Update der Continentale Berufsunfähigkeitsversicherung
| Berufsunfähigkeit
Die Continentale ist in unserer Beratung, wie auch in unserem Artikel zur Berufsunfähigkeitsversicherung ein eher seltener Gast. Es gibt fast immer Konstellationen, wo es bessere Alternativen gibt und so wirklich spannend fanden wir ihre BU-Versicherung bisher auch nicht. Ein paar Schwachpunkte wurden jetzt beseitigt, welche wir nun etwas genauer ansehen möchten. Ob die Continentale dadurch stärker in unseren Fokus rutscht und auch bei geschätzten Maklerkollegen mit Schwerpunkt BU-Versicherung punkten kann, steht auf einem anderen Blatt. Bisher hat man nicht soooo den besten Ruf.
Ok, stimmt nicht immer so ganz. In unseren Jahresrückblicken zur BU-Versicherung kommt auch vor, dass wir die Continentale Berufsunfähigkeitsversicherung immer wieder mal vermitteln - man hat doch ein extrem gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für manche sozialen Berufe. Sehen wir uns die letzten zwei Jahre an, haben wir einmal eine BU von der Continentale für eine Physiotherapeutin, sowie einen Beschäftigungstherapeut vermittelt. Wie man bekanntlich weiß, liegt unser Schwerpunkt eher auf Ärzten (auch Zahnärzte), MINTler, Kammerberufe und Ingenieure, aber natürlich würden wir auch soziale und körperliche Berufe gerne in unserer BU-Beratung einbauen - wenn hier weniger anfragen als die anderen Berufsgruppen, dann ist es so. Aber zurück zum eigentlichen Sinne dieses Artikels - dem Update, welches seit dem 23.05.2024 gilt.
1. Anhebung der ärztlichen Untersuchungsgrenzen von 2.500 Euro auf 3.000 Euro mtl. BU-Rente
Wollte ein Interessent bei der Continentale eine Berufsunfähigkeitsversicherung von 2.700 Euro absichern, musste bis zum 23.05.2024 eine ärztliche Untersuchung / Zeugnis erfolgen. Dies fanden wir immer nicht so ganz schick, denn:
- Vielleicht kommt bei dieser Untersuchung etwas heraus, was man gar nicht wusste (erhöhte Blutwerte?)
- Der Rückversicherer spricht i.d.R. ein Wörtchen mit und votet humorloser als vielleicht ein guter Risikoprüfer im eigenen Hause
- Die Abfragezeiträume werden durch die ärztliche Untersuchung / Zeugnis extrem stark aufgeweicht
Auch aus diesem Grund sind wir und viele Kollegen große Freunde der Aufteilung auf zwei Versicherer. Neben dem Umgehen von einer ärztlichen Untersuchung kommt einem auch die doppelte Power an Nachversicherung zugute. Das ist jetzt aber ein anderes Thema.
Mit der Anhebung der Grenze auf 3.000 Euro ist man aber nicht alleine. Auch die bekannte und geschätzte Alte Leipziger hat vor wenigen Wochen die frohe Kunde verkündet, dass man nun von 2.500 Euro auf 3.000 Euro ging. Grundsätzlich ist dies aber kein Punkt, wofür man sich in der heutigen Zeit feiern muss. In Zeiten einer starken Inflation und dem damit verbundenen Kaufkraftverlust war es mehr als an der Zeit, die gefühlt seit einem Jahrzehnt vorhandene Grenze von 2.500 Euro anzuheben. Vor der Continentale und der Alten Leipziger haben es ja auch schon mindestens zehn weitere Versicherer geschafft.
Möchte man sich etwas höher bei der Continentale versichern, ist dies also ein gutes Zeichen. Möchtest Du Dich - warum auch immer - sehr hoch versichern, bleibt es beim üblichen Spiel. Bitte erst nach erfolgter anonymer Risikovoranfrage die 3.000 Euro absichern, Policierung abwarten und danach z.B. die weiteren 2.000 Euro, falls man auf eine gesamte Versicherungssumme von 5.000 Euro mtl. BU-Rente kommen möchte.
- Im Zuge der Anhebung bei der ärztlichen Untersuchungsgrenze wurde auch der Nachweis der letzten Einkommen angehoben - ebenso von 2.500 auf 3.000 Euro. Erst ab dieser monatlichen BU-Rente musst Du Nachweise wie Gehaltszettel und / oder den Steuerbescheid bei der Continentale beilegen.
2. Umstellung der finanziellen Angemessenheit auf Brutto - statt Nettobasis
Ein großer, großer Punkt, welchen wir bei den BU-Versicherern als sehr negativ ansehen: Erfolgt die Anrechnung der maximalen, finanziellen Angemessenheit anhand des Nettogehaltes, dann können insbesondere Gutverdiener und Akademiker in die Röhre schauen und eine bedarfsgerechte Statusabsicherung dürfte nicht mehr möglich sein. Oftmals werden ja die Abzüge im Leistungsfall vergessen (insbesondere die Beiträge zur Krankenversicherung & man zahlt keinen Cent mehr in die gesetzliche Rentenversicherung ein).
Bisher konnten bis zu einem Jahresnettoeinkommen von 50.000 Euro 85 Prozent abgesichert werden, darüber hinaus nur noch 60 Prozent. Hier erfolgte nun eine Umstellung auf die Bruttobasis. Nun können 65 Prozent des Bruttogehaltes von 80.000 Euro abgesichert werden, darüber hinaus 35 Prozent. Diese Zahlen erinnern stark an die Anrechnung des Volkswohl Bundes, hier sind wir aber bei 65 Prozent mit 85.000 Euro. Aber was macht diese Änderung in Zahlen aus?
Nettogehalt p.a. | Bruttogehalt p.a. | Bisherige max. mtl. BU-Rente | neue max. mtl. BU-Rente | Steigerung von |
---|---|---|---|---|
29.150 Euro | 45.000 Euro | 2.065 Euro | 2.438 Euro | Plus 18 Prozent |
36.732 Euro | 60.000 Euro | 2.602 Euro | 3.250 Euro | Plus 25 Prozent |
47.013 Euro | 80.000 Euro | 3.330 Euro | 4.333 Euro | Plus 30 Prozent |
Dies wäre - falls die Continentale in die engere Auswahl bei uns rücken würde - eine sehr gute Nachricht & erschreckend, wie wenig man bisher eigentlich als Gutverdiener & Akademiker absichern konnte. Es ist schon ein Unterschied, ob man im Worst-Case Szenario (Leistungsfall) 1.000 Euro mehr oder weniger im Monat hat. Klar, klingen die obigen Zahlen mit 3.330 Euro vs. 4.333 Euro viel, aber zum einen sollte man die bekannten Abzüge beachten und zum anderen wird das Leben nicht günstiger. Hat man auch schon eine Familie gegründet, zahlt vielleicht den Immobilienkredit ab - da sind 1.000 Euro weniger im Geldbeutel extrem schmerzhaft. Von daher kann man nun bei der Continentale auch die passende BU-Rentenhöhe absichern bzw. man befindet sich jetzt auf jeden Fall wieder im guten Mittelfeld im Marktvergleich. Nur bei der Absicherung von extrem hohen BU-Renten würde man wieder etwas abfallen, da ab einem Bruttoeinkommen von 80.000 Euro nur noch 35 Prozent abgesichert werden können. Das ist wiederum in unseren Augen einen Tick zu wenig, aber dies wäre jetzt eine andere Diskussion.
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3. Anhebung der Pauschalgrenzen bei über 900 Berufen
Bisher mussten bei einer gewünschten BU-Rente von über 12.000 Euro Jahresrente (also 1.000 Euro im Monat) Angaben zum Einkommen gemacht werden & es gab die Prüfung der Angemessenheit.
Dies ist nun bei über 900 Berufen (insbesondere viele Berufsbilder in der Industrie & Handwerk) nicht mehr nötig bzw. die Grenze wurde auf 1.500 Euro mtl. BU-Rente erhöht. Ebenso profitieren davon Azubis und Schüler. Wobei Schüler - diese sind im Moment (06 / 2024) weiterhin verloren, denn es muss immer noch eine aktive Ummeldung in der Schüler BU bei der Continentale erfolgen. Damit ist einer der beiden großen Vorteile einer Schüler-Berufsunfähigkeitsversicherung zunichtegemacht worden. Da gibt es erheblichen Nachholbedarf. Selbst die große AXA hat es im Update 01 / 2024 in der BU-Versicherung geschafft, jetzt eine kundenfreundliche Regelung zu finden.
4. Neue Berufsbilder halten Einzug bei der Continentalen
Die Berufswelt ist im Wandeln und es kommen Berufe dazu, die es vor einigen Jahren noch gar nicht gab. Für uns und unsere Kunden ist dies manchmal gar nicht so einfach, die passende Berufsbezeichnung zu finden. Klar, wir behelfen uns dann mit einer Eigenerklärung (im unteren Drittel des Artikels) und bitten um eine konkrete Einstufung bei der Gesellschaft. Besser wäre es aber, wenn es den Beruf direkt zur Auswahl gibt.
Folgende Berufsbilder haben nun Einzug bei der Continentale gehalten:
- Data-Engineer
- Cloud-Engineer
- Software-Engineer
- Solution Architect
- NET-Developer
- DevOps-Engineer
- Business-Analyst
- Java-Developer
- Projektmanager (ok, diesen gab es sicherlich auch schon vor 10 Jahren)
Diese kleine Änderung macht das Leben für uns durchaus einfacher, da viele dieser Berufsgruppen sich bei uns für eine Beratung melden. Man findet uns über Google, schätzt die Kundenbewertungen und schließt daraus, dass wir unseren Schwerpunkt in der Berufsunfähigkeitsversicherung als Versicherungsmakler haben 😉.
5. Leicht verbesserte Definition für Studenten in der BU-Versicherung
Und zu guter Letzt werden nun auch duale Studenten stärker berücksichtigt mit folgender Verbesserung in den Vertragsbedingungen:
„Akademiker ist eine Person, die über eine erfolgreich abgeschlossene Hochschulausbildung an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule verfügt, sofern deren Abschluss in Deutschland als Hochschulausbildung staatlich anerkannt ist. Bei Studenten einer solchen Hochschule wird bereits während ihres Studiums eine erfolgreich abgeschlossene Hochschulausbildung unterstellt.“
Kleine Verbesserungen, denn auch für Studenten ist eine BU-Versicherung schon sehr sinnvoll. Warten bis zum Start ins Berufsleben ist hier oft ein schlechter Ratgeber, denn ein falscher Arztbesuch, eine neue Vorerkrankung - schon wird der Plan nach der passenden BU-Versicherung zunichtegemacht. Von daher - falls Du Student bist und noch keine Berufsunfähigkeitsversicherung hast - dann kümmere Dich darum und sichere Dir Deinen Gesundheitszustand. Ob das unbedingt bei der Continentale sein muss, ist eine andere Frage - aber bleib dran und logge Deine Gesundheitshistorie ein, denn es muss nie mehr eine Nachmeldung bei neuen Erkrankungen erfolgen.
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6. Noch ein Wort zum neuen EinkommensvorsorgeConcept der Continentalen
Vor ein paar Monaten kam die Continentale mit einem relativ neuen Konzept auf den Markt - eine Mischung aus einer Erwerbsunfähigkeitsversicherung und einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Idee an sich ist nicht schlecht, der Markt der Arbeitskraftabsicherung kann gerne neue Impulse vertragen. Auch wir haben es uns kurz angesehen, ebenso fragte die Presse / ein Journalist bei uns nach.
Fazit von uns war eher, dass die Idee vielleicht Charme hat, aber wir sehen hier keine wirkliche Stückzahlen in absehbarer Zukunft oder einen Markt. Die Idee dahinter ist, dass man 100 Prozent Leistung aus der Erwerbsunfähigkeitsversicherung bekommt, zudem 25 Prozent oder 50 Prozent bei einer möglichen Berufsunfähigkeit. Sichert man also 2.000 Euro durch die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ab, sind 500 Euro oder 1.000 Euro in der BU-Versicherung inkludiert (die 1.000 Euro wären auch das maximale und steigen auch nicht durch die Beitragsdynamik an). Die Idee dahinter ist auch eher für körperliche Berufe geeignet, vonseiten der Continentale. Wird der Maurer berufsunfähig in seinem Beruf aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, dann ist er noch lange nicht erwerbsunfähig. Mit den 25-50 Prozent Rente aus der BU-Versicherung fällt ihm die Umschulung zum Bauzeichner vielleicht etwas einfacher.
So sind die Beiträge beim EinkommensvorsorgeConcept der Continentale:
- Ein 25-jähriger Maurer mit 2.000 Euro EU-Absicherung würde 219 Euro mit 1.000 Euro BU Rente bezahlen, bei 500 Euro sind es 174 Euro im Monat.
- Die gleichaltrige Krankenschwester würde bei 136 bzw. 117 Euro liegen.
Beiträge, die jetzt nicht überraschen.
Von daher denken wir eher, dass es sich beim EinkommensvorsorgeConcept um einen Rohrkrepierer handelt (für die meisten Berater wäre es zudem wohl auch ein bisschen zu kompliziert zu erklären), schätzen aber die grundsätzliche Idee der Continentale Versicherung. Wir selber werden wohl weniger Berührungspunkte haben, da es sich nach unserer Einschätzung eher um ein Produkt für handwerkliche, körperliche und vielleicht auch soziale Berufe handelt. Alles ehrbare Berufsbilder, zu denen wir gerne beraten würden - aber bei uns fragen bekanntlich bevorzugt Ärzte, MINTler, Kammerberufler und Co. an. Den heiligen Gral, wie man recht teure Berufsbilder in der BU-Versicherung erreichen könne, haben wir aber leider auch nicht. Wir können eigentlich nur immer an die Eltern appellieren, sich so früh wie möglich um die Thematik Arbeitskraftabsicherung zu kümmern, sei es auch “nur” mit einer Kinder BU-Option.
- Wir würden uns aber freuen, sollten wir mit unserer Einschätzung falsch liegen und das EinkommensvorsorgeConcept der Continentalen schlägt ein.
7. Unser Fazit zum Update der Continentalen
Sicherlich schon gute Verbesserungen, wobei die Continentale hier nur aufschließt im Marktvergleich. Sicherlich wird in speziellen Fällen die Continentale BU-Versicherung bei uns zum Einsatz kommen, im Moment sehen wir aber weiterhin zehn Versicherer bei unseren typischen Interessenten davor. Ein großes Manko bleiben weiterhin die sehr kundenunfreundlichen Gesundheitsfragen, alleine die Frage nach der Psyche mit:
“Bestehen oder bestanden bei Ihnen in den letzten 10 Jahren Krankheiten oder Beschwerden der Psyche ….”
Ist fast schon ein No-Go für uns. Zudem ist die Risikoprüfung zu hart für unsere Art der intensiven Aufbereitung der Gesundheitshistorie. Ebenso finden wir insbesondere für junge Leute die Nachversicherung nicht so passend, vor allem bei einer zu Beginn recht niedrigen BU-Rente. Da ist der Deckel der maximalen BU-Rente mal vorprogrammiert.
- Wir beobachten die Continentale also weiterhin von der Seitenlinie, setzen diese aber punktuell ein
Ganz überzeugt sind wir also nicht, obwohl es sich um einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit handelt. Eine Rechtsform, welche wir prinzipiell für sehr gut finden.
Pressenachklang
20.06.2024 / Ferner hatte unser BU-Experte Tobias die Gelegenheit, im Magazin "Das Investment" das Update der Continentale Berufsunfähigkeitsversicherung eingehend zu untersuchen. Wie bereits im obigen Artikel beschrieben, konnte man zwar einen Schritt nach vorne machen, restlos überzeugt von der Continentalen BU sind wir aber auch mit den neuen Verbesserungen noch nicht.