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Die BU-Nachversicherung in der Praxis bei den Bierls

| Berufsunfähigkeit

Kommen wir heute mal auf eine Thematik, die irgendwie am Markt noch ein Schattendasein fristet, aber in unseren Augen extrem wichtig ist. Die Nachversicherung / Erhöhungsmöglichkeiten in der Berufsunfähigkeitsversicherung. Oftmals wird ja nur an den Abschluss zu Beginn gedacht und danach der Vertrag nicht mehr wirklich angefasst. Die Beitragsdynamik soll es ja richten, die Berufsunfähigkeitsversicherung “wird eh jedes Jahr teurer” (wobei natürlich schlichtweg ja auch die Leistungen steigen). Aber insbesondere in guten und akademischen Berufen kommen Gehaltssteigerungen an das Tageslicht, mit denen man mit der Dynamik der Beiträge und somit der Leistungen an seine Grenzen kommt. Aus diesem Grund erfassen wir jetzt seit Juli 2023 unsere Nachversicherungen.

Einblick Nachversicherung Bierls Berufsunfähigkeitsversicherung

Wir und sicherlich viele Vermittlerkollegen können ganz schön das Neugeschäft mit Hilfe des Kundenverwaltungsprogrammes (bei uns ist es die Ameise von blau direkt) erfassen. Man kann schöne Auswertungen fahren, auch im Vergleich mit den letzten Jahren. Alles schön und gut, aber in unseren Augen wird eine Thematik viel zu nachlässig angegangen, nämlich die möglichen Nachversicherungsgarantien im bestehenden Vertrag. Damit wir diese Thematik noch stärker angehen, kam Anfang 2023 auch Sabine in unser Team der Finanzberatung Bierl / Abteilung Biometrie. Sie kümmert sich bei uns ausschließlich in der Biometrie um die Neuanträge in der Risikolebensversicherung, aber auch um die Nachversicherung. Bricht man es auf die Stunden herunter, dann haben wir praktisch eine Halbtagsstelle geschaffen, nur für die Bearbeitung / Erinnerung der Erhöhungsmöglichkeiten. Klar, zum einen kommen auch Kunden proaktiv auf uns zu, nach einer Gehaltserhöhung, einem Ereignis oder einfach so mit dem Wunsch zu schauen, ob die Berufsunfähigkeitsversicherung noch angemessen ist. Aber auch wir erinnern jetzt immer mehr daran. Das passierte in dreierlei Hinsicht:

  • Über unseren Jahrescheck kontaktieren wir einmal im Jahr unsere Kunden und fragen Veränderungen ab. Das bezieht natürlich den (ggf. schon vorhandenen) Vertrag zur Berufsunfähigkeitsversicherung ein, aber natürlich auch weitere Aspekte rund um Finanzen & Versicherungen. Hier ist die Rücklaufquote mittlerweile echt gut.
  • Zum anderen fragen wir insbesondere bei Studenten das geplante Ende an der Uni & den Einstieg ins Berufsleben ab.
  • Aber auch sonstige Gründe werden von uns nun auf Wiedervorlage terminiert. Viele Tarife sehen vor, dass man in den ersten fünf Jahren ohne Grund seine BU-Rente erhöhen kann. Hier setzen wir uns jetzt nach 4,5 Jahren eine Wiedervorlage und erinnern freundlich an die Möglichkeit der Erhöhung. Ebenso, wenn es Versicherer nach dem zehnten Lebensjahr zulassen.

Ziel ist es, dass uns kein möglicher Grund für die Erhöhung mehr durch die Lappen geht. Das System ist leider noch nicht perfekt, wir kommen an unsere technischen Grenzen. Im Moment ist es noch manuelle Arbeit. Unsere Wunschvorstellung ist aber, dass wir bei Vertragsabschluss schon in einem (künftigen) CRM die Erhöhungszeitpunkte eingeben können und die Mails gehen dann automatisch raus & es ploppt eine Aufgabe bei einem unserer Mitarbeiter auf.


Wie sieht unsere Praxisbilanz seit Juli 2023 bis Ende März 2024 in der Nachversicherung aus?

Wir werten liebend gerne Vorgänge aus (ok, ehrlich gesagt machen wir das noch viel zu wenig, aber der Wunsch ist auf jeden Fall da). Für die Erfassung der Nachversicherung hatten wir aber bisher nichts. Also haben wir mal die einfachste aller Möglichkeiten genommen - Excel bzw. sein Pendant von Google mit Google Tabellen:

Nachversicherung BU 2023

Nachversicherung BU 2024

Für uns ist diese Liste zum Auswerten jetzt sehr wertvoll. Wir erfassen bei der Nachversicherung nun folgende Daten:

  • Das Alter zum Zeitpunkt der Erhöhung
  • Den aktuell ausgeübten Beruf
  • Die Sparte (wie man unschwer erkennen kann, liegt unser Schwerpunkt bei der BU - aber auch die Risikolebensversicherung werten wir aus)
  • Natürlich die Gesellschaft
  • Anfangsrente, Erhöhung und nun die aktuelle Versicherungssumme

Wie man unschwer erkennen kann, bewegen wir uns sehr in den Berufsgruppen, welche sonst auch häufig bei uns anfragen: MINTler, Ingenieure, Kammerberufler sowie natürlich auch Ärzte. Dank überproportionalen Gehaltssteigerungen sind dies natürlich Berufe, die von einer möglichen Nachversicherung extrem profitieren.


Bei welchen Gesellschaften gab es die häufigsten Erhöhungen in der Berufsunfähigkeitsversicherung?

Auf den ersten Blick ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Erhöhungsmöglichkeiten bei der LV 1871 gezogen wurden. Immerhin ist die LV 1871 seit einigen Jahre auf Platz 1 der vermittelten BU-Verträge, wie man unschwer in unserem Rückblick “Das Bierl Jahr 2023 in der Berufsunfähigkeitsversicherung” erkennen kann. Zudem hat die LV 1871 auch eine der besten Schüler-BU-Versicherungen, wo natürlich irgendwann die Erhöhungsmöglichkeiten sehr entscheidend ins Spiel kommen. Zudem gibt es den durchaus kundenfreundlichen Passus, dass alle drei Jahre ohne Grund um 250 Euro erhöht werden kann - für diese erhöhte Summe gibt es aber dann drei Jahre Wartezeit. Wir haben hier Ende des Jahres 2023 viele unserer Kunden kontaktiert zwecks Erhöhung. Herausgekommen ist gar nicht so viel Rücklauf zwecks der Erhöhung von 250 Euro, sondern irgendwie gab es in den letzten zwölf Monaten weitere Erhöhungsmöglichkeiten. Auch schön.

Was waren denn die häufigsten Gründe zur BU-Nachversicherung?

Versicherer überschlagen sich in den Bedingungen mit immer mehr Möglichkeiten der Erhöhung. Das ist grundsätzlich schon sinnvoll, aber in der Praxis sind eigentlich nur folgende Gründe unserer Statistik nach interessant:

  • Gehaltserhöhung
  • Geburt eines Kindes
  • Immobilienfinanzierung
  • Eintritt ins Berufsleben nach dem Studium
  • Heirat
  • Ohne Grund (LV 1871 alle drei Jahre, bei anderen in den ersten fünf Jahren)

Die meisten anderen Gründe machen sich gut im Rating und können im Einzelfall helfen. In der Praxis sind diese aber weniger relevant. Hier spielt die Musik eigentlich nur aus diesen obigen sechs Gründen und uns fehlt die Phantasie, dass sich dies auch mal ändern sollte. 

In dieser Hinsicht wäre aber folgendes aus Sicht des Versicherers mal löblich: Die Inflation war ja 2022 und 2023 wirklich erheblich, die BU-Renten gingen nicht im selben Kontext hoch. Die Thematik der Nachversicherung spielten nur wenige wie wir aus, die meisten Kunden werden nicht so stark informiert. Da wäre es durchaus sehr sinnvoll, wenn man seinen Kunden einfach mal pauschal eine Erhöhung der BU-Rente um 250 Euro anbietet -ohne erneute Gesundheits- wie Risikovoranfragen, ohne Nachweis der Angemessenheit. Einfach aufgrund der gestiegenen Lebensunterhaltungskosten. Schauen wir mal, wann sich der erste traut.


Warum sind die BU-Renten auf den ersten Blick gar nicht so hoch bei uns?

Berechtigte Frage, immerhin propagieren wir schon, dass man mind. 60 Prozent des Bruttogehalts absichern soll zur optimalen BU-Rentenhöhe. Man sollte ja immer die Abzüge im Leistungsfall beachten, an die viele gar nicht denken. Zu nennen sind hierbei vor allem:

  • Während einer Berufsunfähigkeit müssen die kompletten Beiträge der Krankenkasse bezahlt werden. Bei GKV Versicherten sind es an die 20 Prozent, PKV Versicherte müssen den kompletten Beitrag selber entrichten.
  • Zudem wird in dem Moment kein Cent mehr in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt und somit entsteht später eine Lücke dank zu geringer “Entgeltpunkte”, im schlimmsten droht somit Altersarmut.

Der Grund ist so banal wie einfach = es liegt an der oftmaligen Aufteilung auf zwei Versicherer. Teilen wir die BU-Rente z.B. für Studenten auf 2*1.000 Euro auf, hat man später bei der Nachversicherung die doppelte Power und Möglichkeiten zur Erhöhung. Die Aufteilung auf zwei Verträge wird sehr gerne angenommen und deshalb gibt es in unserer Übersichtsliste relativ viele Erhöhungen zwischen 1.000-2.000 Euro. Hier muss man die BU-Rente dann praktisch verdoppeln und somit kommen wir in unserem Bestand relativ häufig auf Absicherungshöhen von 3-4.000 Euro, welche durch die Beitragsdynamik natürlich jedes Jahr noch weiter ansteigen.

Durch die Karrieregarantie (insbesondere durch die der LV 1871, sowie der Gothaer, die Nürnberger & die Hannoversche bieten zwar auch eine an, aber da gibt es andere Formen der Deckelungen) dürfte in manchen Konstellationen wiederum aber eine Ein-Vertragslösung genügen (vor allem, wenn nicht DIE große Karriere angestrebt wird und man vielleicht auch mal länger Teilzeit arbeitet). Kommt immer ein bisschen darauf an. Wie man sieht, ist der Markt also extrem dynamisch. 

Aber wirklich ein sehr, sehr berechtigter Einwand, falls Du Dir diese Frage gestellt hast.


Die Nachversicherung wird immer flexibler

In diesem Zuge muss man auch mal kurz Danke sagen - die Nachversicherungen werden immer flexibler. Damit meinen wir jetzt nicht, dass man statt sechs Monate nun zwölf Monate Zeit hat. Das ist mittlerweile Marktstandard bei den guten Anbietern. OK, bei einer Debeka sind es weiterhin nur drei Monate, aber wir gehen ja von guten BU-Tarifen aus. Mittlerweile ist zudem eine Erhöhung bis zum 50. Lebensjahr bei den meisten Versicherer möglich - hat bei uns bisher nur einmal eine Rolle gespielt, dürfte sich aber in den nächsten Jahren noch steigern, da ein Großteil unserer Interessenten und Kunden dann zwischen 20-40 Jahre alt ist. 

Was wir aber meinen:

Früher war es normal, dass um maximal 500 Euro je Ereignis erhöht werden kann. Jetzt gehen Versicherer dazu über, um 50 Prozent erhöhen zu können. Bei manchen Ereignissen (vor allem Eintritt ins Berufsleben um 100 Prozent). Das ist schon gut, da kann man dann den Turbo zünden. Nochmals einige Beispiele zur Verdeutlichung:

  • Bei der Baloise erhöhte sich die BU-Rente um 911 Euro von 911 Euro (also eine Verdopplung) durch die Heirat von einem Ingenieur.
  • Beim HDI kann beim Berufseintritt sogar noch stärker erhöht werden - unser Qualitätsingenieur hat auch eine qualitativ gute BU beim HDI und konnte von 1.050 auf 2.500 Euro in einem Rutsch erhöhen. 
  • Eine Doktorandin der Biochemie erhöhte ihre BU-Rente wg. des Berufseintritts von 1.618 Euro auf insgesamt 3.000 Euro. Schon eine stolze Zahl.

Mittlerweile bieten die meisten Versicherer zudem die Erhöhung im bisherigen Vertrag an, was wir auch eindeutig favorisieren. Eine Stückelung auf mehrere Verträge hat in unseren Augen zwei Nachteile:

  • Die Stückkosten pro Vertrag sind höher. 500 Euro BU Schutz sind umgerechnet teurer als 2.500 Euro. Eine Einarbeitung ist günstiger.
  • Du hast weniger Papierkram / Abbuchungen, da nur ein Vertrag, statt vielleicht mal fünf.

Angemerkt sei noch ein Vorteil pro eigener Vertrag bei der Nachversicherung = Du kannst dann z.B. Endalter 63 benutzen statt Endalter 67 wie bisher, falls Du z.B. nur eine Immobilienfinanzierung absichern möchtest. Überzeugt uns aber jetzt nicht so, bekanntlich ist aber jeder Jeck anders. 

Wir können nochmals festhalten, dass es wirklich eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten ist. Die versicherte Person hat eine höhere und bedarfsgerechte Absicherung, der Versicherer mehr Einnahmen & direkt quasi Neugeschäft (wenn auch im alten Vertrag) und wir als Makler haben zufriedene Kunden und natürlich auch ein bisschen Geschäft - wir partizipieren natürlich auch von dieser erhöhten Absicherung - so ehrlich sind wir. 

Tipp

Achte auf den Begriff Risikoprüfung in den Vertragsbedingungen

  • Für uns ist es wichtig, dass die Nachversicherung ohne erneute Risikoprüfung stattfindet.
  • Achte bitte genau auf die Details - beim Volkswohl Bund & Alte Leipziger gibt es quasi den Verzicht auf Risikoprüfung, aber nicht, wenn der Vertrag als Schüler abgeschlossen wurde.

Nachtrag: Selbstverständlich fiel bei keiner Nachversicherung eine erneute Gesundheitsprüfung an, ebenso wurde auch auf eine erneute Risikoprüfung bei so gut wie allen Tarifen verzichtet. Sprich, es gab keine Abfrage nach aktuellen gefährlichen Hobbys, Auslandsaufenthalten, dem Rauchverhalten, etwaigen Übergewicht oder der aktuellen beruflichen Tätigkeit. 

Noch ein Wort zur Risikolebensversicherung & Grundfähigkeitsversicherung:

In der obigen Statistik finden sich auch Verträge zur Risikolebensversicherung. Diese werden von uns jetzt nicht tiefer erfasst, da der Absicherungswunsch über all die Jahre (Immobilie wird mehr abbezahlt / Kind wird älter) eher sinkt und somit ist dies anders wie in der BU. Trotzdem wird hin und wieder auch die Risikoleben erhöht und wir stehen dann natürlich mit Rat und Tat zur Seite.
Wir würden auch gerne Erfolgsmeldungen zur Erhöhung in der Grundfähigkeit vermelden, aber wir vermitteln so selten eine Grundfähigkeit, so dass dies einfach noch nicht vorkam. Grundfähigkeit spielt vor allem bei Kindern eine Rolle, bzgl. einer späteren BU-Option. Hier schätzen wir ja die Grundfähigkeitsversicherung der Alten Leipziger ab sechs Monaten durchaus.


Fazit zum Praxiseinblick bei den Bierls zur Nachversicherung:

Das war dem Schreiber des Artikels mal eine Herzensangelegenheit. Die Nachversicherung ist für viele so etwas wie ein Mauerblümchen, ist aber eigentlich eine ganz hübsche Prinzessin für alle Beteiligten. Wir werten unsere Daten jetzt künftig noch mehr aus, möchten unsere Abläufe verbessern und somit auch in unseren Job als spezialisierter Versicherungsmakler im BU Bereich noch stärker intensivieren. Wir sind auch gespannt, wie die weitere Dynamik im Markt der Nachversicherung aussieht. Hier ist mächtig Feuer im Kessel. Aber das bekommen aufmerksame Leser von unserem Blog eh ständig mit.

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