Aus der BU-Praxis: Vermeiden Sie Arztbesuche, die nicht unbedingt sein müssen.
| Berufsunfähigkeit
Mal wieder ein praxisorientierter Beitrag. Leider, müssen wir sagen ;). Die Suche nach der passenden Berufsunfähigkeitsversicherung ist vergleichbar mit einem Minenfeld. Viele Hindernisse werden einem in den Weg gelegt. Aber auch selber kann man für ein eigenes Minenfeld sorgen, wie man an folgendem Praxisfall bei uns sieht. Deshalb unser Tenor: Verschieben Sie NICHT DRINGLICHE Arztbesuche und Termine auf die Zeit NACH DER Antragsstellung & Policierung in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Aber lesen Sie selbst….
Ein junger Student aus unserem Bekanntenkreis (ja, das gibt es auch – nicht nur Interessenten aus der gesamten Bundesrepublik Deutschland ;)) möchte gerne über uns eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Er ist zwar ein kritischer Zeitgenosse, aber wir machen anscheinend einen kompetenten Eindruck durch unsere sehr offene und transparente Arbeitsweise. Leider hat der angehende Softwareentwickler einige Vorerkrankungen, welche von verschiedenen Ärzten behandelt wurden. So fängt also jetzt das übliche Spiel an mit Einholung der Patientenakten und einem Check von unserer Seite bezüglich Nachfragen. Es wird von ihm eine umfangreiche Eigendiagose geschrieben, Risikovoranfragebögen & Zusatzformulare ausgefüllt und Diagnosen, welche nicht im Abfragezeitraum sind, herausgefiltert. Zudem aktuelle Atteste vom Arzt angefordert, dass die Erkrankung ausgeheilt ist. Trotz dieser umfangreichen und peniblen Arbeit von beiden Seiten rechnen wir als Versicherungsmakler mit Problemen in der Annahme. Einen größeren Meniskuseingriff am Knie im Jahr 2014 wollten wir unbedingt normal versichert bekommen (sprich, ohne Ausschlussklausel), weitere Vorerkrankungen sind auch an der Grenze zur normalen Versicherbarkeit.
So war es dann auch, als uns z.B. die Continentale Versicherung folgende Antwort schrieb:
Die Versicherung benötigt (zurecht) aktuelle Unterlagen bzw. vor allem ein aktuelles Blutbild. Hier war unser Interessent wenige Wochen vor der Risikovoranfrage beim Arzt, ohne Befund, aber mit Diagnosen. So vereinbarte nun unser junger Student einen weiteren Arzttermin, um sich ein aktuelles Blutbild und kurz eine internistische Abklärung geben zu lassen.
Vielleicht war es auch ein kleiner Fehler von uns, dass wir ihn nicht tatkräftig genug darauf hingewiesen haben, keine weiteren Themen beim Arzt anzusprechen oder sich gar etwas verschreiben zu lassen. Irgendwie sind wir aber davon ausgegangen, dass dies selbstverständlich ist, dass keine weiteren „Baustellen“ kurz vor der Antragsstellung geöffnet werden.
So schickte der junge Student uns freudestrahlend einige Tage später die aktuellen ärztlichen Unterlagen.
Baff. Ganz neue Diagnosen. So wurde sich (da man eh schon vor Ort war) einfach eine neue Bandage für das Knie verschrieben. Da ist es natürlich sehr glaubwürdig, dass wir in der Risikovoranfrage angaben, dass er seit 2014 ohne Schmerzen & Behandlung ist & dies auch ärztlich unterlegten. Klar, es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Aber wie würden Sie das als Risikoprüfer der Gesellschaft beurteilen? Völlig ohne Not wurde auch das „Ganglion“ (auch „Überbein“ genannt) ins Gespräch gebracht, da man ja gerade beim Arzt gewesen ist. Unser Interessent hat also ohne Not riesige Baustellen eröffnet. Nach der Antragsstellung & Policierung hätte er sich untersuchen lassen können. Aber doch nicht direkt davor :-(
Medizinisch notwendige Arztbesuche sind wichtig, aber Nicht-Akute-Behandlungen bitte erst nach dem BU-Antrag wahrnehmen!
Um eines klar zu stellen. Medizinisch notwendige Arztbesuche sollten Sie natürlich wahrnehmen. Es hilft nichts, wenn eine schwere Krankheit zu spät erkannt wird, nur weil Sie den BU Schutz nicht gefährden wollten. Aber medizinische Untersuchungen, welche NICHT UNBEDINGT UND AKUT sind, sollten Sie erst nach Erhalt des Versicherungsscheines tätigen.
Klar, das schmälert die Chancen auf eine passende Versicherung natürlich erheblich. So ergeben sich natürlich viele Fragezeichen für die Continentale Versicherung.
Somit wieder viel Arbeit für unseren jungen Interessenten. Da wir jetzt Mitte August haben, hat der Arzt nun auch noch drei Wochen wohlverdienten Urlaub, so dass wir erst im September 2017 an dieser Thematik weiterarbeiten können .
Der Arzt hat dann folgendes attestiert….
Der Arzt war wohl nicht recht erfreut, als er dazu nochmal Meldung machen sollte. Aber hilft nichts.;). Im Juni 2017 gab es übrigens die erste Kontaktaufnahme zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Der Fall zog sich und zog sich…Hier eine Rückfrage, dort wieder zum Arzt. Jetzt haben wir Anfang November und endlich sind wir am Ziel angekommen. Nach unzähligem Nacharbeiten haben wir den Antrag eingereicht und wenige Tage später kam die Police der Continentale.
Ende gut, alles gut. Dieser Fall hätte aber auch durchaus anders enden können. Völlig unnötig wurde eine neue Tür aufgemacht, was die Lage deutlich verschlechterte.
Deshalb unsere klare Empfehlung: Vermeiden Sie Nicht-Notwendige-Arztbesuche unbedingt! Klar, wenn Sie sich vor Schmerzen nicht mehr bewegen können, ist es etwas anderes. Aber wenn Sie sich gesund fühlen, so lassen Sie sich nicht grundlos untersuchen oder lassen sich etwas verschreiben. Nach der Antragsstellung zur passenden Berufsunfähigkeitsversicherung (gilt natürlich auch für die Risikolebensversicherung, Private Krankenversicherung und anderen Sparten mit Gesundheitsfragen) können Sie dies immer noch machen! Vielleicht müssen wir aber auch etwas an unserer Kommunikation arbeiten. Für uns ist dies selbstverständlich, aber für den „Laien“? Hier evtl. nicht…Aber in diesem Fall ging es glücklicherweise noch gut aus und unser Student ist nun mit 1.500 Euro bis zum 67. Lebensjahr abgesichert. Nach dem Eintritt ins Berufsleben kann er dann sofort auf 2.000 Euro erhöhen und hat somit eine bedarfsgerechte Absicherung.
Eine alternative Überschrift fällt uns für den Fall übrigens auch ein: „Dann sag nochmal, dass eine BU-Versicherung keine Arbeit macht“ ;-). Knapp fünf Monate waren wir jetzt dran….