Quo Vadis Euro, Quo Vadis Schuldenkrise?
| Vermögen/Geldanlage
Kommen wir zu einem Thema, das jeden von uns tangiert-direkt oder indirekt. Man kommt gar nicht an der Thematik Euro und Schuldenkrise umher, jede Tageszeitung und die Medien sind voll mit diesem Thema. Es prasseln so viele Informationen auf den einzelnen Bürger ein, das es schwer ist, noch klaren Durchblick zu behalten. Aus diesem Grunde möchten wir, die Unabhängige Finanzberatung Bierl, unsere Ansichten und Statements zu dem Thema abgeben.
Wir beschäftigen uns tagtäglich mit dem Finanzmärkten, der Politik und den Schuldengebaren an sich. Als Vermögensverwaltung stellen wir uns immer wieder die Frage, wie es mit dem Euro weitergehen wird und ob die Schuldenkrise in Deutschland, in Europa ja auf der ganzen Welt gelöst werden kann. Wenn diese Antwort positiv ausfällt, bleibt die Frage nach dem „Wie“? Die Eurokrise ist unvermeidlich mit der Schuldenkrise der Staaten ein Tandem. Die westliche Welt (einschließlich Deutschland) hat in den letzten Jahrzehnten ihren Wohlstand größtenteils aus Schulden finanziert, es gab faktisch kein Jahr, wo es keine Neuverschuldung gab. Aber wie kommen wir von diesem Schuldenstand wieder nach unten und wie können wir unsere Währung retten?
Dafür gibt es in unseren Augen Vier Möglichkeiten, die wir Ihnen etwas genauer erläutern werden:
1.Schuldenabbau durch Wirtschaftswachstum
Dies wäre für die Politik und für uns als Bürger natürlich der angenehmste Weg. Wirtschaftswachstum=höhere Steuereinnahmen=somit ein sinkender Schuldenstand im Vergleich zum BIP. Aber wie wahrscheinlich ist diese Annahme? Wie wir bekanntlich wissen, kann die Wirtschaftsbewegung als auf ein auf und ein ab bezeichnet werden. Verlässliche Prognosen sind schwer bis unmöglich zu treffen. 2007 war eines der besten Jahre für die Unternehmen, ein Jahr später kam man sich vor wie in „Jubel Hoch Hauchzend zu Tode betrübt“. Die Welt schien unterzugehen, die deutsche Wirtschaft brach wie noch nie zuvor in der Nachkriegsgeschichte ein und die Unternehmen entließen Mitarbeiter oder Millionen Arbeitnehmer lernten die Kurzarbeit kennen. Nur zwei Jahre später sprach das Interportal „Welt Online am 24.11.2010“ von „Wirtschaftsaufschwung-Deutschland steht vor einem goldenen Jahrzehnt“. Höhere Steuereinnahmen erwecken aber auch wieder Begehrlichkeiten nach mehr Wohlstand und somit Wahlgeschenken. Über diesen Punkt werden wir unsere Schulden nicht abbauen können. Selbst in den besten Wirtschaftsjahren schaffte es die Bundesrepublik nicht, keine neuen Schulden aufzunehmen.
2.Schuldenabbau durch Sparen
Klingt nachvollziehbar, aber ist dies Umsetzbar? Nein, wir denken nicht. Die Bundesrepublik Deutschland hat es seit ihrer Gründung in keinem einzigen Jahr (Ausnahme 2000 durch die Einnahmen der UMTS Lizenzen) geschafft, keine neuen Schulden zu machen. Jede Partei und jede neue Regierung geht mit ehrgeizigen Zielen an die Macht, aber spätestens bei dem nächsten Umfragetief nimmt man von seinen ehrgeizigen Plänen Abstand. Wir in Deutschland sind einem angenehmen Wohlstand in den letzten Jahrzehnten gewohnt geworden, möchte diesen der Bürger wieder aufgeben? Es wird künftig drastische Einschnitte geben, aber diese werden sicher nicht genügen, um den wahnwitzigen Schuldenberg abzutragen. Ab einem bestimmten Moment begehrt auch der normale Bürger auf, die besten Beispiele gibt es derzeit aus Griechenland. Im ganzen Land gewalttätige Demonstrationen, selbst Tote gab es leider schon zu verzeichnen. Auch in Deutschland werden sich die Menschen ab einen gewissen Punkt ändern, sei es nur durch die Wahl einer Radikalen Partei, die Ihnen in Rattenfänger Manier das Blaue vom Himmel verspricht. Eines der großen Hauptprobleme in Zukunft wird das Thema Demographie werden. Immer weniger Junge Menschen müssen immer mehr ältere Menschen versorgen. Es ist wirklich sehr erfreulich, das unser Lebensalter beständig steigt, aber dies muss auch irgendwie finanziert werden. Mit unserem Umlageverfahren ist dies auf Dauer zum scheitern verurteilt. Milliardenlöcher werden in den Haushalt gerissen, wie soll da gespart werden? Zudem zahlt Deutschland für die Aufnahme neuer Kredite so wenig Zins wie noch nie in der Nachkriegsgeschichte, auch das wird sich wieder ändern. Durch Sparen schwächt man auch die Wirtschaft, die Bürger legen mehr Geld auf die Seite und somit haben sie weniger Geld für den Konsum. Die Konjunktur bricht ein, Unternehmen entlassen ihre Angestellten, der Bürger spart sich zu Tode. Ein endloser Kreislauf, der in einer Deflation enden kann. Dies ist das Horrorszenario für alle Politiker, besonders aus dem Angelsächsischen Bereich. Aber darauf kommen wir im dritten Punkt zu sprechen. Zudem soll Deutschland bekanntlich die gesamte Eurozone retten….
Fazit: Auch die zweite Option ist sehr unrealistisch.
3.Schuldenabbau durch Inflation
Mit dem Wort Inflation verbinden die Deutschen eines der größten Ängste des letzten Jahrhundert-das Geld war schlichtweg nichts mehr wert. Im Jahre 1923 nahm der Schrecken seinen Lauf, ein Ei oder ein Leib Brot für etliche Milliarden Reichsmark. Aber wie kam es dazu? Deutschland musste aufgrund hoher Zahlungen wegen des verlorenen Ersten Weltkrieg seine Schulden an die Siegermächte zahlen. Die Kasse war leer, also wurde einfach Geld in der Notenpresse gedruckt (um es sehr einfach auszudrücken). Keine Angst, liebe Leser, mit so einer Hyperinflation rechnen wir selber nicht. Aber im kleinen machen die Notenbanken und die Regierungen das gleiche. In den USA finden sich für ihre Anleihen (=neue Kredite) keine Käufer mehr. Was macht die Regierung bzw. die „unabhängige“ Notenbank? Sie druckt einfach Geld, was nie vorhanden war und kauft diese Anleihen. Zudem gab es damals für sehr viel Geld nur ein knappes Güterangebot zu erwerben, das war auch eines der Preistreiber (dies ist heutzutage aber nicht mehr der Fall, wir haben genügend Güter im Umlauf).
Hier werden also Schulden bekämpft, indem man einfach Geld druckt. Ebenso in Großbritannien. Auch die Europäische Zentralbank kauft mit gedruckten Geld die Staatspapiere der Problemländer. Hier werden die Schulden mit neuen Schulden bekämpft. Diese massive Geldauswertung muss früher oder später in Inflation enden. Schon Helmut Schmidt sagte in den 70er Jahre „Lieber 5 % Inflation als 5 % Arbeitslosigkeit“ (damals gab es in Deutschland Vollbeschäftigung). Die Politiker, besonders in Deutschland, bekennen sich natürlich nicht offensichtlich zur Inflation, aber sie würde dem Staat einige Probleme abnehmen. Höhere Inflation=Höhere Steuereinnahmen-sinkende Gesamtverschuldung im Vergleich zum BIP. Für den Geldwertsparer wäre es natürlich ein Horror. Steigende Preise sehen wir seit Jahren schon bei der Energie, jede Tankfüllung und jeder Heizölkauf schmerzt im Geldbeutel. Die Zinsen werden in der westlichen, überschuldeten Welt künstlich Tief gehalten, die Notenscheine überfluten die Märkte. Bei sehr vermögenden Personen herrscht derzeit eine richtige Flut in Richtung Sachwerten, vor allem aber in solchen Exklusiven Bereichen wie dem Thema Oldtimer, Kunst oder natürlich Immobilien. Dieses Szenario ist durchaus eine Variante, mit der ein jeder von uns rechnen muss. So leid es uns tut-dies ist wohl auch der schmerzfreieste Weg, da durch erhöhte Inflation keine Wirtschaftskrise stattfinden würde (anders wie bei einer wo möglichen Deflation).
4.Schuldenabbau durch eine Währungsreform/Schuldenschnitt
Der einfachste Weg von allen, aber Politisch im Moment nur schwer umsetzbar. Ganz simple Rechnung: Aus 100 Euro werden 10 neue Deutsche Mark-so verringert sich auch die Gesamtverschuldung. Leidtragender sind alle Geldwertsparer ohne reellen Hintergrund. Im letzten Jahrhundert gab es in Deutschland Zwei Währungsreformen, einmal in den 20er Jahren und einmal kurz im Jahre 1948. Hier bekam man für 100 Reichsmark Sechs D-Mark. Immobilienbesitz wurde mit einer Zwangssteuer über etliche Jahre belegt, also auch die Flucht in Immobilien kann kein Segen sein. Eine Währungsreform wäre der ultimative letzte Schritt, aber dies wäre der Neustart des Finanzsystem, die gemachten Fehler könnten hoffentlich für die Zukunft ausgemerzt werden. Wir sind uns nur in einem Punkt sicher-den Euro, wie wir ihn kennen wird es in einigen Jahren nicht mehr geben. Ob wir wieder eine D-Mark, einen Nordeuro oder eine schlankere Währung (Ohne Griechenland, Portugal, etc) bekommen-das wissen wir natürlich nicht. Natürlich kann es auch einen Schuldenschnitt wie derzeit in Griechenland geben, dies ist mitunter aber nur für „kleinere“ Länder möglich, ein Schuldenschnitt für Deutschland oder auch Länder wie Italien oder Spanien-das würde wohl der Euro nicht überleben.
Alle Vier Punkte wurden natürlich nur an der Oberfläche angeschnitten!