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Zurich Sonderaktion Berufsunfähigkeitsversicherung - wer hat sich das ausgedacht?

| Berufsunfähigkeit

Nicht wenige Interessenten von uns suchen eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit einer reduzierten Gesundheitsprüfung. Von daher ist es logisch, dass wir immer wieder den Markt durchforsten und Lösungen vorstellen. Manche Versicherer wie die HDI haben sich direkt darauf spezialisiert, mancher setzt die Thematik sehr dosiert ein. Die Zurich als einer der größten Versicherer am deutschen Markt präsentiert Mitte 2023 nun auch eine Sonderaktion in der Berufsunfähigkeitsversicherung für “junge” Leute bis 40 Jahre & sowie 1.500 Euro. Grund genug, dies jetzt mal genauer anzusehen.

 

Nachtrag: Unser Urteil fällt nicht so positiv aus (um es Vorweg zu nehmen), daraufhin hat sich ein engagierter Betreuer der Zurich gemeldet und machte eine Klarstellung. Diese ist am Ende des Beitrages.

Zurich vereinfachte Gesundheitsfragen Aktion Berufsunfähigkeitsversicherung

Lustigerweise fällt die Ankündigung von dieser Aktion just in dem Moment, als der Schreiber von diesem Artikel, einen umfangreichen, fast 10.000 Wörterartikel über die Zurich Berufsunfähigkeitsversicherung schrieb. Unser mittelfristiges Ziel ist es ja, über jede (mehr oder minder) sinnvolle Gesellschaft einen ehrlichen und praxisorientierten Gesellschaftsartikel zu schreiben. Von A wie Allianz bis Z wie Zurich. Jetzt können wir endlich dieses Wortspiel auch machen 🙂. Die Zurich spielt ja bei den versierten Versicherungsmaklern im Bereich der Berufsunfähigkeitsversicherung eine eher untergeordnete Rolle, von daher war uns ein “Auseinandernehmen” schon mal wichtig. Unser Fazit seht Ihr im obigen Link. Nun aber zurück zum eigentlichen Sinne, der Sonderaktion mit (vermeintlich) reduzierten Gesundheitsfragen.

Reduzierte Gesundheitsfragen in der Berufsunfähigkeitsversicherung spielen bei uns bekanntlich eine große Rolle, zumindest werden wir darüber sehr gut über Google gefunden. Wir sind generell aber nicht immer Freunde von einer reduzierten Gesundheitsprüfung, oftmals ist der normale Antrag mit den üblichen Gesundheitsfragen in der Berufsunfähigkeitsversicherung sogar der rechtssichere Weg. Aber scheinbar haben manche Bundesbürger schiere Angst vor einer Ja-Antwort und man sucht fieberhaft nach einer Aktion, wo man alles mit Nein beantworten kann. Nochmals: Eine “Ja-Antwort” ist keine Tragik, mithilfe einer anonymen Risikovoranfrage kann der Umstand oftmals aus der Welt geschaffen werden. Der Versicherer hat Kenntnis davon bekommen und gut ist. Aber nun gut, wir nutzen selber immer wieder gezielt manche Aktionen. Sei es von der HDI, LV 1871, Nürnberger, Baloise oder einigen anderen. So waren wir jetzt sehr gespannt, welche Eckdaten vorherrschen werden bei der BU-Aktion der Zurich.

1. Die Eckdaten der Zurich Sonderaktion in der Berufsunfähigkeitsversicherung

In der Info an uns lag nicht viel bei, von daher gehen wir davon aus, dass es eigentlich nur zwei Einschränkungen gibt.

Fassen wir also nochmals die Zurich Aktion in der Berufsunfähigkeitsversicherung zusammen:

Soweit eigentlich alles im Grünen Bereich und es gibt in unseren Augen jetzt keine Auffälligkeiten. Alles recht normal, die einzigen Einschränkungen sind das maximale Eintrittsalter sowie die Rentenhöhe. Das haben praktisch alle Versicherer mit einer reduzierten Gesundheitsprüfung so gehandhabt. Alles Roger in Kambodscha also.
Der Hinweis mit der “Fondsfinanz” hat den geneigten Interessenten weniger zu interessieren. Fondsfinanz ist ein Maklerpool, auch übersetzt mit einer Art Einkaufsgemeinschaft, wo ein Versicherungsmakler sein Geschäft einreichen kann. Wir gehen davon aus, dass diese Aktion auch über andere Maklerpools / Einkaufsgemeinschaften geht.

Nun aber zum eigentlich Interessanten…


2. So sind die Gesundheitsfragen der Zurich Aktion in der Berufsunfähigkeitsversicherung

Wir (Kollegen, welche sich auf die Biometrie spezialisierten) haben eine kleine Facebook Gruppe zum Austausch. Dort stellte Tobias die Aktion kurz vor, die ersten Nachfragen waren “Bist Du Dir sicher, dass Du nicht die normalen Gesundheitsfragen reingestellt hast?”. Lies Dir mal bitte die obigen Antragsfragen durch. Insbesondere eine hat es eigentlich in sich:

“Werden Sie derzeit oder wurden Sie in den letzten 5 Jahren
durch Ärzte und/oder andere Heilbehandler/Therapeuten behandelt, beraten, untersucht?
sofern nicht bereits in den beiden vorhergehenden Fragen mitgeteilt – (nicht anzugeben sind: zahnärztliche Behandlungen, Schwangerschaft oder Geburt, akute Erkältungskrankheiten, altersbedingte Vorsorgeuntersuchungen ohne krankhaften Befund, arbeitsmedizinische Untersuchungen ohne krankhaften Befund)”

Sprich, es wird nach jedem Arztbesuch (außer Vorsorge, bisschen Erkältung, Schwangerschaft) gefragt und dieser muss angegeben werden. Wir mussten selber erst einmal (dreimal) drüber lesen, ob wir nicht irgendwas überlesen haben an Erleichterung. Die einzige Erleichterung gegenüber einem normalen Antrag ist die Tatsache, dass folgende Gesundheitsfrage auf fünf Jahre gekürzt wird:

Sprich, faktisch wurden Krankenhaus / Operationen von zehn auf fünf Jahre bei der Zurich reduziert. Das ist der einzige Umstand.
Wären wir sarkastisch, würden wir uns die Frage stellen “Was hat derjenige gesoffen, welcher diesen Aktionsantrag erstellt hat?”. Es muss faktisch jeder Arztbesuch in den letzten fünf Jahren angegeben werden. Wo ist jetzt der Unterschied zu einem normalen Antrag (bis auf die zehn Jahre)? Wir würden eigentlich im Erdboden versinken, wenn wir unseren Interessenten & Kunden (und Versicherungsmakler sind eigentlich nichts anderes als Interessenten & Kunden des Versicherer) so eine Aktion als “Highlight” verkaufen würden.


3. Unser Vorschlag gegen ein schlankes Honorar

Die Zurich schreibt ja als “Highlight“

“Speziell für Sie und Ihre Kunden haben wir unsere Gesundheitsfragen gekürzt, von 23 auf nur noch 12 Fragen! Auch der Abfragezeitraum wurde auf nur noch 5 Jahre halbiert.”*

Die Bierls machen einen Vorschlag. Gegen ein schlankes Honorar machen wir ein Consulting für diese Aktion. Wir schaffen es, aus nur noch 12 Gesundheitsfragen eine zu machen, welche anschließend denselben Effekt hat. Ok, wir können auch drei daraus machen. Die Frage nach dem Grad der Behinderung sowie der aktuellen Arbeitsfähigkeit lassen wir mal drin. Aber durch die Frage mit

“Werden Sie derzeit oder wurden Sie in den letzten 5 Jahren
durch Ärzte und/oder andere Heilbehandler/Therapeuten behandelt, beraten, untersucht? “

macht man eigentlich jede andere Antragsfrage völlig überflüssig. Ups, jetzt haben wir uns um unser fürstliches Consulting Honorar gebracht. So ein Pech aber auch. 

Wir bleiben nochmals dabei und fragen uns: “Wie kommt man auf so eine Schnapsidee? Möchte man den Versicherungsmakler verschaukeln? Möchte man Triggerpunkte für seinen Banken- wie Ausschließlichkeitsvertrieb einführen?”. Der Mehrwert in dieser Aktion ist quasi gleich null. Aber wahrscheinlich wurden tausende Euro in diese Projektarbeit gesteckt, was letztendlich dann wieder die Versichertengemeinschaft zahlt.
Nicht falsch verstehen - wir halten saubere, reduzierte Gesundheitsfragen -wenn diese sinnvoll und richtig eingesetzt werden- für einen Segen. Aber nicht so…
Leider taucht die Zurich bei uns im Blog nur immer mit Aktionen auf, wo wir uns die Sinnfrage stellen, so auch im Jahr 2022, als es eine Beitragsgarantie für drei Jahre in der Berufsunfähigkeitsversicherung gab. Eigentlich schade, denn die Zurich wäre doch ein großer Player am Markt, die haben es eigentlich nicht nötig, solche Aktionen zu starten.

Aber auf der anderen Seite finden wir es wieder gut, da uns dann der Stoff für unseren Blog nicht ausgeht. Die große, weite Welt der Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt weiterhin sehr interessant, mit all ihren Facetten und Auswüchsen. Spannender als mancher Tatort am Sonntagabend

Persönlicher Nachtrag von den Bierls:

Wie du unten feststellen wirst, nimmt sich die Zurich unsere Kritik zu Herzen. Wie auch bei einigen "größeren" Tankern mahlen die Mühlen aber langsam, die Arbeitskraftabsicherung und insbesondere die Berufsunfähigkeitsversicherung wird aber in den nächsten Jahren ein recht großes Update erfahren & man möchte auch praxisorientierter handeln. Der erste Versuch ging etwas in die Hose, aber das ist nicht weiter schlimm. Daraus lernen, besser machen und weiter gehts (Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut). Das Potenzial hätte die Zurich ja💪.


Am 14.06.2023 meldete sich Alexander Leutfeld (Bereichsleiter im Broker Sales) bei Tobias und erklärte die Hintergründe über diese Aktion. Hier zitieren wir einfach mal:

"

Danke für unser spontanes Telefonat heute Morgen.

Wie von mir beschrieben, ist es mir wichtig, dass erkannt wird, dass wir dem freien Vermittler das gleiche Werkzeug an die Hand geben, wie auch anderen Vertriebswegen.

Unsere „verkürzten Gesundheitsfragen“ können schon seit einiger Zeit über unsere Zurich Software Weblife genutzt werden. Da die Mehrzahl der freien Vermittler aber keine Gesellschaftssoftware nutzt, sondern mit Vergleichern arbeitet, ist dies bisher über Vergleicher und oder außerhalb unserer Zurich Software “verpufft“. Darum haben wir uns entschieden die verkürzten Fragen nun per PDF-Zusatzformular allen Vermittlern zur Verfügung zu stellen.

Es ist damit auch keine befristete Aktion.

Vermarktungstechnisch ist dies jetzt als „Aktion“ gestartet und kann von jedem angewendet werden. Auch wir als Zurich können ja Aufmerksamkeit gebrauchen  Gerne auch Positive.

Die kürzeren Gesundheitsfragen können somit jetzt über Vergleicher, über unsere Software oder über einen „Standartantrag“ mit dem Zusatzformular etc. beantragt werden. In der Direktanbindung wie auch gerne über die jeweilige Pool- oder Verbundanbindung.

Es ist auf jeden Fall eine Vereinfachung zum bisherigen Weg und für uns auch ein erstes Highlight .

Ein weiteres Highlight ist der menschliche Faktor -persönliche Ansprechpartner- bei der Zurich. Dazu aber gerne mehr im direkten Dialog.

Wenn Du magst, darfst du mich auch gerne namentlich in Deinem Blog erwähnen, das obliegt aber Dir."