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Dubai - mehr Schein als Sein? Nachdenkliche Anmerkungen von meiner Reise.

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Ich (Tobias) besuchte über Sylvester für 9 Tage die Region der Golfstaaten und konnte hier ein paar interessante Infos bekommen. Dies ganze soll kein Reisebericht werden, sondern sollen eher Anmerkungen sein und vielleicht auch „Aha-Erlebnisse“ für den Leser! Einen großen Dank geht hier an meinen „Reiseführer“, der seit 4 Jahren hier lebt und mir doch sehr interessante Infos aus erster Hand liefern konnte.

Die Vereinigten Arabischen Emirate und besonders das Emirat (die Vereinigten Arabischen Emirate bestehen aus Sieben Emiraten, vergleichbar mit unseren 16 Bundesländer in Deutschland) Dubai sind seit Jahren in aller Munde. Es wird immer höher, weiter und größer gebaut. Einen regelrechten Boom soll es dort geben. Auch für Investoren soll es hier traumhafte Möglichkeiten geben.

Aber woher haben das Land und auch die Nachbarländer (Saudi Arabien, Katar und Bahrain) das viele Geld? Logisch, das schwarze Gold in Form von Öl (und teilweise etwas Gas, dies aber vor allem Katar besitzt). Wir haben ein Foto von Abu Dhabi (dem reichsten Emirat bzw. Stadt) gesehen von 1950. Hier wohnten ca. 3.000 Einwohner in dem Ort und eine Lehmhütte war das größte der Gefühle. Heute leben über 600.000 Einwohner in der Stadt. In Dubai das gleiche Spiel, mittlerweile über zwei Millionen Menschen.

Die Superlative in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Es gibt hier eigentlich nichts, was es nicht gibt. Das wohl beste Hotel der Welt mit inoffiziell 7 Sternen, das höchste Gebäude der Welt und auch eine Palmeninsel. Da Dubai zu wenig Platz besitzt (Ironie!!), wurde einfach eine völlig neue Stadt im Meer erschaffen, welche die Form einer Palme besitzt. Dieses ganze Unterfangen kostete knapp 10 Milliarden US-Dollar. Es ist schon alles sehr faszinierend, wenn sich ein Wolkenkratzer nach dem nächsten reiht, aber wo ist jetzt die Nachdenkliche Anekdote?

Der Glamour wurde mit Schweiß und dem Blut der Gastarbeiter erkoren

Diese Megaprojekte muss jemand bauen. Das ist klar. Geplant wird dies in der Regel von Ausländischen Architekten und Firmen (gerne auch aus Deutschland). Umgesetzt wird es aber von Gastarbeitern aus sehr ärmlichen Ländern wie z.B.. Indien, Nepal, Sri Lanka oder Bangladesch. Diese werden in das „gelobte“ Land mit Versprechungen gelockt, die nicht eingehalten werden. Zuerst muss die Person aus z.B. Indien erstmals 2.000 US Dollar an Visum- und Bearbeitungsgebühr zahlen. Diese Gebühr sollte dann mit seinem Arbeitsverdienst ausgeglichen werden. Er unterschreibt in seinem einen Arbeitsvertrag, der ihm vielleicht 500 Dollar monatlich bringt (was sehr viel ist zu einem Arbeitsverdienst in seinem Land). Kommt er dann in Dubai an, ist die erste Amtshandlung die Einbehaltung seines Reisepasses, so dass er nun ohne Pass in einem fremden Land ist. Auch sein Arbeitsvertrag wird zerrissen und ein neuer, auf arabisch angelegt (eine Sprache, die er nicht kann). Hier steht nur noch etwas von 200 Dollar monatlich. So arbeitet der fleißige Arbeiter von 7.00-20.00 am Abend auf einer Baustelle und wird anschließend weit weg von der Stadt in eine Baracke (so muss man es nennen) gebracht, wo er einen Raum mit weiteren 20 Gastarbeitern teilen muss. Unzumutbare Bedingungen, besonders im Sommer. Nach einigen Monaten bekommen die Arbeiter gar kein Geld mehr. So funktioniert moderne Sklaverei. Die Gastarbeiter sind jetzt natürlich in einer prekären Situation. Sie sind in einem fremden Land ohne Ausweis, haben Schulden (Stichwort Visum) und haben keinerlei Rechte oder Ansprechpartner. Sie können praktisch nicht ausreisen ohne Pass, wenn doch werden Sie in ihrer alten Heimat gedemütigt. Hier haben viele die 2.000 Dollar Visum & Bearbeitungsgebühr als Kredit aufgenommen bzw. ihr Haus verpfändet oder es wurde Ihnen vor ihrer Familie geliehen. Somit verlieren sie ihr „Gesicht“. In Dubai bzw. den Vereinigten Arabischen Emiraten können Sie auch nichts machen, da Sie keinen Pass besitzen und somit illegal im Land sind. Der ganze Glamour und Schein wurde als teuer erkauft und viele tausende Menschen müssen darunter leiden.

Sämtliche Arbeiten erledigen die Gastarbeiter

Man sollte dazu noch anmerken, dass die Einheimischen so gut wie gar nicht mehr am normalen Arbeitsleben teilnehmen. Wir haben Einheimische höchstens am Zoll oder als Polizist wahrgenommen. Das sämtliche Arbeitsleben teilt sich unter Gastarbeitern auf. Ob im Mc Donalds, bei der Autovermietung am Flughafen, im Hotel oder wie oben zitiert als Bauarbeiter.

Die Finanzkrise in Dubai ist noch lange nicht beendet

Aber auch sonst ist die Fassade am bröckeln. Die Finanzkrise 2008 traf Dubai sehr. Fast sämtliche Bauten wurden Kreditfinanziert, oftmals von Ausländische Investoren. Solang die Preise steigen, wunderbar. Aber wenn nicht sind die Folgen nicht kontorllierbar. Kurze Erinnerung: Es gab einen regelrechten Immobiliencrash, das Emirat und die Stadt Dubai waren faktisch Bankrott. Hilfe gab es vom Nachbaremirat Abu Dhabi (dem mit Abstand reichsten), dafür wurden sehr viele Sachen verpfändet bzw. an sich genommen. So fließt jeder Dirham (hiesige Währung) der Metrostation, Mautstation oder auch weitere Einnahmequellen direkt an Abu Dhabi. Das Öl geht in Dubai spätestens in 5 bis 10 Jahren aus. Also wird jetzt vehement nach Alternativen gesucht. Dieser soll im Tourismus, im Handel und als Finanzzentrum sein. Dies klappt aber nicht. Es wird schlichtweg vergessen, dass die Gegend ca. 8 Monate im Jahr wegen der hohen Temperaturen unbewohnbar ist.

Ich hatte hier natürlich jetzt tolle Temperaturen mit ca. 25 Grad unter dem Tag, aber in zwei Monaten soll diese Gegend hier für den normalen Touristen durch mehr angenehm sein. Auch die Industrie wird sich hier mit diesen eher lebensunfreundlichen Bedingungen nicht sehr groß ansiedeln.

Die Megaprojekte sehen toll aus, keine Frage. Aber wie sieht es hier aus mit der Leerstandsquote? Selbst im höchsten Gebäude der Welt gibt es eine Leerstandsquote von 85% !!! Ebenso bei vielen anderen Gebäuden. Hier ist wieder mehr Schein als Sein. Da fast alle Gebäude fremdfinanziert sind und die viele Investoren diese nicht mehr zahlen können bzw. Pleite sind, liegen viele Bauprojekte einfach brach. Laut meinem hiesigen Reiseführer gibt es Projekte, die seit 4 Jahren völlig gleich aussehen. Der Rohbau wurde begonnen, seitdem hat sich nichts mehr geändert. Auch das Thema Enteignung ist leider ein aktuelles. In den letzten 4 Jahren wurde die Regeln für ausländischen Immobilienbesitzer drastisch geändert. Konnte sich früher jeder eine Immobilie kaufen, war es später nur noch für Personen mit mehreren Millionen Euro möglich und der derzeitige Stand ist, das man keine Immobilie kaufen kann, sondern diese höchstens für 99 Jahre pachten. Dies ganze rückwirkend. Sollte Dubai noch weiter in finanzielle Nöte geraten (was ziemlich sicher ist), ist auch diese Regelung schnell wieder geändert und der Besitzer kann ganz schnell enteignet werden. Dubai ist faktisch schon Pleite, fast sämtliche Einnahmen gehen jetzt schon an das Nachbaremirat Abu Dhabi (welche noch für min. 40 Jahre Öl besitzt und auch eher auf Nachhaltigkeit baut). Die Entwicklung bleibt spannend….

Auch im Katar sieht die Lage ähnlich aus!

Ebenfalls besuchte ich Bahrain und den Katar (ja, genau dort findet die WM 2022 statt). Hier ein nachdenklicher Satz unseres Taxifahrers, als wir am Gebäude für „Menschenrechte“ vorbeifuhren: „Das ist der größte Witz im ganzen Land. Menschenrechte gibt es hier nicht. Als Gastarbeiter bist du in der untersten Stufe und hast keinerlei Rechte. Die WM wird mit Blut und dem Abstreifen der Menschenrechte gemacht“.

Nachdenkliche Grüße

Tobias Bierl

Sehen Sie hier zwei Artikel, die ebenfalls nachdenklich machen.

Artikel von "Der Welt", wo Amnesy International über die Sklavenarbeit im Katar berichtet. 

Interessanter Blogartikel über den Albtraum im Märchenland

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