Barmenia Krankentagegeld Aktion wird eingestellt
| Versicherungen
Die durchaus beliebte Aktion der Barmenia zum Krankentagegeld wurde etwas überraschend Anfang November eingestellt. In diesem Beitrag gehts uns nicht um die Barmenia, sondern generell ein bisschen um einen Blick in die Thematik “Verkürzte Gesundheitsfragen und ihre Auswirkungen”. Land auf, Land ab, suchen ja Personen immer wieder Möglichkeiten, mit verkürzten Antragsfragen eine Absicherung zu einem sehr günstigen Preis zu erhalten. Das ist kein reines Phänomen der Barmenia gewesen, sondern zieht sich eigentlich durch alle Versicherungssparten. Warum dies langfristig aber kritisch ist, erläutern wir kurz.
Wir müssen aber durchaus sagen, dass wir etwas traurig sind, dass die Barmenia die Aktion mit verkürzten Gesundheitsfragen eingestellt hat. Trotz Kritik an verkürzten Gesundheitsfragen, werden diese natürlich rege nachgefragt und so ehrlich sind wir - lieber macht bei uns jemand den Abschluss, als wo anders oder direkt bei einem Portal. Zum anderen hatte die Barmenia einen extrem kundenfreundlichen Onlinerechner mit Abschlussmöglichkeit. Diesen nutzten aber nicht nur wir, sondern sicherlich auch viele Kollegen.
1. Warum stellt die Barmenia den Antrag mit verkürzten Gesundheitsfragen ein?
Immerhin gibt es diese Möglichkeit des Abschlusses seit dem Jahr 2016, es war also keine kurzfristige Aktion. Die Onlineabschlussmöglichkeit gab es seit 2017, also für einen Versicherer relativ früh. So gab es in dieser Sparte für die Barmenia durchaus einen sehr regen Bestandszuwachs. Das lieben Vorstände. Mehr Verträge, mehr Umsatz.
Folgende Nachricht erreichte uns aber vor wenigen Tagen von der Barmenia:
Man gab jetzt also zu, dass der Schadensverlauf nicht so verlief, wie eigentlich gewünscht. Es kamen zu viele Personen mit kleineren und größeren Vorerkrankungen herein, welche nicht abgefragt worden sind. Zudem war der Tarif auch ein bisschen zu günstig kalkuliert. Jetzt, etliche Jahre nach der Einführung, merkt man die Konsequenzen daraus.
Die Barmenia zog den Stecker und hat diese Aktion mit sofortiger Wirkung beendet. Nicht zum Ende des Jahres, mit ggf. Vorlaufzeit für den Kunden und dem Berater, sondern sofort. Diese Kurzfristigkeit überrascht uns schon etwas.
Es sieht aber generell so aus, als wenn die Barmenia jetzt in Ihrem Krankenzusatzbereich etwas aufräumt. Im September stellte man recht kurzfristig den beliebten Zahntarif ein, welcher vom Preis & Leistungsverhältnis mitunter das Beste gewesen ist.
2. Wie waren bisher die Gesundheitsfragen der Barmenia Krankentagegeldaktion und wie sind Sie jetzt?
Die Barmenia hatte bisher in Ihrer Aktion eine sogenannte Ausschlussliste. Hatte man eine der folgenden Erkrankungen, konnte diese Aktion nicht genutzt werden.
Es gab also keine offenen Gesundheitsfragen, wie sonst üblich.
Oben sehen wir also viele diverse Diagnosen, die selbst ein normaler Verbraucher relativ klar und eindeutig beantworten kann. Auch aus diesem Grund hatte die Aktion so eine Beliebtheit.
Das sind die neuen Gesundheitsfragern der Barmenia zur Krankentagegeldversicherung:
Anders wie bisher, ist eine Ja-Antwort erlaubt und es könnte sogar eine anonyme Risikovoranfrage gemacht werden (auch wenn diese vonseiten der Versicherung bei einer so kleinen Absicherung wie einem geringen Krankentagegeld nicht wirklich gewünscht wird).
- Die Barmenia hat also Ihr Krankentagegeld generell nicht eingestellt, es gibt einfach nur erneute Gesundheitsfragen. Eine Onlineabschlussmöglichkeit (Onlinerechner) gibt es im Moment aber nicht.
3. Was lernen wir daraus mit den verkürzten Gesundheitsfragen?
Darüber könnten wir jetzt einen ganzen Roman, aber zumindest einen kleinen Blockabsatz schreiben.
Es ist irgendwie verständlich, dass normale Verbraucher irgendwie eine einfache Abschlussmöglichkeit suchen, die zudem noch einen attraktiven Preis hat. Aber je länger wir jetzt am Markt sind im Finanzbereich, desto immer mehr sind wir der Meinung = mittel & bis langfristig ist dies für das Versichertenkollektiv schädlich.
- Denke immer daran: Alles, was gut für den einzelnen ist, wird sich negativ auf das Kollektiv auswirken.
Die Barmenia hatte jetzt über all die Jahre eine zu lasche Risikoprüfung, was dem Versicherer nun vor die Füße fällt. Man nahm die Risiken zu einfach an. Hätte es eine normale und reguläre Gesundheitsprüfung gegeben, dann wären viele versicherte Personen sicherlich nicht zu normalen Konditionen versichert worden. Entweder hätte es einen Risikozuschlag, Ausschlussklausel oder Ablehnung gegeben.
Kann ein Versicherer aber nicht einfach die Beiträge erhöhen?
Guter Gedanke, aber...
- Der Versicherer erhöht natürlich dann die Beiträge in der Krankenversicherung.
- Aber was erleben wir dann? Gesunde Kunden werden bei zu starken Beitragserhöhungen den Tarif / Gesellschaft verlassen.
- Personen, die krank sind und nicht wechseln können / sollten, bleiben.
- Das Versichertenkollektiv wird noch schwächer.
Die Thematik sehen wir übrigens sehr häufig, viel auch im Krankenbereich. Da kommen irgendwelche Tarife an den Start, die vom Preis & Leitungsverhältnis absolut top sind und auch noch eine recht lasche Risikoprüfung & Antragsfragen haben. So wird man sehr schnell Testsieger, Liebling der Verbraucherportale und der Selbstentscheider. Das böse Ende kommt dann oftmals einige Jahre später. Massive Beitragserhöhungen, katastrophaler Service & Schadensbearbeitung. Das alles erleben wir.
Das erleben wir übrigens auch in anderen Sparten. Selbst in der KFZ- oder Sachversicherung. Auch hier suchen Vermittler immer oftmals die günstigste Lösung mit recht einfachen Annahmerichtlinien (“Die Gesellschaft fragt nur 12 Monate nach Vorschaden, nicht fünf Jahre” oder “Bei denen ist alles versichert, volle Punktzahl, zu 30 Prozent günstigerem Beitrag”). Zaubern kann niemand.
In der uns so wichtigen Sparte Berufsunfähigkeitsversicherung werden wir die Thematik stark nachgelagert sehen. Leistungsfälle in der BU treten oftmals erst in einigen Jahrzehnten auf. Schon jetzt sehen wir aber, dass die Hälfte unserer Leistungsfälle aus bisherigen Aktionsanträgen kamen. Verkürzte Gesundheitsfragen können in der Berufsunfähigkeitsversicherung für den Einzelnen ein Segen sein. Die Psychotherapie muss nicht angegeben werden, der Tinnitus macht nichts aus, die Skoliose und Wirbelsäulenbeschwerden werden nicht abgefragt. Alles super. Für den einzelnen. Aber das Kollektiv ist sehr viel anfälliger. Vor allem, wenn die Tarife noch absolut top sind von den Bedingungen her und das zu einem überraschend guten Preis. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es leider nicht.
Was lernen wir daraus:
Bitte habe keine Angst vor umfangreichen Gesundheitsfragen in der jeweiligen Sparte. Es schützt das jeweilige Kollektiv und die Versichertengemeinschaft. Somit auch Dich. Wir wissen, es nervt, die Gesundheitshistorie soooo intensiv aufzubereiten, wie wir es oftmals fordern. Aber die Arbeit muss einmal gemacht werden. Danach bist Du hoffentlich sauber und vernünftig versichert.
Schon jetzt nehmen wir bei gesunden Menschen & Interessenten eher Abstand von Versicherern, die sonst mit sehr verkürzten Antragsfragen werben. Habe keine Angst vor einer Ja-Antwort. Es ist etwas mehr Arbeit.
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4. Die Barmenia Aktion gibt es nicht mehr, was gibt es für Alternativen?
Jetzt sind wir genau bei dem Punkt, welchen wir gerade besprochen haben. Die erste Alternative wäre schlichtweg, indem man einfach die normale Gesundheitsprüfung des Versicherers ausfüllt. Punkt. Das ist zwar zeitintensiv, aber dafür ist man in einem Kollektiv drin, welches recht gesund sein dürfte. Zudem achte bitte auch nicht zu sehr auf den günstigsten Preis. Es ist nicht dramatisch, wenn dein Krankentagegeldversicherer bei Abschluss nur irgendwo im Mittelfeld ist. Wer zu günstig ist, wird und muss früher oder später mal erhöhen.
Aber ich benötige verkürzte Gesundheitsfragen beim Krankentagegeld?
Anfang 2024 brachte die AXA ein Krankentagegeld ohne Gesundheitsfragen auf dem Markt. Wir werden hierzu in Google gut gefunden und verzeichnen viele Abschlüsse, auch wenn wir uns klar dazu äußern, dass wir keine Beratung machen. Abschlüsse sind trotzdem hoch. Ganz nüchtern gesehen wird diese Aktion eigentlich mal platzen. Die Beiträge sind viel zu günstig (auch wenn alle fünf Jahre eine Erhöhung stattfindet) und keine Gesundheitsfragen (Obliegenheit aber beachten). Bilde Dir bitte selber eine Meinung. Wenn wirklich sehr viele Vorerkrankungen im Spiel sind, bleibt nur die AXA übrig. Aber bitte, bitte - wenn du einigermaßen gesund bist, dann nutze einen normalen Antrag und mache vorher bitte eine Risikoprüfung. In diesem Zusammenhang sei noch kurz erwähnt, dass wir diesen Service nur für Vollmandanten anbieten. Sprich, wir betreuen sämtliche Versicherungen - mehr unter “Fokussierung der Bierls”.
Am ehesten Ähnlichkeit hat derzeit die Aktion der Halleschen. Ein guter Anbieter, ähnlich wie die Barmenia. Sollten also verkürzte Gesundheitsfragen erforderlich sein, dann schau dir bitte mal die Hallesche an. Unser Rat ist aber eher, den normalen Wege zu gehen. Ob im Krankenversicherungsbereich oder auch in der Berufsunfähigkeitsversicherung.
Wie man den Zeilen entnimmt, ist dies kein Bashing gegen die Barmenia. Kunden von uns haben die Aktion einfach gerne genutzt. Der Schreiber von dem Artikel wünscht der Barmenia ja alles erdenklich gute, da er seine Private Krankenvollversicherung bei der Barmenia hat 🙂. Generell ist bei der Barmenia aber derzeit viel im Umbruch - man fusionierte ja mit der Gothaer (siehe "Die Barmenia BU wird zur Gothaer BU-Versicherung"). Schade, um unseren umfangreichen Artikel zur Barmenia Berufsunfähigkeitsversicherung. Derweil haben wir uns so viel Mühe gegeben.