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Unsinn - die Beitragsgarantie der Zurich in der Berufsunfähigkeitsversicherung

| Berufsunfähigkeit

Im Wettlauf um neue Features, Bausteine und (Marketing) Highlights gibt es nun wieder ganz was Neues in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Die Zurich verspricht stabile Beiträge bis 2025, wie man stolz Anfang Januar in einer Pressemitteilung verkündete mit “Gleichzeitig sagt Zurich eine Nettobeitragsgarantie bis 2025 zu”. Warum dies für uns ein Blödsinn ist, erklären wir in diesem Beitrag.

Beitragsgarantie Zurich Berufsunfähigkeitsversicherung

Diese Idee einer ausgesprochenen Beitragsgarantie hält sich aber wohl in mehreren Schubläden bei den Versicherern. Auch wir wurden von der Produktentwicklung eines bekannten Versicherers angefragt, was wir denn von der Idee halten würden, eine Beitragsgarantie des Netto- / Zahlbeitrages für die nächsten fünf Jahre als optionalen Baustein anzubieten. Unsere Meinung war hier klar = wir halten vor allem Abstand von dieser Idee. Diese Unsitte hat sich schon in der privaten Krankenversicherung breit gemacht - aber nun auch hier?

Die Zurich befragte uns jetzt nicht und brachte dies als Highlight an den Markt. Vorweg sei gesagt, dass wir nicht die Berufsunfähigkeitsversicherung der Zurich beurteilen möchten. Weder im Positiven noch im Negativen von Bedingungsseite her (also dem Kleingedruckten). Wir selber haben aber mit der Zurich Berufsunfähigkeitsversicherung eher sehr wenig Berührungspunkte, da man zum einen extrem schlecht und unflexibel bei einer anonymen Risikovoranfrage reagiert und zum anderen den Versicherungsmaklernicht unbedingt immer im Fokus hat als wichtigsten verlängerten Arm am Markt (Beispiel = Zurich: 10 Jahre exklusiv bei Deutscher Bank und Postbank).

1. Vorweg - als Vorbild wurde hier wohl die private Krankenvollversicherung genommen

Eine Beitragsgarantie bis zum Tag XY ist vertrieblich wohl der größte Bullshit (entschuldige die Wortwahl…), den es eigentlich gibt. Ein großer Versicherer in der privaten Krankenversicherung wirbt mit folgender Aussage:

Noch besser macht's ein anderer Versicherer - dieser erhöht die Beiträge, gibt aber gleichzeitig eine Garantie aus, dass dies jetzt erst einmal ein Jahr nicht mehr passiert. Da fühlt man sich ja verarscht.

(Namen spielen hierbei erst einmal keine Rolle). Weißt Du, wie lange Du die private Krankenversicherung behältst? Nüchtern gesehen vielleicht sogar länger als Deinen Ehepartner. Die PKV bei Deinem Versicherer endet, wenn Dich das Zeitliche segnet (es sei denn, es sprechen vernünftige Gründe für einen Wechsel - je länger Du aber bei einem Versicherer in der PKV bist, desto sinnvoller ist ein Verbleib). Da ist hoffentlich noch viele lange Jahre hin. Wenn Du Dich also Mitte 2021 (oder jetzt 2022) für die private Krankenversicherung interessierst und die verschiedenen Angebote vergleichst - welchen Mehrwert hat das Preisschild “Wir garantierten den monatlichen Beitrag von 600 Euro bis zum 01.01.XX”?  Klingt gut und dann?

Du bist vielleicht 50, 60 oder gar 70 Jahre bei dem Versicherer, wie hilfreich ist eine Beitragsgarantie für die nächsten Monate? Absoluter Blödsinn. Dann wird eben nach diesem Zeitpunkt erhöht.

Erhöhungen gehören in der privaten Krankenvollversicherung ganz normal dazu - Stichwort Medizinische Inflation. Es gibt neue Behandlungen, die Kosten steigen im Allgemeinen und natürlich auch die Gehälter der Behandler. Das alles wird umgelegt. Das ist nicht weiter dramatisch. Wie ernsthaft kann man dann eine Aussage treffen mit “Wir halten den Beitrag aber bis 01.01.2023 stabil”?

Du sollst Dir vor allem ein sauberes Bedingungswerk & Leistungen einkaufen. Nicht eine Beitragsgarantie für 12 Monate.

Natürlich kann der langfristige Blick folgen, wie die Durchschnittserhöhungen in den letzten XY Jahren ausgesehen haben. Mach aber Deine Entscheidung nicht wirklich davon abhängig, ob die Beiträge für 12 Monate stabil bleiben. 

Nun kommen wir aber mit einem Schwenk wieder zur Berufsunfähigkeitsversicherung...


2. Warum eine ausgesprochene Beitragsgarantie in der Berufsunfähigkeitsversicherung unsinnig ist

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung leistet lange. Zwar nicht so lange wie eine private Krankenversicherung, aber es kommen auch mehrere Jahrzehnte zusammen. Bei einer Schüler Berufsunfähigkeitsversicherung können dies im Extremfall 57 Jahre sein (Einstieg 10 Jahre, Endalter 67 Jahre - ggf. wird aber das gesetzliche Renteneintrittsalter angepasst, dann noch länger - verschiedene Versicherer bieten ja mittlerweile die Option an, dass dann auch die BU verlängert werden kann).
Jetzt die selbe Frage: Was hilft Dir eine Garantie des Zahlbeitrages bis zum 01.01.2025, wenn Dein Vertrag noch etliche Jahrzehnte läuft? Hat dies nicht sogar einen negativen Touch mit “Bis 01.01.2025 sind Deine Beiträge stabil, aber ab dann können wir für nichts mehr garantierten?”.
Kommt es in der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht auf ganz andere Sachen an bei der Kalkulation des Netto- bzw. Bruttobeitrages? Anders wie in der PKV hat die (medizinische) Inflation auf die BU ja quasi keinerlei Einfluss, da die abgesicherte Summe ja immer dieselbe ist. Eine Beitragsdynamik bzw. Nachversicherungsoption wird ja durch dann erhöhte Beiträge (da die Absicherungssumme erhöht wurde) wieder komplett durchfinanziert. In der Kalkulation der BU kommt es also vor allem auf die Frage an: “Wie setzt sich das Versichertenkollektiv zusammen?

Es ist schade, dass die Zurich die Beitragsstabilität bis 2025 als positiven Faktor verkauft.

Das wäre vielleicht bei einem Stromanbieter ganz nett, welchen man faktisch jederzeit wechseln kann. Aber nicht in der Berufsunfähigkeitsversicherung, wo man sich für mehrere Jahrzehnte bindet. Bei einem Wechsel in einen Neuvertrag muss nämlich auf folgende Faktoren geachtet werden:

  • Es müssen komplett neue Gesundheitsfragen beantwortet werden
  • Die Fristen zur vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung (=Falschangaben im Vertrag) beginnen von vorne
  • Es kommt ein höheres Eintrittsalter zur Geltung, was an sich erst einmal höhere Beiträge nach sich zieht (es kann aber natürlich auch sein, dass eine Gesellschaft ggf. Deinen Beruf mittlerweile günstiger einstuft - insbesondere bei Akademikern kann dies der Fall sein)

Schon bei der Auswahl nach der passenden (oder zwei - Stichwort Aufteilung auf zwei Versicherer) BU-Versicherung sollte auch die langjährige Beitragsstabilität vor Augen geführt werden. Hier ist es schade, dass die Zurich eine Garantie bis 2025 ausspricht, nach unserem Kenntnisstand in den letzten 28 Jahren aber noch nie den Nettobeitrag (= Zahlbeitrag) anheben musste in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Würden wir im Marketing der Gesellschaft sitzen, wäre dies eher ein Faktor, welchen wir aktiv aufgreifen würden.
Eine langjährige Beitragsstabilität bzw. die Aussagen wie beim Volkswohl Bund mit:

Klingt doch gleich erheblich positiver und vernünftiger, als wenn man sagt “Die nächsten 2,5 Jahre erhöhen wir den Beitrag nicht”.
Generell wird das Thema der Beitragserhöhungen in der Berufsunfähigkeitsversicherung noch massiv zunehmen - 2016 & 2018 gab es mit der eigentlich (zumindest laut einigen “Fachmedien”) finanzstarken WWK Versicherung ja ein absolutes Negativbeispiel mit Erhöhungen von 20 sowie 40 Prozent (insgesamt also bis zu 60 Prozent) bei verschiedenen Tarifen. Dir wäre sicherlich nicht geholfen, wenn die BU bis 2025 stabil wäre, aber dann 2026 um 40 Prozent erhöht.
Es hilft quasi ein Blick in den Maschinenraum, wie sich das Kollektiv zusammensetzt, wie sich eine Gesellschaft das “Neugeschäft” einkauft oder ob es extrem viele (ohne Plan und Verstand) Sonderaktionen gibt.


Fazit

Fazit zur ausgesprochenen Beitragsgarantie der Zurich Berufsunfähigkeitsversicherung:

Wie Du unseren Zeilen entnehmen konntest, halten wir davon nicht wirklich etwas und hoffen, dass diese Werbeaussage nicht Schule macht bei anderen Versicherern. Gleichzeitig appellieren wir insbesonders auch an die PKV Unternehmen, dass diese den leicht durchschaubaren Blödsinn endlich mal sein lassen

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