Die Barmenia passt die Beiträge in der Krankenvollversicherung zum 01.01.2021 an

Im Laufe des Novembers verschickt die Barmenia Krankenversicherung Beitragsanpassungen, welche ab dem Jahr 2021 gelten. Wir gehen dem mal auf den Grund und warum dies keinerlei Grund zur Sorge darstellt, im Einzelfall aber durchaus ärgerlich sein kann (Im Einzelfall kann dies bis zu 15 Prozent betragen) . Auch die Gesetzliche Krankenversicherung erhöht wiederum zum 01.01.2021 sehr stark die Beiträge in Form des Höchstbeitrages, welche bei 928 Euro im neuen Jahr liegen.

Warum erhöhen die Barmenia und andere Private Krankenversicherer die Beiträge?

Der Hauptgrund dürfte hierbei die Phase der Niedrigzinsen darstellen und der damit verbundene Rechnungszins. Die Zinsen sind seit Jahren auf niedrigem Niveau und so ist es nur ganz normal, dass die Privaten Krankenversicherer mehr Geld für später auf die Seite legen müssen.
Anders wie im brüchigen System der GKV (= es werden keine Rücklagen gebildet) gibt es bei der Privaten Krankenversicherung die Pflicht, Altersrückstellungen zu bilden. So bildet eine z.B. 40-jährige Person schon ein privates Polster, um die erwarteten Mehrleistungen im späteren Alter abzufedern. Aufgrund der niedrigen Zinsen müssen die Privaten Krankenversicherungen den Anlagebetrag aber erhöhen.

Wir zitieren hierbei kurz die Barmenia mit:

Sinken die Zinsen, sinken folglich die Renditen und der Topf "Alterungsrückstellung" muss anders – in diesem Fall mit höheren Beiträgen – aufgefüllt werden. Im Ergebnis muss auch der Rechnungszins gesenkt werden, was für die betroffenen Versicherten eine Beitragssteigerung zur Folge hat. Die Festlegung der Rechnungszinsen erfolgt – wie auch für die übrigen Rechnungsgrundlagen – durch den verantwortlichen Aktuar und bedarf der Zustimmung eines unabhängigen Treuhänders.“

Diese Problematik hat jeder Versicherer. Als Faustregel gilt = eine Senkung von einem Prozent des Rechnungszins bedeutet eine Anpassung von ca. 20 Prozent, um später für eine ausreichende Kapitalbildung zu sorgen.

Weitere Gründe sind:

  • Verbesserung medizinischer Leistungen durch Innovation (medizinischer Fortschritt)
  • steigende Lebenserwartung

Beides sind bekanntlich positive Punkte. Müssen die Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung „ausreichend, zweckmäßig, wirtschaftlich und dürfen das Maß des Notwendindigen nicht überschreiten“, so kommen der medizinische Fortschritt und Mehrleistungen direkt den Versicherten in der PKV zu Stande. Eine optimale medizinische Versorgung hat hier seinen Preis.

Erhöht jetzt die Barmenia Krankenversicherung jedes Jahr den Beitrag?

Nein, das ist sehr unwahrscheinlich. Leider schreibt der Gesetzgeber es so vor, dass eine Beitragserhöhung mindestens fünf Prozent betragen muss. So sind also kleinere Anpassungen während der ganzen Jahre nicht möglich, diese werden dann auf einen Schlag nachgeholt und sehen auf den ersten Blick böse aus (Ausnahme bildet die Pflegepflichtversicherung). Oftmals sind die Tarife dann über Jahre wieder stabil. Momentan bleibt aber natürlich ein ungutes Gefühl.

Sehen wir uns die Beitragsentwicklung seit dem Jahr 2013 im Vergleich zur GKV an im oftmals gewählten Tarif einsA expert1+

Der Sprung von 2020 auf 2021 ist gewaltig. Zwar stiegen über all die Jahre bzw. im Durchschnitt  die Beiträge, aber wesentlich geringer als in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Als Gutverdiener kratzt Du sehr bald am Höchstbetrag der Gesetzlichen Krankenversicherung, welcher im Jahr 2021 bei 928 Euro liegen wird. Dazu eingerechnet sind noch keinerlei Zusatzversicherungen wie für die Bereiche Zähne, Ambulant, Stationär oder Heilpraktiker. Hier fallen zum einen die Beitragssprünge aufgrund fehlender Altersrückstellungen (die Mehrheit der Tarife wird so ausgewählt) noch gewaltiger aus. Möchte man neben den überschaubaren Leistungen der GKV durch Private Zusatzversicherungen seine Medizinische Absicherung verbessern, so wird der monatliche Beitrag bei einer 35-jährigen Person weit über 1.000 Euro liegen.

Der obige Tarif (Denn Du wahrscheinlich besitzen wirst) hatte seit der Einführung 2013 eine jährliche Beitragssteigerung von 3,6 Prozent.

Soll ich jetzt was machen, trotz der Beitragsanpassung bei der Barmenia Krankenversicherung?

Nein, in unseren Augen nicht. Tobias ist selber bei der Barmenia versichert und auch er wird nicht weiter tätig werden. Ganz im Gegenteil – er freut sich weiter, dass die Beiträge weitaus niedriger sind als in der gesetzlichen Krankenversicherung, dafür aber die Leistungen extrem höher. Damit meinen wir nicht unbedingt die professionelle Zahnreinigung, sondern eher die Tatsache, wenn man mal wirklich schwerwiegend krank werden würde. Die Gesundheit eines jeden ist das wichtigste Gut – dass kann einem schon etwas wert sein.
Die Barmenia hat absolute Hochleistungstarife, welche keine Billigheimer sind. Das ist weder deren, noch unser Anspruch. Dies hat seinen Preis. Der Wechsel in die Private Krankenversicherung ist keine Entscheidung um Geld zu sparen, sondern um die bestmögliche medizinische Versorgung zu bekommen. Dies solltest Du Dir vor Augen führen. Mehr Informationen dazu findest Du auch im Artikel "GKV oder PKV – was ist die bessere Wahl für mich?"

Ein Wechsel zu einer anderen Gesellschaft wäre in unseren Augen auch kein guter Rat, denn:

  • Es gilt ein neues Eintrittsalter
  • Es wird eine neue Gesundheitsprüfung fällig & die Fristen beginnen von vorne (zwecks Vorvertraglicher Anzeigepflichtverletzung)
  • Die Thematik des Rechnungszinses & medizinischen Fortschritts betreffen ALLE Anbieter am Markt

Du bist in einem absoluten Hochleistungstarif versichert und wir sehen deshalb keinerlei Gründe, warum Du an dieser Entscheidung zweifeln solltest. Auch wenn es weh tut, wenn Du ggf. erst seit wenigen Monaten / Jahren bei der Barmenia versichert bist.
Bei anderen Gesellschaften gäbe es aber dasselbe Problem – selbst z.B. bei der „großen“ Debeka, welche in diesem Jahr sogar um bis zu 20 Prozent erhöhen muss, wie dieFAZ in Ihrem Artikel berichtete. 

Wir sehen hier jetzt keinerlei Handlungsbedarf. Wichtig wäre in unseren Augen, dass Du die derzeitig eingesparte Differenz zwischen den Beiträgen zur PKV gegenüber der GKV selber und persönlich anlegst. Sei es in Investmentfonds / ETF´s, einer fondsgebundenen Rentenversicherung oder eine Basisrente (welche Du faktisch steuerlich komplett absetzen kannst und diese praktisch als Beitragsreduzierung im Alter verwenden könntest aufgrund der Pflicht einer lebenslangen Zahlung). Auch hier gibt es einen eigenen Beitrag mit "Beitragssteigerungen in der PKV – ein Mythos oder ein wahrer Schrecken?"