Die Basler macht vom Kündigungsrecht Ihrer Kinderinvaliditätsversicherung Gebrauch!
| Versicherungen
Unschöne Nachrichten für Besitzer einer Kinderinvaliditätsversicherung oder dem Junior Schutz Plus Brief bei der Basler Versicherung. Da der Versicherer ein kollektives Kündigungsrecht besitzt, nimmt er nun dieses wahr und kündigt allen Kunden den Vertrag. Wenn das Kind sehr krank ist, dann ist nun guter Rat teuer und es wäre ggf. nun nicht mehr versicherbar.
Vor wenigen Tagen erreichte uns von einem übernommenen Vertrag (Stichwort Bestandsübertragung) die Info, dass sich die Basler von ihrer Kinderinvaliditätsversicherung trennt. Uns betrifft es jetzt nur bei einem Vertrag, insgesamt dürfte es abertausende, versicherte Kunden geben. Immerhin war diese Art der Absicherung von solchen renommierten (Hüstel, Hüstel…) Zeitschriften wie der Finanztest ganz oben in ihren Vergleichen. Nur blöd, wenn man den fast wichtigsten Punkt nicht achtet: Das kollektive Kündigungsrecht des Versicherer ist gegeben. Nun gut, man könnte sagen, dass man eben schnell einen anderen Schutz besorgen kann bei einer weiteren Gesellschaft. Aber schon mal weitergedacht? Ein Kollege von uns hat folgendes vor wenigen Tagen gepostet:
"Wir hatten bei einem Kunden folgenden Fall: Hatte für beide Kinder bei Provinzial eine Kinder-Invaliditäts Police. Ein Kind wird Diabetiker und der VR muss monatlich 500€ Rente zahlen. Daraufhin kündigt der den Vertrag vom anderen Kind fristgerecht, das aber auch schon krank ist, aber noch nicht krank genug für eine Leistung. Kommt aber nun in keinen Vertrag mehr hinein"
Das ist dann natürlich richtig ärgerlich und es wirft kein gutes Bild auf die Versicherung.Prinzipiell gibt es bei Kinderinvaliditätsversicherungen eigentlich nie eine passende Lösung, wenn diese aus der Sparte Sach stammt. So hat z.B. die Barmenia Versicherung, die mit ihrer Kinderinvaliditätsversicherung „KISS“ auch ein sehr gutes Produkt anbietet, ebenfalls ein kollektives Kündigungsrecht, wie man an folgenden Vertragsbedingungen genauer sieht:
Es gibt auch weitere Anbieter am Markt, die das nicht vereinbart haben. Zu nennen ist z.B. die Janitos mit ihrer Multirente. Dort steht folgendes in den Vertragsbedingungen:
Die sauberste Lösung wäre also eine Kinderabsicherung über die „Lebensparte“, welche generell auf das Kündigungsrecht verzichtet. Oder auch in Kombination mit einer Pflegeversicherung, aber darauf kommen wir später zurück.
Wie kommt es aber dazu, dass die Basler die Kinderabsicherungen kündigt?
Hier können wir aber nur Mutmaßungen anstellen:
-Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen bei weitem
Das wäre ein typischer Fall. Hier hätte man als Gesellschaft aber auch das Vehikel einer Beitragssteigerung gehabt. Das kennst Du sicherlich aus der KFZ Versicherung, Wohngebäudeversicherung oder anderen Sparten. Das wäre die bessere Lösung für die versicherten Kunden gewesen als eine Kündigung des Vertrages.
-Die Basler möchte sich in dem Bereich nicht mehr engagieren
Die Basler Versicherung grenzt derzeit durch auf dem Papier sehr attraktiven Produkte wie ihrer Unfallversicherung Gold & Silber, Risikolebensversicherung und auch der Berufsunfähigkeitsversicherung. Hier betreibt man derzeit auch ein sehr aggressives Marketing und auch die Finanztest und diverse Vergleichsportale belohnen die derzeitigen Produkte mit vorderen Plätzen. Vielleicht hat sich der Fokus der Basler jetzt klar verschoben und man sagt, dass man diese Art der Absicherung für Kinder nicht mehr haben möchte.
Erinnert uns ein bisschen an das „Verscherbeln“ von ganzen Lebensversicherungsbeständen. Hier gibt es Versicherer, welche ganze Bestände an Abwicklungsplattformen verkaufen, wie z.B. die Generali („Generali verkauft vier Millionen Lebenspolicen an Abwickler“). Andere Gesellschaften sagen wiederum ganz klar „Wir stehen zu unserem Versprechen und wickeln nichts ab über externe Abwickler, sondern stehen auf der Seite des Kunden“. Klar, ist jetzt ein anderes Beispiel und nicht wirklich zu vergleichen. So ähnlich kommt uns aber ein kollektives Kündigungsrecht vor. Man hat mit der Sparte ein Problem und lässt lieber die versicherten Kunden im Regen stehen, anstatt dass man sich der Schwierigkeit annimmt und auf Seiten der langjährigen Kunden steht. Das macht das Image der Versicherer nicht besser. Schade irgendwie, dass hier wieder Porzellan zerschlagen wird.
Die Basler bietet Dir aber Alternativen an:
Je nach Alter des versicherten Kunden bietet die Basler Alternativen an. Selbstverständlich aus dem eigenen Hause, aber da möchten wir mal ein Auge zudrücken. Schauen wir uns mal die graphische Darstellung an:
Eines haben die Empfehlungen gemein: Es wird in jedem Alter die Unfallversicherung der Basler empfohlen.
Ob bei Geburt oder schon beim Berufseinstieg. Wir haben uns auch schon intensiv mit der Unfallversicherung aus dem Hause der Schweizer beschäftigt, siehe unseren Blogartikel „Die neue Unfallversicherung der Basler ohne Gesundheitsfragen – Silber oder Gold?“. Hier müssen wir schon klar feststellen, dass das Preis- & Leistungsverhältnis extrem gut ist bei der Basler Unfallversicherung. Eigentlich schon viel zu günstig, denn man hebt sich vom Markt sehr ab. Zudem gibt es auch keinerlei Gesundheitsfragen, was natürlich auch eher „kränkere“ Leute anzieht. Zum 01.04.2019 gab es auch eine 10%tige Erhöhung der Beiträge bei einem Neuabschluss, man nähert sich jetzt also etwas der üblichen Marktmitte an.
Einen Wermutstropfen gibt es aber: In der Variante ohne Gesundheitsfragen werden Vorerkrankungen ab einer Mitwirkung von 75 % angerechnet. Somit ist diese Absicherung auch nicht mehr ideal, wenn die versicherte Person schon erhebliche Vorerkrankungen besitzt. Aber auch künftige Vorerkrankungen werden angerechnet, so dass unsere Präferenz in der Unfallversicherung nicht bei der Basler liegt, man sollte eher ein Auge auf die Interrisk im Tarif XXL oder die Haftpflichtkasse im Tarif Vollschutz werfen. Dürfte nachhaltig und sauber kalkuliert sein. Mehr Infos gibt es auch unter „Was ist eine gute, wenn nicht die beste Unfallversicherung für mich?“
Selbstverständlich kannst Du auch unseren Vergleichsrechner benutzen, hier wird nicht nur die Basler angezeigt, sondern unzählig weitere Gesellschaften:
Was ist die Kinderinvest mit BUZ bei der Basler als Alternative?
Hier kannst Du Deinem Kind schon eine Berufsunfähigkeitsversicherung OHNE Gesundheitsfragen sichern. Klingt super, ist es aber nicht. Denn die monatlich abgesicherte Rente liegt bei 500 Euro und Nachversicherungsgarantien gibt es auch nicht. Unter uns Klosterbrüdern: Würde die Basler ohne Gesundheitsfragen die Option auf 2.000 Euro anbieten, dann hätten wir große Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit der handelnden Personen. Das Kollektiv dürfte sehr unsauber sein, der Bestand dürfte irgendwann explodieren im negativen Sinne. Neben der 500 Euro BU Option gibt es eine Rentenversicherung zum Ansparen. Finden wir nicht prickelnd, denn das sollte man eher trennen. Die sauberste Lösung als Kindersparplan stellt für uns momentan die LV 1871 im Tarif Mein Plan dar, siehe „Transparent, verständlich, kostengünstig – die wohl beste Lösung für die Altersvorsorge, als Depot und Kindersparplan!“ Keine Abschlusskosten, viele ETF´s zur Auswahl, flexibel. Tolle Sache.
Möchte man sich aber schon eine BU-Option sichern, dann gibt es mit der Nürnberger und der Universa zwei Gesellschaften am Markt, welche jetzt schon eine Absicherung von 1.000 Euro anbieten + später umfangreiche Nachversicherungsoptionen. Nachteil: Es werden JETZT schon Gesundheitsfragen fällig. Über die BU Option für Kinder haben wir ebenfalls umfangreich einen Artikel geschrieben mit „Berufsunfähigkeitsversicherung - Option für das Kind. Sinnvoll oder Marketinggag?“. Auch dort gehen wir nochmal auf die Basler ein – mit all deren Vor- und Nachteilen.
Ab Alter 10 preist die Basler die Schüler Berufsunfähigkeitsversicherung an! Zurecht??
Ja, völlig zurecht. Es gibt faktisch keine sinnvollere Möglichkeit für sein Kind ab dem 10. Lebensjahr, als eine reine Schüler Berufsunfähigkeitsversicherung. Es gibt hier vor allem drei Vorteile
- Der Gesundheitszustand wird eingefroren
- Sehr frühes Eintrittsalter
- Sollte das Kind später einen körperlichen Beruf erlernen, bleibt die günstige Berufsgruppeneinstufung
Eine Schüler BU ist eine vollwertige Berufsunfähigkeitsversicherung ohne versteckte Klauseln. Es gibt keine Begrenzung der Nachversicherungsgarantien, diese sind i.d.R. bis 2.500 Euro fixiert. Ebenso gibt es oft keine Begrenzung der Beitragsdynamik. Auch über die Schüler BU haben wir einen umfangreichen Artikel verfasst mit „Schüler Berufsunfähigkeitsversicherung - sinnvoll oder nur ein Marketing Gag?“. Hier wirst Du zwischen den Zeilen dann auch lesen, dass die Basler zwar eine gute Schüler BU hat, aber noch nicht an die Marktspitze heranreicht. Diese stellt derzeit für uns die LV 1871 und die Alte Leipziger dar.
Ich möchte aber eine sofortige Absicherung für mein Kind, schon vor dem 10. Lebensjahr.
Verständlich – hier finden wir ein Produkt recht gut. Die Bayerische mit ihrer neuen Grundfähigkeitsversicherung. Diese ist von den Bedingungen schon sehr gut und hat eine kleine, aber sehr feine Option. Umwandlung in eine Berufsunfähigkeitsversicherung ohne neue Gesundheitsfragen. Kleines Manko: Diese Grundfähigkeitsversicherung ist erst ab dem 3. Lebensjahr möglich. Da es sich um eine Versicherung der Sparte Leben handelt, gibt es hier kein Kündigungsrecht so wie bei der Basler in ihrer Invaliditätsversicherung.
Was sehr gerne unterschätzt wird – die Pflegeversicherung:
Schaut man sich an, wie wenig eine Pflegetagegeldversicherung für ein Kind kostet und was diese im schlimmsten Fall absichert, so können wir für ein Kind eigentlich nur zu einer Pflegeversicherung raten. Du kennst sicherlich die Hilfe / Spendenaufrufe von jungen Familien, wo leider dem Kind ein Schicksalsschlag passiert ist und man nun auf fremde Hilfe angewiesen ist. Mit einer Pflegeversicherung werden zumindest die finanziellen Sorgen minimiert bzw. vergessen gemacht. Schon für 10-15 Euro im Monat kann hier eine hohe Summe abgesichert werden. Einen ersten und guten Überblick bekommst Du über das nette Tool „Pflegeplan“. Bei tiefergehenden Fragen stehen wir Dir dann gerne zur Verfügung!
Fazit zur Kündigung der Kinderinvaliditätsversicherung bei der Basler:
Kein schöner Zug von der Basler. Wir können nur hoffen, dass die versicherten Kinder / Jugendlichen eine alternative Absicherung bekommen, soweit es der Gesundheitszustand zulässt. Ist man jetzt schon erheblicher erkrankt, aber noch kein Leistungsfall, so ist das Verhalten natürlich sehr ärgerlich. Die wenigsten Eltern dürften sich nach unserer Erfahrung die ganzen Allgemeinen Vertragsbedingungen genau durchgelesen haben, auch dürfte der damalige Vermittler darauf keinen Hinweis gegeben haben. Von daher heißt es nun das Beste daraus zu machen. Die Tipps der Basler Versicherung gehen in die richtige Richtung, teilweise kann man es aber besser absichern bei einer anderen Gesellschaft. Zudem sollte man eine umfangreiche Absicherung für das Kind eher über die Sparten Leben & Kranken bewerkstelligen (Ausnahme wäre nur die private Unfallversicherung).
28.05.2019 / Das Fachmagazin Pfefferminzia wurde auch auf diesen Blogartikel aufmerksam und berichtete darüber mit "Basler irritiert Makler mit Kündigungen". Vielen Dank für die umfangreichen Erwähnungen!
21.08.2019 / Die durchaus bekannte oder nicht immer geschätzte Finanztest nahm sich dem Vorgang nun auch an, da sich wohl viele verunsicherte Verbraucher bei der Zeitschrift gemeldet haben. Das Fachmagazin nahm ebenfalls die Spur auf und berichtete darüber Lobenswerterweise wurde unser Artikel hier auch erwähnt, immerhin werden wir einer der ersten in Deutschland gewesen sein, die darüber berichteten.