Beitragserhöhung Ergo Risikolebensversicherung 2021
| Versicherungen
Wir beobachten Beitragserhöhungen im Biometriebereich (dazu zählt z.B. die Berufsunfähigkeitsversicherung wie Risikolebensversicherung) sehr aufmerksam. Ist dies für uns doch ein nicht unwesentlicher Indikator in unserer Beratung. Viele Interessenten vergessen nämlich, dass der Zahlbeitrag nicht fest ist und sehen bei einem Vertrag, welcher oftmals 40 Jahre und mehr läuft, nur den aktuellen Beitrag. Dieser ist aber nicht garantiert.
So erging es auch einem Neukunden bei uns. Dieser meldete sich vorbildlich in unserem Versicherungsmanager simplr an und legte seine Verträge an (Vorgehensweise unter “So wirst Du Kunde bei den Bierl´s”). So hatte unser Interessent anschließend viele Fragen. Da wir unsere Beratung nach dem Ärztehausprinzip aufgebaut haben, gibt es dazu nun auch verschiedene Ansprechpartner von uns. Wir denken, dass dies auch die Zukunft der Beratung ist. Nicht ein Berater, der meint, alles zu können, sondern ein Team mit verschiedenen Spezialisten, welche sich fortwährend austauschen. Uns kann auch kein Orthopäde sagen, dass er auch automatisch ein Profi im Hals-Nasen Ohren Bereich ist… Nun gut, zurück zum Ausgangsthema.
Eine Frage war hierbei, was man mit der Ergo Risikolebensversicherung machen sollte. Diese hat den Beitrag erhöht. Da schlackern natürlich unsere Ohren. Zuerst haben wir geprüft, ob wirklich der Netto- / Zahlbeitrag angepasst wurde oder einfach nur irgendwie ein Rabatt oder ähnlich wegfiel. Dies war nicht der Fall.
Unser Neukunde hat die Ergo Risikolebensversicherung (damals noch Ergo Direkt) im Jahr 2015 abgeschlossen über eine Absicherung von 230.000 Euro, was einen jährlichen Beitrag von ca. 266 Euro ausmacht:
Laufzeit betrug 23 Jahre.
Hierbei folgte schon jetzt der Hinweis mit:
“Gewinnbeteiligung:
Die Gewinnanteile vermindern den Beitrag. Umfassende Angaben über die Gewinnbeteiligung finden Sie in Ihren Vertragsunterlagen.
*Der Gewinnanteil kann nicht für die gesamte Vertragsdauer garantiert werden. Der zu zahlende Beitrag bleibt unverändert, solange der Gewinn-Anteil nicht neu festgesetzt wird”.
Warum schloss man damals die Ergo Direkt Lebensversicherung ab?
Das entzieht sich selbstredend unserer Kenntnis. Die Ergo Direkt war vom Zahlbeitrag über die diversen Vergleichsrechner aber einer der günstigsten Anbieter und zudem machte man auch relativ aggressiv Werbung über diverse Kanäle. Als normaler Verbraucher kann man also schon auf die Ergo Direkt kommen. Der Name Ergo ist ein Begriff (immerhin einer der größten Versicherer Deutschland´s), “Direkt” Versprach wohl ein kostengünstiges Projekt ohne “lästige” Versicherungsvermittler.
Sechs Jahre blieben die Beiträge konstant, jetzt kam die Erhöhung!
Anfang 2021 kam ein Schreiben der Ergo (mittlerweile ging die Ergo Direkt in die Ergo über), mit dem Hinweis, dass die Leistungsfälle in der Risikolebensversicherung zunahmen und deshalb eine Anpassung an der Gewinnbeteiligung notwendig ist
Anbei auch der neue Versicherungsschein:
Die “Gewinnbeteiligung” verringerte sich also von 63 Prozent auf nur noch 54 Prozent. Hört sich jetzt nicht dramatisch an, in diesem Fall handelt es sich aber um eine Beitragsanpassung von 25 Prozent. Das ist schon erheblicher.
Wie kommt es zu so einer Anpassung der Ergo (Direkt) in der Risikolebensversicherung?
Eigentlich ist die Antwort so banal wie einfach. Genügen die Einnahmen nicht für die Ausgaben, erhöht sich der Nettobeitrag. Die Ergo schreibt hier ja auch, dass mehr Leistungsfälle als kalkuliert eingetreten sind und deshalb eine Anpassung notwendig sei.
Grundsätzlich muss natürlich angemerkt werden, dass manche Gesellschaften in ihrer Tarifkalkulation schon auf Kante genäht sind. Für manche Verbraucher zählt einzig und allein der Preis. Wie nachhaltig dieser ist, nimmt man erst gar nicht wahr. Manchmal geht's auch erst nur darum, Marktanteile zu gewinnen. Besonders vermeintlich einfache Produkte wie die KFZ-Versicherung, Private Haftpflicht oder die Risikolebensversicherung kann man recht einfach über diverse Portale vergleichen. Der Blick geht vor allem nur auf den Preis, nicht wie sich dieser und vor allem das Versichertenkollektiv zusammensetzt.
Das ist übrigens ein sehr umfangreiches Thema, welches wir unter “Netto (Zahl) vs. Bruttobeitrag in der Berufsunfähigkeitsversicherung?” näher beleuchteten.
Diese Erhöhung bei der Ergo muss nämlich nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein. Zum einen kann bis zum Bruttobeitrag erhöht werden, zum anderen auch über diesen (falls mal nicht explizit den Paragraph 163 ausschließt. Warum dies aber auch wiederum nicht gut ist, kannst Du im oben verlinkten Artikel nachlesen).
Man kann es auch ganz Trocken sagen = die Ergo hat sich etwas verkalkuliert. Für uns ist nämlich die Beitragsstabilität zukünftig ein ganz wichtiger Faktor, welcher immer mehr an Wichtigkeit gewinnt. Nicht umsonst gibt es Beiträge von uns wie “Warum eine gedeckelte BU-Beitragsdynamik sinnvoll sein kann!” (ok, geht um BU, aber geht in die ähnliche Scherbe) und auch zu unserem Favoriten in der Todesfallabsicherung mit “Warum wir die Delta Direkt in der Risikolebensversicherung so sehr schätzen!! (diese Rolle wird ab 2022 aber die LV 1871 übernehmen, siehe "LV 1871 Risikolebensversicherung Test & Erfahrung").
Die Delta Direkt ist vielleicht drei Euro im Monat teurer als eine andere Gesellschaft, aber dafür ist zum einen die Finanzstärke ausgezeichnet, zum anderen dürfte das Versichertenkollektiv extrem sauber sein. Man besitzt eine sehr gute Risikoprüfung, besitzt intelligente Sonderaktionen und legt bei der Auswahl der Geschäftspartner nicht unbedingt einen großen Wert auf Strukturvertriebe und Vergleichsportale.
Was übrigens keinen Einfluss hat = die Inflation / Kaufkraftverlust
In der Sachversicherung wie auch in der Krankenversicherung sind Beitragsanpassungen hingegen an der Tagesordnung. Die normale Inflation macht keinen Halt davor. Hat der Schaden des neuesten IPhone noch vor 10 Jahren vielleicht 600 Euro gekostet, sind wir jetzt beim Doppelten. Logisch, dass dann auch die Beiträge anziehen. Ebenso im Bereich der Wohn- wie Hausratversicherung, siehe unser Artikel “Hilfe - meine Hausrat- & Wohngebäudeversicherung hat erhöht!!!”. Da können Tarife noch so gut kalkuliert sein - der Kaufkraftverlust schlägt sich mal mit höheren Schadenzahlungen nieder. Somit müssen die Einnahmen und somit die Prämien erhöht werden.
Hilft Dir jetzt zwar nicht in der Risikolebensversicherung, soll aber auch mal kurz erwähnt werden.
Auch andere Versicherer haben in den letzten Jahren die Prämien stark angepasst!
Das goldene Treppchen im negativen Sinne hat sicherlich die WWK inne, welche Anfang 2018 extrem stark ihre Berufsunfähigkeitsversicherung erhöht haben. Zeitgleich auch die Risikolebensversicherung, was sich aber über alle die Jahre vorher schon durch Prämienanpassungen bemerkbar machte. Hier stößt man mittlerweile fast bis zum Bruttobeitrag hervor. Würde man dies jetzt auf die Ergo übertragen, wäre hier also noch Luft bis zu 720 Euro statt 331 Euro wie aktuell. Wir denken nicht, dass es so kommt, aber ausschließen kann man es nicht. Wenn man sich so komplett verplant hat, dann kann man in unseren Augen aber auch in anderen Produkten kein seriöser Partner sein wie z.B. der Altersvorsorge (wo der oben genannte Versicherer jetzt stark damit wirbt...).
Aber auch die Generali senkte die Überschüsse in der Berufsunfähigkeitsversicherung 2019.
Eine generelle Übersicht über die Erhöhungen in der RLV Sparte bekommst Du unter "Beitragserhöhung Nettobeitrag / Zahlbeitrag Risikolebensversicherung".
Was raten wir jetzt unseren Kunden aufgrund der Beitragserhöhung der Ergo Risikolebensversicherung?
Die Antwort wird Dich jetzt vielleicht überraschen, aber unser Tipp war einfach nichts zu machen. Begründung:
- Dein Abschluss war im Jahr 2015. Möchtest Du einen neuen Vertrag abschließen, beginnen die Fristen zur Vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung (=Falschangaben) von vorne. Jetzt bist Du im Moment aus dem gröbsten heraus (“leicht fahrlässig” können einem nur fünf Jahre vorgeworfen werden). In einem neuen Antrag beginnen die Fristen von vorne.
- Es müsste nochmals also die komplette Gesundheitshistorie aufbereitet werden, was erhebliche Fleißarbeit bedeutet
- Bei einem Neuabschluss wärst Du sechs Jahre älter und somit steigen auch die Prämien aufgrund des Neuabschlusses.
Wenn es derzeit keinen erhöhten Bedarf gibt (z.B. durch Geburt eines Kindes oder einer aktuellen Immobilienfinanzierung), sehen wir jetzt keinen zwingenden Grund dafür, den Vertrag aufzugeben und einen Neuabschluss zu wagen.
Klar, vielleicht ist jemand 20 Euro günstiger im Jahr, das würde in unseren Augen aber nicht die Nachteile aufwiegen, den seit sechs Jahre laufenden Vertrag aufzugeben.
In der Risikolebensversicherung gibt es ja auch nicht die prägnanten Punkte einer Technischen Ausgestaltung wie in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Hier kann in einem neuen Vertrag das passende Endalter, eine mögliche garantierte Rentensteigerung im Leistungsfall oder eine Arbeitsunfähigkeitsklausel vielleicht sinnig sein. Bei der RLV ist aber Tod gleich Tod und die Unterschiede der Vertragsbedingungen im Kleingedruckten nicht so krass wie in der Berufsunfähigkeitsversicherung.
Fazit zur Beitragserhöhung der Ergo (Direkt) Risikolebensversicherung:
Bei nicht wenigen Gesellschaften zeichnet es sich ab, dass der vermeintlich günstige Zahl- / Nettobeitrag nicht gehalten werden kann. Von daher unser dringender Appell = achte bitte nicht nur auf den aktuellen Beitrag, sondern auch auf weitere Faktoren. Dein Vertrag läuft i.d.R. mehrere Jahrzehnte wo sehr viel passieren kann.
Verstehst Du jetzt, dass wir wenig Lust darauf haben, wenn Du mit einem Angebot kommst, welches im Jahr 14 Euro günstiger ist als unseres und uns darauf hinweist, dass man selber etwas gefunden hat?
Nüchtern gesehen muss man aber auch sagen, dass auf Euro und Cent gerechnet die Beitragserhöhung in der Risikolebensversicherung jetzt auch kein Riesen Loch in die Haushaltsrechnung bringen dürfte. Es gilt dann abzuwägen, ob man unbedingt einen neuen Vertrag abschließen muss. Hier sollte man unbedingt beachten, dass die neuen Fristen von vorne beginnen.