1. Was ist der Unterschied zwischen der Beitragsdynamik und der Leistungsdynamik?

Der Unterschied ist eigentlich so banal wie einfach:

  • Die Beitragsdynamik greift VOR dem Leistungsfall in der Berufsunfähigkeitsversicherung.
  • Die Leistungsdynamik greift dann IM Leistungsfall in der BU-Versicherung.

Je nach Phase in Deinem BU-Vertrag sind beide Möglichkeiten sehr wichtig. Lass es uns anhand eines Beispieles aber mal genauer erläutern, weshalb eine Leistungsdynamik / garantierte Rentensteigerung trotz Beitragsdynamik sehr wichtig ist.

Nehmen wir an, Du bist nach dem Medizinstudium direkt Arzt geworden, hast 3.000 Euro bei einem BU-Anbieter abgesichert, auch gute Nachversicherungsmöglichkeiten sowie eine Karrieregarantie steht Dir offen. Ebenso sind fünf Prozent Beitragsdynamik in Deinem Vertrag integriert. Optimale Voraussetzungen. Aber jetzt spielt das Leben Dir leider einen Streich. Ein halbes Jahr nach dem Abschluss Deiner 3.000 Euro BU-Rente wirst Du Opfer eines Unfalles (kannst nicht mal was dafür), bekommst eine schwere Krebsdiagnose oder was auch immer. Du kannst Deinen anspruchsvollen Job als Assistenzarzt nicht mehr ausüben. Die BU-Versicherung erkennt Deinen Leistungsfall nach wenigen Monaten an. Du bekommst jetzt 3.000 Euro monatliche BU-Rente. Die Beitragsdynamik hat noch kein einziges Mal gegriffen. Nach den Abzügen im Leistungsfall (insbesondere Krankenversicherung & keine Einzahlung mehr in die gesetzliche Rentenversicherung bzw. Versorgungswerk) bleibt noch ein Betrag übrig, mit dem Du leben kannst.

Aber 3.000 Euro (- Abzüge) sind jetzt vielleicht einigermaßen viel wert. Aber wie ist es in fünf, 10 oder 15 Jahren? Wir alle kennen noch die erheblichen Teuerungsraten im Jahr 2022, 2023 und auch weiterhin. Alles wurde teurer. So sind nominale 3.000 Euro aus dem Jahr 2020 im Jahr 2025 natürlich auch noch 3.000 Euro wert, aber von der Kaufkraft liegst Du sicher 20-25 Prozent darunter. 

Dasselbe Problem hätte unser junger Assistenzarzt jetzt mit seinem BU-Leistungsfall. Er bekommt nun 3.000 Euro, aber wie viele sind diese in einigen Jahren & Jahrzehnten wert? Hier kommt dann die garantierte Rentensteigerung in den Blickpunkt. Hätte unser Arzt eine Leistungsdynamik von drei Prozent eingebaut, würde sich seine BU-Rentenhöhe um 90 Euro im nächsten Jahr erhöhen. Sprich, von 3.000 auf 3.090 Euro.

Verlauf einer Leistungsdynamik von drei Prozent auf die nächsten Jahre:

JahrBU in € mit drei Prozent LeistungsdynamikBU in € ohne Leistungsdynamik
13.0003.000
23.0903.000
33.1833.000
43.2783.000
53.3773.000
63.4783.000
73.5823.000
83.6903.000
93.8003.000
103.9143.000
114.0323.000
124.1533.000
134.2773.000
144.4063.000
154.5383.000
164.6743.000
174.8143.000
184.9593.000
195.1073.000
205.2613.000
215.4183.000
225.5813.000
235.7483.000
245.9213.000
256.0983.000

Der Einbau einer Leistungsdynamik ist also so etwas wie ein Inflationsausgleich IM Leistungsfall. Benötigst Du keinen Ausgleich Deines Kaufkraftverlustes im Leistungsfall, benötigst Du auch keine Leistungsdynamik.

Hinweis

Gedanken aus der Praxis

  • Je mehr Verträge wir aber verwalten, je länger wir am Markt sind, desto sinnvoller halten wir eine hohe Leistungsdynamik
  • Im Herbst 2024 hatten wir den Leistungsfall einer Medizinstudentin. Schlaganfall, motorische Schwierigkeiten. Wird nie mehr im angestrebten Beruf arbeiten können. Glücklicherweise hat sie aber drei Prozent Leistungsdynamik vereinbart.
  • Auch unser erster Leistungsfall aus dem Jahr 2015 wird wahrscheinlich nie mehr in seinen ehemaligen Beruf zurückkehren. Er ist uns heute noch böse (ein guter Bekannter), weshalb wir ihm die garantierte Rentensteigerung im Leistungsfall nicht noch stärker eingetrichtert hätten.

2. Warum kostet die Beitragdynamik nichts als Option, die Leistungsdynamik aber schon?

Das Tolle an der Beitragsdynamik = diese kostet als Option an sich nichts. Deshalb sollte diese auch so hoch wie möglich angesetzt werden. Die Gründe haben wir im Artikel “Kundenfrage: Warum sollte ich mehr als drei Prozent Beitragsdynamik nehmen?” näher beschrieben. 

Erst im nächsten Jahr wird die Beitragsdynamik dann beitragsrelevant. Zeitgleich steigt aber natürlich auch die Absicherungshöhe. Am Beispiel der Beitragsdynamik der LV 1871 (Auswahl der Vorjahressumme, für uns die beste Dynamik am Markt) sehen wir, dass natürlich die Beiträge, aber auch die abgesicherte Rentenhöhe sich steigert.

JahrAbsicherungshöhe in €Nettobeitrag in €
20253.00077,73
20263.15081,63
20273.30885,80
20283.47390,26
20293.64795,03
20303.829100,15
20314.020105,62
20324.221111,48
20334.432111,75
20344.654124,46
20354.887131,65
20365.131139,33
20375.388147,56
20385.657156,35
20395.939165,75
20406.237175,77
20416.549186,46
20426.876197,85
20437.220209,95
20447.581222,79
20457.960236,39
20468.358250,79
20478.776265,99
20489.215282,00
20499.675298,78
205010.159316,29
205110.667334,45
205211.200353,16
205311.760372,26
205412.348391,54
205512.966410,74
205613.614429,46
205714.295447,21
205815.010463,33
205915.760476,94
206016.548486,88
206117.375491,61

Die Option der Beitragsdynamik an sich ist aber kostenfrei. Bei allen Anbietern am Markt kannst Du der Beitragsdynamik auch widersprechen, falls Du mal das Verlangen verspürst, die Steigerung nicht anzunehmen. Bei modernen Policen / Gesellschaften sogar unbegrenzt.
Beachte aber bitte: Technisch gesehen ist die Beitragsdynamik ein Neuvertrag. Es gilt für die kleine, erhöhte Absicherung das aktuelle Eintrittsalter. Deshalb steigt die Beitragdynamik nicht immer linear zum eigentlichen Beitrag. 

  • Die Beitragsdynamik als Option ist kostenfrei. Bei einem Leistungsfall innerhalb des ersten Jahres kam diese ja noch gar nicht zur Geltung.

Die Leistungsdynamik kostet aber ab dem ersten Monat Geld!

Wie bei der Beitragsdynamik muss man auch bei der Leistungsdynamik bei Antragsstellung eine Auswahl treffen, i.d.R. können maximal drei Prozent ausgewählt werden (eine Ausnahme bildet die Canada Life, hier sind fünf Prozent möglich. Solltest Du die Canada Life in Erwägung ziehen, ist eine Leistungsdynamik unbedingt erforderlich aufgrund anderer Kalkulationsgrundlagen). Anders als bei der Beitragsdynamik kostet die Leistungsdynamik zu Beginn aber einen höheren Beitrag. Der Grund ist aber auch so banal wie einfach = die Leistungsdynamik / garantierte Rentensteigerung sichert Dich ab dem ersten Tag ab. Wir hatten ja so einen Leistungsfall, wo jemand zwischen Antragsstellung und Policierung einen Schlaganfall erlitt, das wurde sogar ein echter Leistungsfall. Glücklicherweise (bezogen auf die Berufsunfähigkeitsversicherung) wurden drei Prozent Leistungsdynamik eingebaut. Du hast also ab dem ersten Tag eine Absicherung.

Am Angebot der Baloise sehen wir es recht schön. Wir nehmen jetzt mal einen 27-jährigen Ingenieur an, welcher 3.000 Euro bei der Baloise absichert (3.000 Euro sind für einen jungen Akademiker jetzt kein besonderer Wert, eher Standard bei uns - immerhin sollten ja 60 Prozent des Bruttogehaltes abgesichert werden). Einmal mit der Leistungsdynamik, einmal ohne. 

Abgesicherte BU-Rentenhöhe bei der Baloise ohne Leistungsdynamik = 1.440.000 Euro (also fast 1,5 Millionen Euro)

Abgesicherte BU-Rentenhöhe bei der Baloise mit drei Prozent Leistungsdynamik = 2.714.445 Euro (also 2,7 Millionen Euro)

Fassen wir also nochmals zusammen:

  • Gesamte Leistung in der Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Leistungsdynamik = 1.440.000 Euro 
  • Gesamte Leistung in der Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Leistungsdynamik = 2.714.445 Euro

Es ist also ein Unterschied von über 1,2 Millionen Euro, ob ich denn eine garantierte Rentensteigerung im Leistungsfall eingebaut habe oder nicht. Das ist natürlich das Worst-Case-Szenario (Berufsunfähigkeit trat sehr bald ein & geht über die Jahre durch), aber auch das haben wir schon erlebt (bzw. dauert an) und gibt / gab es mit Sicherheit schon.
Kannst Du jetzt verstehen, weshalb die Leistungsdynamik ab dem ersten Euro Geld kostet? In diesem Fall ca. 30 Prozent mehr auf den Beitrag? Aber dafür hat der junge Ingenieur auch über eine Million Euro mehr an Absicherung.

Tipp

Kann ich die Leistungsdynamik später wieder aus dem Vertrag herausnehmen?

  • Grundsätzlich keine dumme Idee = zu Beginn als junge Person alles einbauen, später wieder herausnehmen.
  • Ja, bei vielen Versicherern kann später die Leistungsdynamik aus dem Vertrag herausgenommen oder reduziert werden.

Gab es nicht auch etwas mit den Überschüssen im Leistungsfall?

Ja. Überschüsse lernst Du auch gleich zu Beginn kennen, denn bei der Berechnung zu Deiner persönlichen Berufsunfähigkeitsversicherung wirst Du einen Netto- wie auch einen Bruttobeitrag sehen. Hat jetzt nichts mit Steuern zu tun, sondern mit den Überschüssen. I.d.R. zahlt man den Nettobeitrag. 

Im Leistungsfall werden Dir Überschüsse dann aber in Form einer nicht garantierten Rentensteigerung weitergegeben. Da diese nicht garantiert sind und bei einigen Versicherern schon auf null gefallen sind, solltest Du auf keinen Fall damit rechnen. Die nicht garantierten Überschüsse im Leistungsfall sind also die Kirsche auf der Sahne. Nice to have. Aber kein verlässlicher Wert für seine persönliche Absicherung.

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3. Fazit zum Unterschied zwischen der Beitragsdynamik vs. Leistungsdynamik

Wir hoffen, dass es einigermaßen durchkam, was denn jetzt genau der Unterschied zwischen beiden Dynamikformen ist. 

  • Beitragsdynamik steigert die BU-Rentenhöhe VOR dem Leistungsfall, solange Du also noch nicht berufsunfähig bist.
  • Leistungsdynamik steigert die BU-Rentenhöhe IM Leistungsfall (in unserem obigen Beispiel eines Ingenieurs sogar um über 1,2 Millionen Euro). Die Leistungsdynamik erhöht also die BU-Rente während der Vertragslaufzeit. 

Es ist in unseren Augen definitiv kein “Nehme ich die Beitragsdynamik oder die Leistungsdynamik mit dazu?”, sondern eher ein sowohl als auch. Insbesondere bei der Beitragsdynamik (diese dann noch möglichst hoch) darf es eigentlich keine zwei Meinungen geben. Bisher gab es keinen Kunden bei uns, der die Beitragsdynamik nicht in den Vertrag nahm (ok, ein verbeamteter Lehrer aus Berlin hat es nicht gemacht …). 

Zudem kann man es auch so sagen, dass beide Dynamikformen einen Inflationsausgleich darstellen. Einmal vor dem Leistungsfall und einmal nach dem Leistungsfall. Da niemand weiß, wann aufgrund von Vorerkrankungen ein Schicksalsschlag über einen kommt, sollte man in beiden Szenarien unbedingt einen Inflationsausgleich in seinen Vertrag einbauen, insbesondere bei jungen Personen, die eigentlich ihr künftiges Gehalt noch nicht absichern können, aufgrund eines Deckels (z.B. als Schüler, Student oder Berufseinsteiger).