniveau. Komme aber nie wegen des Preises in die PKV! Wenn Du das System verstehst, dann wird die PKV für Dich aber trotzdem langfristig günstiger sein, trotz Beitragssteigerungen (welche unabdingbar sind aufgrund des medizinischen Fortschrittes).
Schauen wir uns verschiedene Grafiken an. Beginnen wir mit den Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums von 2009 bis 2019:
Die gesetzlichen Krankenversicherungen erhöhten hier den Beitrag um 3,3 %, die PKV um 2,8 %.
Betrachten wir die gesetzliche Krankenversicherung aber sogar mal seit dem Jahr 1970, also über einen merklich langen Zeitraum:
Hier gibt es jährliche Steigerungen von 5,8 % zu verzeichnen. Viel interessanter ist in diesem Fall aber noch der Kontext, welche Leistungen über all die Jahre in der gesetzlichen Krankenversicherung gestrichen wurden. Dies spielt in dieser Berechnung keine Rolle, müsste aber.
In folgender, bildlichen Veranschaulichung siehst Du zum einen die Beitragssteigerungen in der GKV, zum anderen auch die gestrichenen Leistungen:
Quelle: Auszug Broschüre Signal Iduna
Das einfachste Beispiel zum „Anfassen“ ist sicherlich das beim Zahnarzt. Dir ist sicherlich bekannt, welche Kosten auf Dich zukommen, wenn mal etwas mit den Zähnen ist. Massive Zuzahlungen und geleistet wird nur für „minderwertige“ Qualität (z.B. Amalgam statt Keramik bei einem „Loch“ im Zahn) von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Führst Du ein tolles Bonusheft, dann bekommst Du ein paar Prozent mehr an Zuschuss, welcher aber immer noch sehr gering ist in Bezug auf die gesamte Rechnung. Früher gab es keine größeren Leistungslücken in der GKV. Wer weiß zudem, wo das Ende ist? Was wird als nächstes gekürzt?
Leistungskürzungen sind in der PKV vertraglich ausgeschlossen. Deshalb wird die PKV in manchen Punkten ggf. stärker steigen, da die Leistung der privaten Krankenversicherung einfach nicht gekürzt werden kann.
Prinzipiell ist es so, dass es erst zu Beitragssteigerungen kommt, wenn die gesamten Kosten um über 10 % gestiegen sind. Es kann sein, dass Du jahrelang keinerlei Beitragssteigerungen bekommen hast / evtl. sogar Beitragssenkungen. Im aktuellen Jahr geht es dafür um 12,1 % hoch. Dann wird diese „Sau“ natürlich durch die Medien getrieben. Jahre zuvor hat sich niemand so recht für die stabilen Beiträge der PKV interessiert.
Wir finden dies zwar auch etwas unglücklich und hätten lieber kontinuierliche Steigerungen, aber leider sind wir hier nicht bei „wünsch Dir was“.
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Wie kann ich dafür sorgen, dass die Beiträge stabil (er) bleiben?
Die PKV hat verschiedene Mechanismen, um die Beitragssteigerungen begrenzt zu halten.
A: Es werden 10 % Deines Beitrages als Altersrückstellung entnommen
Anders als in der GKV werden bei der privaten Krankenversicherung Altersrückstellungen gebildet. 10 % Deines PKV-Beitrages werden dafür verwendet, wie man an der Police von Tobias sieht (oh, jetzt ist es also raus, wo einer der Bierl Brüder versichert ist ;-):
Mit diesen 57,73 Euro werden jetzt schon Altersrückstellungen gebildet, welche die Beitragssteigerungen im Alter dämpfen werden. Mittlerweile hat die gesamte PKV Branche über 255 Milliarden Euro an Altersrückstellungen gebildet. Die Zahl auf Seiten der GKV sieht ernüchternd aus und liegt bei genau 0 Euro.
Die Altersrückstellungen nehmen in der PKV von Jahr zu Jahr massiv zu:
Quelle: Broschüre PKV Verband
Ab dem 61. Lebensjahr entfällt übrigens bei den meisten Versicherungsgesellschaften dieser Zuschlag, so dass der Beitrag automatisch wieder sinkt.
Quelle: Broschüre PKV Verband
Ebenso entfällt bei vielen, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden, das Krankentagegeld. Wenn Du im wohlverdienten Ruhestand bist, kannst Du auch nicht mehr krankgeschrieben werden. Die gesetzliche Rentenversicherung & Private Altersvorsorgeverträge kennen nämlich keine Arbeitsunfähigkeitszeiten ;-).
B: Du kannst schon jetzt einen Beitragentlastungstarif auswählen
Ein Beitragentlastungstarif ist praktisch direkt ein Vorsorgesparen in der PKV. Du zahlst heute einen zusätzlichen Beitragsanteil auf die PKV und die Krankenversicherung garantiert Dir eine monatliche Minderung der PKV-Beiträge im Alter. Es fließt also einiges Geld in einen Topf, der ab einem gewissen Datum zur Beitragssenkung verwendet wird.
Du kannst also den eingesparten Beitrag gegenüber der GKV teilweise / voll in einen Beitragentlastungstarif der privaten Krankenversicherung stecken. So kommst Du gar nicht in die „Versuchung“, das eingesparte Kapital zu „verkonsumieren“.
Besonders für Angestellte ist ein Beitragentlastungstarif sehr interessant:
Dein Arbeitgeber zahlt ja die Hälfte Deines PKV-Beitrages. Wenn Du nun also bei der privaten Krankenversicherung einen Baustein zur Beitragsentlastung im Alter auswählst, wird er sich mit (grob gesagt) der Hälfte beteiligen. Später profitierst Du komplett von günstigeren Beiträgen zur PKV. Der Arbeitgeber hilft Dir also, den Beitrag im Alter stabil zu halten. Das ist durchaus eine Taktik, welche Du Dir näher ansehen solltest. Es gibt wenig Gründe, welche gegen Deinen Beitragentlastungstarif als Angestellter sprechen. Hier nochmal grafisch aufbereitet:
Quelle: Broschüre Barmenia
Für einen Selbstständigen ist es leider nicht genauso interessant, da dieser ja keinen Zuschuss des Arbeitgebers bekommt. Er kann den Beitragentlastungstarif der privaten Krankenversicherung aber zumindest teilweise steuerlich absetzen.
Interessant könnte für einen Selbständigen aber die Option einer Einmalzahlung sein aufgrund der steuerlichen Betrachtung. Verläuft ein Geschäftsjahr also sehr positiv, kann dies in die Beitragentlastung investiert werden. Folgende Situationen könnten für eine Einmalzahlung infrage kommen:
Quelle: Broschüre Barmenia
Bei Angestellten ist dies auch möglich, hier plädieren wir aber eher für einen monatlichen Beitragentlastungstarif (außer bei hohem, leistungsabhängigem Gehalt).
Derzeit liegt die durchschnittliche Verzinsung der Beitragentlastungstarife bei 2-2,7 % (Stand Mitte 2019). Bitte vergleiche diese Rendite aber nicht mit reinen Sparformen ohne einer Langlebigkeitsabsicherung (z.B. mit einem reinen Investmentdepot). Die PKV läuft bis an Dein Lebensende, somit kommt Dir die Beitragentlastung auch bis ans Lebensende zu Gute. Zudem ist die Beitragermäßigung im Alter abgeltungssteuerfrei – im Gegensatz zu anderen Anlageformen.
Einen Nachteil gibt es aber:
Bei Beendigung des Vertragsverhältnisses (Wechsel der Gesellschaft, Rückkehr in die GKV) entfällt das angesparte Kapital. Somit ist es noch viel wichtiger, dass Du Dich intensiv mit der passenden Gesellschaft & Tarif auseinandersetzt.
Schauen wir uns nochmal bildlich die Möglichkeit in Form einer 33-jährigen Person an mit einem monatlichen Mehrbeitrag aufgrund der Beitragentlastungskomponente von 80 Euro:
Bei einer Einmalzahlung von 10.000 Euro würde es folgende Auswirkung geben:
Nochmal´s gut zusammengefasst wird der Altersentlastungstarif im folgenden Video:
C: Spare einfach privat an. Ob Fondssparplan, ETF Lösung oder ggf. eine Basisrente
Für viele gutverdienende PKV Versicherte dürfte der monatliche Beitrag zur privaten Krankenversicherung teilweise erheblich geringer sein als in der GKV. Klug wäre es, wenn Du diese Differenz zur Seite legst und damit etwaige Beitragssteigerungen in der PKV auffängst.
Hierbei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt:
- Eine flexible wie transparente Versicherungslösung wie z.B.: Mein Plan der LV 1871. Mehr Infos unter „Wissenschaftlich investieren im Versicherungsmantel".
- Ein normaler Aktien- & ETF-Sparplan, gerne kann aber auch über uns ein Depot mit dem Weltportfolio eröffnet werden
- Die Investition in eine fremd vermietete Immobilie
- Die staatlich unterstützte Riesterrente
- In diesem Kontext ganz interessant: Die Basis / Rürup-Rente
Wie man einen sauberen Vermögensaufbau betreibt, liest Du in vielen Berichten auf unserer Homepage und deshalb gehen wir nicht mehr stärker darauf ein.
Eine durchaus attraktive Sache könnte aber die Basisrente sein, wenn Du diese als „Beitragssenker“ in der PKV ansieht.
Eine Basisrente sichert Dir ein monatliches Einkommen bis ans Lebensende
Der „Nachteil“ der Basisrente, dass es daraus eine monatliche Rente geben MUSS, kann hierbei sogar ein Vorteil sein. Du kannst das angesparte Geld nicht verkonsumieren, weder entnehmen für ein neues Auto oder eine Urlaubsreise. Es muss Dir eine lebenslange Rente ausbezahlt werden.
Damit kannst Du auch teilweise natürlich Deine PKV Beiträge bezahlen. Der Clou für Gutverdiener ist hierbei natürlich, dass Du fast den gesamten Beitrag in der Basisrente steuerlich absetzen kannst, was Deinen Steuersatz erheblich mildert. In der Auszahlphase musst Du dies zwar zu 100 % versteuern, aber die Steuerlast ist im Rentnerhimmel teilweise erheblich geringer als noch als Angestellter / Selbstständiger. Hier hätte ein Beitragentlastungstarif wiederum die Nase vorn.
Der Vorteil gegenüber eines Beitragentlastungstarifes liegt auch darin, dass Du die Anlage selber bestimmten kannst. Nicht niedrig verzinste Anleihen bestimmen die Anlagepolitik, sondern Du selber hast es in die Hand. So kannst Du jederzeit einen Basisrententarif auswählen, welcher zu 100 % in passive (ETFs / Dimensional Fonds) oder auch aktive Investmentfonds geht. Langfristig dürfte dies eine höhere Rendite bringen als die „sicherheitsorientierte“ Anlage des Krankenversicherer.
Dies nur als Idee, da Du den Beitrag zur Basisrente nicht einfach „verkonsumieren“ kannst. Mehr Information bekommst Du unter "Was ist die beste Basisrente & welche empfehlen wir?". In diesem Artikel loben wir aber nicht nur, sondern legen auch den Finger in die Wunde und benennen auch die Anbieter, wo wir eher Abstand halten würden (Allianz, WWK, DWS, Fairr, Alte Leipziger), da es schlichtweg bessere Lösungen gibt (sei es von den Kosten oder den geringen oder gar fehlenden Rentenfaktor).
D: Der vielleicht wichtigste Rat – Augen auf bei der Wahl der richtigen Gesellschaft & Tarif!
Auch wenn wir Dich jetzt vielleicht langweiligen, aber wir müssen es wieder betonen. Der Fokus auf billige Tarife der Krankenversicherung ist der völlig falsche Ansatz. Hier würden wir Dich auch nicht beraten, da Du offensichtlich das System der PKV nicht ganz nachvollzogen hast. Wenn Du gerade in die Selbstständigkeit gekommen bist, dann warte bitte so lange ab, bis Dein Unternehmen „gut läuft“. PKV ist i.d.R. eine Lebensentscheidung und sollte nicht überstürzt gemacht werden.
Ein 35-Jähriger sollte durchaus mit einem monatlichen Beitrag von 600 bis 700 Euro rechnen. Selbst mit diesen vermeintlich hohen PKV-Beiträgen bist Du immer noch massiv günstiger dran als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Bitte halte Dich von vermeintlichen Schnäppchen fern, denn diese vermeintliche Ersparnis wird Dir später zum Verhängnis werden. Sei es wegen massiven Beitragssteigerungen oder einem lückenhaften Versicherungsschutz, welchen Du später bei kleineren und größeren Blessuren nicht mehr abändern kannst. Mithilfe einer Risikovoranfrage in der PKV kannst Du abschätzen, ob Dich auch die Top-Gesellschaften nehmen würden. Dass wir uns auch kritisch damit auseinandersetzen, siehst Du im Artikel "Die Barmenia passt die Beiträge in der Krankenvollversicherung zum 01.01.2021 an".
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Fazit zu den vermeintlichen Beitragsteigerungen in der PKV vs. GKV:
Betrachtet man es ganz nüchtern und beherzigt einige Punkte bei der Auswahl nach der passenden Gesellschaft, so sind die Beitragsteigerungen in der PKV geringer als in der GKV. Zudem ist eine Kürzung der Leistung ausgeschlossen. Beitragsteigerungen gibt es natürlich, dies ist alleine schon der Inflation und dem medizinischen Fortschritt zuzuschreiben, aber flächendeckende Horrorsteigerungen können auf keinen Fall beobachtet werden.
Diese „Angst“ sollte Dich also auf keinen Fall davon abhalten, sich für die PKV zu interessieren, falls es Dein Gesundheitszustand zulässt & Du auch zu den Gutverdienern gehörst.