Woher wir unsere Annahme nehmen, kann eigentlich ganz einfach beantwortet werden. Sehr große Unternehmen werden langfristig nicht mehr diese Wachstumsmöglichkeiten haben, wie z.B. mittelständige Unternehmen. Unternehmen wie Nestle, Coca-Cola, Siemens oder auch Apple werden es sicherlich schwer haben, ihren Umsatz in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln. Warum? Da der Umsatz schon auf sehr hohem Niveau ist, teilweise im dreistelligen Milliardenbereich. Selbiges gilt natürlich auch für den Gewinn, hier sind prozentual irgendwann die Schotten dicht. Ein kleines Unternehmen mit vielleicht 200 Millionen Euro Umsatz und 5 Millionen Euro Gewinn dürfte es viel leichter fallen, die Umsätze & den Gewinn langfristig um ein Vielfaches zu steigern, eine gesunde Geschäftspolitik vorausgesetzt.

Ok, Große Unternehmen sind in schweren Krisenzeiten weniger schwankungsanfällig. Doch das kann nur ein schwacher Trost sein, da ihre Performance langfristig meist schlechter ist als jene von mittelgroßen und kleinen Aktiengesellschaften. Daher schneiden Investments in Large Caps langfristig schlechter ab. Einer der Gründe für den langfristigen Renditevorsprung liegt in den einfachen Strukturen und flachen Hierarchien. Dadurch sind sie in der Lage, schneller auf Marktveränderungen reagieren zu können. Ein weiterer Unterschied ist die Motivation des Managements. Bei kleineren Unternehmen hat das Management ein langfristiges Interesse an einer erfolgreichen Unternehmensentwicklung. Große Unternehmenslenker werden in der Regel an kurzfristig erzielten Bilanzkennzahlen gemessen.
Denke auch daran: Selbst die größten Unternehmen haben früher oder später teilweise als 1-Mann Betrieb angefangen und sind erst über die Jahre / Jahrzehnte so stark gewachsen. In dieser Zeit hätte man dabei sein müssen, nicht erst dann, wenn aus dem flotten Schnellboot ein träger Tanker geworden ist.

Schauen wir uns das in der Praxis an: Dax vs. MDax

Im Dax (Deutscher Aktienindex) sind bekanntlich die 30 größten deutschen Firmen. Der Mdax spielt eine Liga darunter, dieser beinhaltet die nächsten 50 großen Firmen. Diese repräsentieren aber eher den deutschen Mittelstand und sind teilweise auch noch inhabergeführt.

Der Dax seit dem Jahr 1996:

Quelle: www.finanzen.net/index/dax/seit1959 (Stand Oktober 2020)

Ein Plus von 468 %. Klingt gut. Hätte man mit einem Sparbuch wohl nicht geschafft. Aber wie hat sich der kleine Bruder entwickelt, der MDax?

Quelle: www.finanzen.net/index/mdax/seit1996 (Stand Oktober 2020)

Er hat eine Wertentwicklung von 960 % hingelegt, somit fast das Doppelte vom großen Bruder. Das ist durchaus mal eine Zahl, die man auf sich wirken lassen kann. Der MDax hat nichts mit Spekulation, großen Wetten oder dubiosen Firmen zu tun. Es sind einfach mittelständige Unternehmen der zweiten Reihe, welche noch ein größeres Wachstum haben (werden), als Firmen, die schon extrem groß sind. Natürlich gibt es immer einzelne Ausnahmen, aber wenn wir einen gemeinsamen Index oder auch Investmentfonds ansehen, so wird es so sein.

Wie du an dem Chart erkennen kannst, sind sogar die Kursrückgänge nicht ganz so dramatisch wie beim großen Dax. Wer hätte das gedacht? Aber selbst eine starke Volatilität sollte dich bekanntlich nicht abschrecken, wie wir schon öfters erwähnt haben.
Aufgrund ihrer Nischenposition sind Nebenwerte fokussierter als Blue Chips aufgestellt. Das bedeutet für Investoren, dass Geschäftsmodelle abgeschotteter von der Konkurrenz sind, somit weniger stark hinsichtlich Margen unter Druck stehen. Zudem sind klare Managementunterschiede zu erkennen. Erstaunlich zudem: 80 % aller familiengeführten Unternehmen finden sich bei den Nebenwerten. Und diese schmeißen das Geld nicht aus dem Fenster wie viele große Firmen, die von einem Vorstand geführt werden, der am Ende keine Haftung übernimmt.

Der Einfluss von Makroökonomischer Faktoren ist zudem deutlich geringer. 80 % der Kursentwicklung der Nebenwerte werden durch unternehmensspezifische Dinge erklärt. Im Ergebnis sind solche Investments damit auch unkorrelierter zum gesamten Aktienmarkt.

In einer der letzten Ausgaben von Focus Money gab es eine interessante Statistik, welche aussagt, das Small Caps teilweise das fünffache Wachstumspotential haben wie große Unternehmen. In Japan ist dieser Unterschied extrem, aber auch in Europa ist es das knapp vierfache von größeren Unternehmen.

Quelle: Allianz Global Investors / Focus Money

Kurze Erklärung zum Verständnis: Mit Small & Mid Caps sind natürlich keine kleinen Garagenfirmen um die Ecke gemeint. Als Mid Caps werden Unternehmen bezeichnet, welche einen Börsenwert von 500-2.000 Millionen Euro besitzen. Small Caps sind somit eine Kategorie für Gesellschaften, welche unter 500 Millionen Euro an Börsenwert genießen. Kleine Garagenfirmen sehen somit anders aus ;-).

Auch in diesem Jahrtausend schlagen kleine Nebenwerte die "Großen".

Ebenso gab es einen Chartverlauf seit dem Jahre 2001 mit dem Vergleich des normalen MCSI World, ein Indiz für Small Caps und ein Indiz für Large Caps. Wie du siehst, schneiden Large Caps mit Abstand am schlechtesten ab. Hier hast du es also auch schwarz auf weiß, wieso du langfristig Nebenwerte bevorzugen solltest. Fairerweise muss noch gesagt werden, dass die Kursschwankung hier noch erhöht ist. Aber dies sollte man bekanntlich positiv sehen & für sich nutzen (Stichwort monatliche Sparpläne). Die Thematik rund um die Angst vor der Volatilität haben wir aber auch recht genau in einem anderen Beitrag beschrieben. 

Quelle: Allianz Global Investors / Focus Money

Ebenso zeigt dies die folgende langfristige Studie mit Beginn von 1926. Nebenwerte schlagen die übrigen Anlageklassen mehr als eindeutig.

Wie sieht aber die Praxis aus? 

Diese sieht keinen wissenschaftlichen Ansatz, sondern der Großteil der Investmentfonds und ETF´s legen in große Unternehmen an, wie man an folgender Graphik sieht:

Besser ist jedoch, wenn man auf die fundamentalen und wissenschaftlichen Ansätze achtet, welche seit Jahrzehnten & Jahrhunderten Bestand haben. Die Übergewichtung von Smallcaps gibt langfristig eine Mehrprämie ab, genauso wie weitere Faktoren. In unserem Ansatz werden also kleinere Unternehmen übergewichtet gegenüber dem Markt. 

Dies zeigt sich auch hier im langfristigen Vergleich mit weiteren Aspekten, welche langfristig eine Überrendite erwirtschaften. 


Fazit zu Small & Mid Caps vs. Large Caps beim langfristigen Vermögensaufbau:

Eigentlich müssen wir dazu jetzt gar nicht mehr viel sagen, die wissenschaftliche spricht klar dafür, dass man in einer langfristigen Strategie unbedingt auch auf Nebenwerte setzen sollte, da diese eine stärkere Rendite abwerfen als große Unternehmen. Sämtliche wissenschaftliche Studien (Sharpe, Fama, French) weisen dies so aus. Ganz nüchtern und neutral.  Die Anlage in Nebenwerte sollte man aber über viele verschiedene Regionen in dieser Welt verteilen, um den bestmöglichsten Effekt der Streuung zu bekommen. In unserem wissenschaftlichen Weltportfolio spielen Smallcaps eine signifikante Rolle. Breit gestreut über alle Regionen und Sparten. Auch das ist ein wichtiger Faktor, um eine Überrendite zu erwirtschaften. 


Pressenachklang


August 2018 / Das angesehene Internetportal "Business Insider Deutschland" nahm Kontakt mit uns auf um über die Anlage in Nebenwerte zu sprechen. Im Artikel "Ein weit verbreiteter Denkfehler bei der Geldanlage kann euch um ein Vermögen bringen" werden wir hierzu öfters zitiert. Schön, wenn langsam ein Umdenken ansetzt, dass langfristig die höchste Rendite in Nebenwerte vonstatten geht.