Für uns gibt es nur noch Seminare mit Mehrwert ;-) – diesmal Riester aus der Praxis!
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Das Schöne an der Selbstständigkeit ist ja die Tatsache, dass wir nur Fortbildungen und Seminare besuchen, welche (hoffentlich) einen Mehrwert für uns bieten. Verdeckte Verkaufsschulungen oder „Wie bringe ich den Kunden am besten zur Unterschrift“ entfallen für uns somit glücklicherweise. Zudem müssen wir auch keinen sogenannten Gurus Aufmerksamkeit schenken, die einer Oma mal eine Heizdecke auf einer Kaffeefahrt verkauft haben (überspitzt formuliert).
Tobias besuchte Mitte Mai im beschaulichen Erbendorf (ca. 100 Kilometer entfernt von uns) eine Ganztagesschulung über das Thema Riester des spezialisierten Versicherungsmaklerkollegen Joachim Haid. Dieser hat sich schon vor etlichen Jahren auf das Thema Riester spezialisiert und kann mittlerweile als absoluter Fachmann zu diesem Thema bezeichnet werden. Schon sehr früh zeigte er die Problematik bei Riesterfondssparplänen und auch von Banksparplänen auf, welche sogenannte Verbraucherschützer aufgrund der kostengünstigen Basis gerne empfehlen.
Die Veranstaltung war wie oben beschrieben (endlich) mal nicht in einer großen Stadt, sondern im 5.000 Einwohnerstädtchen Erbendorf, welches gerade noch zum Regierungsbezirk der Oberpfalz gehört. Man versteht Tobias sprachlich also ;-). Hier gibt es ein sehr neues Hotel mit angrenzendem Seminarraum; würde man so gar nicht vermuten. Bevor wir die ganze Veranstaltung von vorne bis hinten durchgehen, sei einfach gesagt: Langweilt man sich bei einem Vortrag, so wird schon mal gerne bewusst oder unbewusst mit dem Handy oder dem mitgebrachten Laptop gespielt. Klar, nicht schön für den Vortragsredner, aber so ist es eben. An diesem Tag war es aber etwas anders, die lockeren Ausführungen aus der Praxis haben die Teilnehmer (ca. 20 Stück) sehr interessiert verfolgt. Trotz dieser oft sehr trockenen Materie rund um Produktinformationsblätter, Rentenfaktoren und Riester generell hat es Joachim Haid geschafft, die Thematik locker flockig an den Mann (respektive Frau) zu bringen.
Seminare & Fortbildungen aus der Praxis schaffen den Mehrwert für uns!
Hier ist es definitiv ein Unterschied, ob ein Angestellter einer Versicherung oder ein freier Versicherungsmakler vorne steht. Dieses Tagesseminar hat zwar die Versicherungsgesellschaft „Die Bayerische“ gesponsert, aber diese trat eigentlich gar nicht in den Vordergrund. Klar, der Tarif der Bayerischen wurde gerne mal erwähnt, aber Joachim Haid hat seine (selber sehr hoch gelegte) Messlatte in der Produktentwicklung des neuen Tarifes hier angewandt. Letztendlich können wir behaupten, dass es derzeit eigentlich nur zwei Gesellschaften mit ihren Tarifen gibt, die man guten Herzens vermitteln kann.
Schauen wir uns aber einige Anekdoten an, die etwas amüsieren oder ggf. auch schockieren können ;-).
Produktinformationsblatt eines Riesterfondssparplanes:
Quelle: Proriester / Softfin
Interessant ist hierbei der Punkt der Verwaltungskosten. Aufgrund des nicht garantierten Rentenfaktors zum Schluss kann es eine theoretische Kostenquote von 100 % geben. Wenn Sie 50.000 Euro eingezahlt haben und eine Kostenquote von 100 % haben, wieviel bleibt dann noch übrig? Klar, das ist sehr überspitzt, aber schon jetzt liegen die Kosten für die anschließende Rentenversicherung ab dem 85. Lebensjahr bei ca. 31 %. Von 50.000 Euro Guthaben gehen also über 15.000 Euro schnell mal wupps. Wussten Sie das vorher? Eher nicht…aber amüsant ist diese Info hier schon.
Hier übrigens der Nachweis am Beispiel des Fondsparanbieters DWS, welche 2017 eine Kostenquote von 31 % für die Rentenversicherung ab 85 Jahre hatten:
Quelle: Proriester / Softfin
So steht es auch schön in den Bedingungen, dass ab dem 85. Lebensjahr eine Rentenversicherung abgeschlossen werden muss, wo die Kosten noch nicht feststehen.
Quelle: Proriester / Softfin
Jegliche negative Veränderung in der Lebenserwartung schlägt also komplett auf Sie direkt durch. So ist es quasi, wie wenn Sie mit Ihrer Rente ins Casino gehen und etwas zocken. Die Rechnungsgrundlagen stehen noch nicht fest und können jederzeit geändert werden.
Joachim Haid hatte hier auch ein recht kurzes Beispiel dafür: „Eine Frau spielt schon immer Lotto. Jetzt erst recht, da über 20 Millionen Euro im Jackpot sind. Wie es so ist, hat sie diesmal Glück, ihre Zahlen werden gezogen, sogar die Superzahl hat sie richtig. Freudestrahlend geht sie zur Lottoannahmestelle und freut sich auf den großen Pott. Der Manager der Lotterie nimmt sie schon in den Arm und gratuliert und übergibt ihr 80 Euro. „Wieso nur 80 Euro, fragt sich die Dame“? Der Herr sagt „Haben sie nicht die Rückseite des Lottoscheines gelesen? Hier weisen wir auf unsere AGB´s hin, worin steht, dass wir den Gewinn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten jederzeit nach unten anpassen können. Und diese haben wir ja jetzt....... „
So ähnlich ist es auch bei der Riesterrente. Bei Fonds & Bank- und Bausparplänen ist eigentlich schon vorher bekannt, dass dies eine Blackbox ist. Bei vielen Anbietern im Versicherungsbereich kommt diese vage Unbekannte aber durch undurchsichtige AGB’s, wo die Rechnungsgrundlagen jederzeit angepasst werden könnten.
Auch bei der Einstufung des Chancen- & Risikoverhältnisses wird getrickst und geschummelt.
Für uns als große Freunde von freien Investmentfonds (bitte nicht verwechseln mit Riester Fondssparplan) sorgte folgende Konstellation noch für einen Lacher:
Quelle: Proriester / Softfin
Im neuen Produktinformationsblatt gibt es eine „Chancen – Risiko- Klasse, kurz CRK“. Dies soll dem Riesterinteressent Klarheit verschaffen, aber dürfte letztendlich zur Verwirrung beitragen. Ein CRK von 4 ist eigentlich besser als 2. Aber wie wird diese festgestellt? Indem aus dem Fondsportfolio der Investmentfonds mit der höchsten Volatilität & Kurssteigerungen in den letzten Jahren bewertet wird. Völlig unabhängig davon, ob der Kunde diesen Fonds auch nimmt.
Wenn nur ein Fonds von einer Auswahl von über 100 Möglichkeiten in nigerianische Goldminen investiert wird und dieser in den letzten 5 Jahren gut lief, dann bekommt die Riesterrente ein gutes Chancen- und Risikoverhältnis. Kaum zu glauben, ist aber so…
Quelle: Proriester / Softfin
Beißt die Maus hier den Faden ab?
Zudem wird aber darauf hingewiesen, dass bei einem hohen Risikoverhältnis ein Totalverlustrisiko besteht. Haben wir aber bei Riester nicht eine komplette Beitragsgarantie auf die eingezahlten Beiträge & Zulagen? Wahrscheinlich gibt es Marktteilnehmer am Markt (Finanzberater), die noch damit werben, dass ihre Gesellschaft eine Beitragsgarantie hat und andere Riesterrenten nicht und deshalb sei doch seine Versicherung viel besser. Man mag es kaum glauben, aber so etwas wird es sicherlich geben…;-(.
Ehrlich währt am längsten – aber nicht in der Angabe der Rentenphase.
Ebenso wird sehr getrickst bei der Rentenphase. Gibt man in den Musterberechnungen nur eine geringe Rentengarantiezeit an, so steigt die gesamte Rente an. Ob das aber im Sinne des Kunden ist, welcher seine Hinterbliebenen noch absichern möchte?
Quelle: Proriester / Softfin
Von fünf Jahre, zehn bis zu Restkapital bei Tod ist alles möglich. Vereinheitlichung findet hier also nicht statt, es verwirrt den normalen Verbraucher eher. Auch deshalb ist der Blick auf die garantierte Rente in der Bezugsphase zu Beginn eigentlich nicht der einzige wichtige Punkt. Besonders mit der Tatsache, dass hier sehr viel geflunkert wird.
Selbstverständlich fehlte nicht auch noch der Hinweis auf die „Sechs Riester Fragen“, welche Joachim Haid schon vor etlichen Jahren mit seiner Firma Softfin entwickelte:
Quelle: Softfin
Weitere Informationen zu den Sechs Riesterfragen gibt es hier:
http://www.softfin.de/6-riester-fragen/
Joachim Haid hat über 600 Vertragsbedingungen der einzelnen Anbieter gelesen und ausgewertet. Eine durchaus trockene Arbeit, wie wir uns denken können ;-). Vor allem sind einige Bedingungen teilweise sehr abstrakt geschrieben, dazu kommen noch etliche Verweise auf weitere Paragraphen und Absätze. Also wir könnten uns etwas Schöneres vorstellen ;-).
Letztendlich kam die Runde zu der Feststellung, dass es derzeit eigentlich nur zwei Anbieter einer Riesterrente gibt, die auf höchstem Niveau sind.
Am Nachmittag gab es noch den Schwenk auf die Rürup Rente. Auch hier sah man, welche immensen Unterschiede es zwischen den einzelnen Tarifwerken gibt. „Darum achte, wer sich ewig bindet“, war somit auch hier das Motto.
Auf jeden Fall ein Seminar mit hohem Mehrwert - Daumen hoch!
Insgesamt war dies also eine sehr interessante Veranstaltung, welche wir jedem Vermittler nur ans Herz legen können. Erfahrungen aus der Praxis für die Praxis, wie man so schön sagt ;-). Wir sehen bei Riester sicherlich auch nicht alles positiv, es ist auch hier nicht alles Gold was glänzt, aber in bestimmten Fällen kann es eine absolut passende Lösung sein. Aber der Anbieter und vor allem die Vertragsbedingungen müssen absolut passen. Zu hoffen wäre es, dass auch einige Verbesserungen im Bundestag abgesegnet werden. Vor allem die Beitragsgarantie von 100 % sollte fallen, auch wenn dies erst einmal makaber klingt. Gerne aber mehr in einem persönlichen Gespräch ;-)