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Die Annahmequote in der Berufsunfähigkeitsversicherung – eine völlig irrelevante Kennziffer!

| Berufsunfähigkeit

Die Tage trudelte wieder ein Flyer zu uns ins Haus (von der Allianz, spielt aber eigentlich keine Rolle, welche Gesellschaft), der sich um das sehr wichtige Thema der Berufsunfähigkeitsversicherung dreht. Soweit, so gut. Das Thema ist wirklich enorm wichtig und da wir uns darauf spezialisiert haben, nehmen wir die Unterlagen etwas genauer unter die Lupe. Hier erfolgt wieder ein Schulterklopfen, dass die Annahmequote von 88,4 % weit über dem Marktdurchschnitt liegt. Klingt erst einmal gut, aber wieso halten wir diese Kennziffer für völlig nichtssagend? Unsere Annahmequote liegt nämlich bei 100 % in den letzten drei Jahren.

Annahmequote Berufsunfähigkeitsversicherung Überraschung

Aber dazu müssen wir jetzt erst einmal etwas mehr in die Tiefe gehen. Die Annahmequote im besagten Flyer sagt aus, wie viel der gestellten BU-Anträge bei der Allianz nämlich angenommen wurden trotz eventuell schwerer Vorerkrankungeneinem gefährlichen Hobby oder auch sonstigen Gründen, weshalb die Gesellschaft gerne mal eine Annahme verweigert. Da klingen knapp 90 % schon mal nicht schlecht, da ja immer wieder viel passieren kann. Nur jeder zehnte Antrag wird abgelehnt.

Dies schreibt man auch ganz gezielt im Flyer für seine Vermittler:

Aber die Allianz Versicherung ist nicht die einzige Gesellschaft, die damit wirbt. Auch die sehr große und bekannte HDI Versicherung wirbt in der Berufsunfähigkeitsversicherung mit seiner nach eigenen Angaben recht hohen Quote.

Das sind zwar keine 88,4 %, sondern immerhin noch knapp 85 %. Ist die HDI Versicherung nun etwas schlechter in der Berufsunfähigkeitsversicherung oder gar etwas besser, da man sich nicht die schlechten Risiken ins Haus holt? Auch die etwas kleinere Versicherung VPV geht damit hausieren und rühmt sich mit einer guten Annahmequote, untermalt von einem digitalen Risikotool.

Angemerkt sei natürlich kurz, dass es kein Affront gegenüber einige Gesellschaften sein soll. Ganz im Gegenteil, wir vermitteln die BU der Allianz oder der HDI sehr gerne, wenn es für den Interessent und nach getaner Risikovoranfrage passt. Wir möchten nur den Finger in die Wunde legen und ggf. die Gesellschaft dafür etwas sensibilisieren, damit diese nicht mit unwichtigen Kennzahlen hausieren geht.

Vorsicht, wenn Dein Versicherungsvermittler damit hausieren geht und die Annahmequote als sehr wichtig herausstellt!

Es wird sicherlich auch Versicherungsvermittler (Versicherungsmakler, Vermögensberater und Versicherungsvertreter) geben, die ebenfalls beim Kunden mit diesen Argumenten kommen. Untermalt wird dies dann evtl. auch mit dem kompletten Vergleich des Analysehauses Morgen & Morgen, 2017 der wie folgt aussieht:

Quelle: Morgen & Morgen Stand 05 / 2017 Auszug aus VPV Flyer.

Was soll uns diese Quote sagen? Völlig nichtssagend. Es wird teilweise mehr als schlecht, wenn wir manche Internetportale und Vermittler sehen, die mit dieser Annahmequote hausieren gehen. Im Positiven („Schau her, die schauen sich Dein Risiko genau an, da sind noch Menschen am Ball und die sind noch fair“) wie im Negativen („Eine hohe Quote sagt aus, dass die auch Schwerstkranke nehmen, möchtest Du dort auch versichert sein?).

Zudem wird bei der Annahmequote nicht unterteilt, wie jemand versichert wird. Es kann auch zu erheblichen Risikozuschlägen kommen, einer Ausschlussklausel (z.B. wenn die Wirbelsäule öfters mal zwickte) oder einer Rückstellung für manche Vorerkrankung. Es wird hier alles in einen Topf geworfen. Festzuhalten ist aber trotzdem – lieber mit Risikozuschlag / Ausschlussklausel einen BU-Schutz, als gar keine Absicherung.

Unsere Annahmequote liegt bei 100 % in der Berufsunfähigkeitsversicherung

Jetzt wirst Du erst einmal wahrscheinlich ungläubig den Kopf schütteln, wieso wir eine perfekte Annahmequote erreichen, währenddessen große Versicherungsunternehmen fast ausnahmslos unter 90 % in der Berufsunfähigkeitsversicherung sind. Haben wir den magischen Trank gefunden? Ist dies alles mit Glück zu bezeichnen?

Nein, es ist einfach auf eine ganz normale, aber harte Arbeit zurück zu führen. Die versierten Kollegen unter Euch werden uns sicherlich zustimmen und werden ähnliche, eher gleiche Quoten haben. Bei uns gab es in den letzten drei Jahren (eigentlich kann man es auch auf fünf Jahre ausdehnen) eine Annahmequote von 100 %. Das heißt, jeder eingereichte Antrag bei der Versicherungsgesellschaft wurde auch angenommen.

Was machen wir & versierte Kollegen anders bei der Annahmequote in der Berufsunfähigkeitsversicherung?

Die Frage ist so einfach wie salopp zu beantworten. Wir arbeiten einfach mit einer Risikovoranfrage in der Berufsunfähigkeitsversicherung und verlassen uns nicht auf Russisch Roulette und reichen einfach den Antrag ein. In der Voranfrage kann es natürlich dazu kommen, dass es überall nur Ablehnungen hagelt. Dies ist zwar eher unwahrscheinlich, da wir aussichtslose Fälle praktisch gar nicht mehr annehmen (wir können die Versicherbarkeit relativ gut vorher schon prüfen aufgrund der langjährigen Erfahrung), aber selbst, wenn es zu einer Ablehnung in der Risikovoranfrage kommt, passiert nichts. Man ist nicht in einer bösen Datei wie der HIS (ähnlich wie der Schufa Datei, salopp gesagt) gespeichert, ebenfalls muss man diese Ablehnung auch bei künftigen Anträgen nicht angeben und somit gibt es einen Stolperstein weniger.

Reicht man nach dem gewünschten Votum in der RVA den Antrag dann ein, wird i.d.R. ohne Rückfragen so wie gewünscht policiert. Nur in wenigen Ausnahmefällen gibt es anschließend noch offene Fragen, aber der Hauptbestseller ist eine nicht korrekte IBAN ;-). So erreicht man eine 100 % Annahmequote in der Berufsunfähigkeitsversicherung und wir wundern uns immer noch, wie man sich mit einer hohen Annahmequote rühmen kann.

Ok, eigentlich sollte jeder Vermittler so arbeiten, aber wie kommt diese Quote dann zu Stande?

Bei der Allianz, HDI, VPV und vielen weiteren Gesellschaften werden doch die Versicherungsvermittler den Interessenten nicht ins offene Messer eines direkten Antrages laufen lassen? Oder doch? Wir können es uns nur auf drei Wegen erklären:

1. Der Versicherungsvermittler stellt direkt einen Antrag

Wie man so arbeiten kann, entschließt sich zwar unserer Kenntnis, aber wir haben es selber schon öfters erlebt. Da wird doch auch mit der einen oder anderen Vorerkrankung einfach direkt ein Antrag gestellt. Das ist doch viel einfacher und macht weniger Arbeit als eine Voranfrage oder dem Abklären der Annahme. Ein Versicherungsmakler hat natürlich die wunderbare Möglichkeit einer Risikovoranfrage, aber auch der Versicherungsvertreter (=er arbeitet direkt im Auftrag einer Gesellschaft) kann auf kurzem Wege bei seiner Gesellschaft anfragen, ob sein Kunde versicherbar ist. Oder direkte Antragsstellung. Mittlerweile haben ja auch einige Versicherungsvertreter Zugriff auf andere Gesellschaften, wo diese dann eine Voranfrage stellen könnte. Da arbeiten einige Versicherungsvermittler wohl nicht sehr sauber im Sinne ihrer Interessenten & Kunden. Aber alleine in den letzten drei Wochen haben uns vier Personen kontaktiert, dass sie direkt einen Antrag gestellt haben, obwohl sie glaubten, eine Risikovoranfrage zu unterschreiben....

2. Der Interessant / Verbraucher versucht es auf eigenem Wege

Medial wird man ja teilweise damit zugeschüttet, dass man eine BU-Versicherung auch selber beantragen könnte. Im negativen Sinne hat ja vor kurzem die Finanztest den Vogel abgeschossen, worüber wir auch umfangreich mit „Finanztest zur Berufsunfähigkeitsversicherung – denn sie wissen nicht, was sie tun!“ berichteten. Hier wird so getan, als ob jeder einfach schnell mal eine BU abschließen kann. Man achte auf ein paar (sehr fragwürdige) Rankings und stellt gleichzeitig einige Anträge. Das kommt übrigens gar nicht so selten vor. Wir und sicherlich viele andere versierte Kollegen, welche über das Internet gefunden werden, können ein Lied davon singen. Interessenten melden sich bei uns, nachdem ihr BU Antrag abgelehnt worden ist. Man habe es selber probiert, aber die Ablehnung war die Folge. Nun ist man in absoluter Panik und sucht jetzt endlich fachmännischen Rat. Warum nicht gleich so? Wenn wir eine schwere Krankheit haben und diese muss operiert werden, versuchen wir auch nicht mit Messer und Schere eine Not-OP am eigenen Körper. Aber beim Antrag zur Berufsunfähigkeitsversicherung wird es so gemacht. So kommt dann auch eine Annahmequote zu Stande wie oben.

Vielleicht hat der Antragsteller auch eine große Abneigung gegen Versicherungsvermittler und sieht in diesem die Ausgeburt des Bösen und versucht es deshalb auf eigenem Wege? Dann gehört es ihm aber auch nicht anders ;-). Wir sind ganz normale Menschen mit einem Beruf, der eben nicht gerade sexy ist und mit dem andere „Vermittler“ in den Dreck gezogen werden. Schön, wenn man alles über einen Kamm schert. Aber dann sind wir eh der falsche Ansprechpartner, wir möchten auf Augenhöhe beraten.

3. Eine unsaubere Risikoprüfung der Gesellschaft bedingt eine niedrige Annahmequote

Dies dürfte nur der kleinste Teil sein, aber auch das wird es sicherlich geben. Mittlerweile tummeln sich einige Gesellschaften am BU Markt, die eigentlich nicht das fachliche Know How haben. Weder in der Risikoprüfung, noch in der Antragsprüfung. Da gibt es auf der Risikovoranfrage dieses und jenes Votum, nach der Antragsstellung gibt es dann das Schreiben „Nach intensiver Prüfung Ihrer Antragsunterlagen müssen wir leider zur Erkenntnis kommen, dass wir Sie nicht versichern können. Sorry“. Hier gibt es sicherlich schon einige Pappenheimer am Markt. Selbstredend werden diese aber von uns links liegen gelassen. Uns ist eine saubere Risikoprüfung enorm wichtig, wo das geschriebene Votum genauso viel gilt wie die zehn eingemeißelten Gesetze. Wenn eine Versicherungsgesellschaft keine qualitativ hochwertige Risikoprüfung unterhält, können wir mit denen nicht sauber zusammenarbeiten. Punkt, aus. Im Interesse unserer Interessenten, welche in uns große Hoffnungen setzen.

Wie erreicht man die perfekte Annahmequote in der Berufsunfähigkeitsversicherung?

Es ist eigentlich sehr einfach und von uns auch schon sehr oft beschrieben worden. Hier empfehlen wir Dir nachfolgende Artikel:

  1. Unser Ablauf in der BU-Beratung
  2. Risikovoranfrage in der Berufsunfähigkeitsversicherung und was es damit auf sich hat & viele Praxisfälle. Hier bekommst Du eine Vorstellung davon, wie wir arbeiten.
  3. Krankenakte in der BU und warum diese ggf. wichtig ist vor Antragsstellung.
  4. Ärztliche Atteste & Stellungnahmen können ein Segen sein & den Unterschied von normaler Annahme zu Ausschlussklausel & Ablehnung ausmachen.

Für beide Seiten ist dieser Weg sicherlich sehr mühsam und zieht sich vielleicht auch über mehrere Wochen oder sogar Monate. Aber dafür hast Du dann einen wasserdichten Vertrag und die Versicherungsgesellschaft freut es auch, immerhin sind sie jetzt wieder wenige tausendstel Prozentpunkte in der Annahmequote gestiegen und können darüber wieder tolle Flyer verteilen. Sozusagen eine win to win Situation für beide ;).


Pressenachklang zum obigen Artikel

Auch das Fachmagazin Pfefferminzia nahm unseren Artikel zur Kenntnis und berichtete sehr ausführlich darüber. Freut uns sehr, dass diese völlig irrelevante Kennziffer der Annahmequote jetzt etwas überfragt wird. Der Artikel erschien online unter "BU-Makler warnen vor falschem Umgang mit Annahmequoten"

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