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Data Scientist in der Berufsunfähigkeitsversicherung - ein Praxisfall
Wir möchten die Kategorie der praxisorientierten Fälle etwas fortführen, damit Du ein Gefühl bekommst, wie denn unsere Beratung in der Berufsunfähigkeitsversicherung aussieht. Anfang August erreichte uns eine Anfrage eines Data Scientist (mit Endziel Aktuar) aus der Versicherungsbranche. Sehr interessant, nach kurzem Check der Gesundheitshistorie & generelles Anschreiben (uns ist wichtig, wie man mit uns umgeht) nahmen wir die Anfrage auch an.
Generell bekommen wir recht viele Anfragen aus dem Bereich der MINT-Berufe, wozu wir auch den Data Scientist stellen. Für uns macht das immer recht großen Spaß, da diese Berufsgruppe i.d.R. recht gut mitarbeitet, klar strukturiert ist und sich über die Hilfe eines spezialisierten Versicherungsmaklers im Bereich der Berufsunfähigkeitsversicherung freut. Diese Zielgruppe ist wissbegierig und lässt oft Fakten sprechen und nicht ein “Ich hab da mal vom Freund gehört…..”. Bei unserem Data Scientist aus der Versicherungsbranche war dies genauso. Aber erstmal ein Schritt nach dem anderen.
1. Die Eckdaten unserer Voranfrage des Data Scientists
25 Jahre, gerade mit dem Masterstudium der Physik fertig geworden. Aktueller Jahresverdienst von 65.000 Euro brutto, sicherlich deutlich steigend. Wobei das jetzt alles Parameter sind, welche zu Beginn keine wirklich große Rolle spielen, wir müssen erst einmal gemeinsam die Stolpersteine erkennen und aus dem Weg räumen. Ob dies nun bei den Gesundheitsfragen oder evtl. gefährlichen Hobbys ist - an jeder Ecke lauern ggf. Unwägbarkeiten.
Ein sehr positives Unterfangen für uns ist die Tatsache, dass sich viele Interessenten schon intensiv mit unserer Art der Aufbereitung zur Berufsunfähigkeitsversicherung auseinandergesetzt haben. Bekanntlich arbeiten wir sehr stark mit unserem Gesundheitsdaten Beiblatt nebst Eigenerklärung, gezielt eingesetzten ärztlichen Attesten, verzichten auf der anderen Seite aber auch auf Fragebögen zu einzelnen Krankheitsbildern.
In unserem Fall des Data Scientists mussten wir folgende Stolperfallen in der Berufsunfähigkeitsversicherung umgehen:
- Covid 19 Anfang 2023
- Einmalige Synkope ohne Krankschreibung
- Einschlafprobleme nach Tod einer nahestehenden Person
- Seit der Kindheit eine Kyphose / Wirbelsäulenverkrümmung mit Krankengymnastik 2020
- Minimal dislozierte Radiusfraktur Mitte Oktober 2022 mit Verlängerung der Masterarbeit 2022
- Ganglion wg. Bowling spielen
- Heuschnupfen
- Juckende Kopfhaut
- Ausschlag am rechten Unterschenkel
- Trichilemmalzyste im Ohrläppchen
Also auf den ersten Blick nicht ganz ohne für einen jungen Burschen. Direkt auf ärztliche Atteste haben wir in diesem Fall verzichtet, aber wir legten aussagekräftige und gute Arztberichte bei, welche die wirklich sehr guten Eigenerklärungen ergänzten.
Vonseiten der Hobbys gab es wenig Fallstricke beim Data Scientist
Bouldern und Krafttraining dürften und werden den meisten Versicherern keine Probleme bereiten, trotzdem sollte insbesondere das Bouldern angegeben werden.
Grundsätzlich halten wir die Angabe von Krafttraining, Joggen, Radfahren oder Tennis spielen (mal ganz banal gesagt) für absolut nicht notwendig. Aber…..richtig gute Risikoprüfer sehen sich den gesamten Fall an und da können einfache, sportliche Aktivitäten positiv bewertet werden nach dem Motto “Die Person bewegt sich in der Freizeit, sorgt sich um den Körper - immer noch besser als am Abend bei einer Netflix Serie ständig Cola und Chips in sich zu schütten”. Wo gehobelt wird, fallen aber natürlich auch mal Späne, somit gab es einen kleinen Unfall beim Bouldern. Aber mei, das kann immer mal passieren. Gute Risikoprüfer sehen aber das große Ganze, deshalb sind uns solche Geschichten auch immer wichtig.
Austausch der Dokumente über unsere Cloud Lösung simplr
Die Unterlagen wurden über unser Kundenportal simplr sauber ausgetauscht - also kein sinnfreies Versenden von Dokumenten per E-Mail. Wir haben alle ein gemeinsames System und für unsere Interessenten sind die Vorgänge und Dokumente alle sauber an einem Ort. Das ein Data Scientist damit gut umgehen kann, dürfte sich von selber verstehen😉.
2. Die Risikovoranfrage für unseren Data Scientist in der Berufsunfähigkeitsversicherung
Angestrebt war in dieser Konstellation selbstverständlich eine Aufteilung auf zwei Versicherer, die sogenannte Zwei-Vertragslösung. Zum einen, um mögliche ärztliche Untersuchungen zu umgehen, welche bei manchen Versicherern schon ab einer Versicherungssumme von über 2.500 Euro angesetzt werden. Aber in diesem Fall viel wichtiger = die optimale Nutzung von späteren Erhöhungsmöglichkeiten, sprich eine Nachversicherung. Aber über die passende Konstellation müssen wir uns noch keine Gedanken machen, denn vorher erfolgt die anonyme Risikovoranfrage.
Streben wir eine Zwei-Vertragslösung in der Berufsunfähigkeitsversicherung an, fragen wir i.d.R. (erstmals) bei vier Gesellschaften an. Wir halten nämlich überhaupt nichts davon, pauschal einfach bei zehn Versicherern anzufragen. Mag auf den ersten Blick sinnig sein, auf den zweiten arbeiten aber so Versicherungsvermittler, die wenig bis keine Ahnung vom Geschäft in der Berufsunfähigkeitsversicherung haben. Gute, ehrliche und geschätzte Kontakte in die Risikoprüfung und zu Entscheidern sind uns sehr wichtig. Diese Personen haben i.d.R. aber wenig Zeit und eine Risikovoranfrage ist auch keine Beschäftigungstherapie für gelangweilte Risikoprüfer. Über Jahre haben wir uns diesen guten Stand erarbeitet. Daraus folgt auch, dass die Umsetzungsquote passen sollte. Kein Versicherer freut sich, wenn man ihn 20 Mal anfragt und 20 Mal kommt kein Neuantrag, obwohl die Voten gut gewesen sind. Zudem gibt es in unseren Augen auch nur eine Handvoll gute Risikoprüfungen am Markt. Viele kann man somit sprichwörtlich in die Tonne kloppen, da die Qualität derzeit zu mies ist.
Die erste Runde der Risikovoranfrage für den Data Scientist
Somit haben wir erstmals vier Versicherer angefragt mit folgenden Votum für unseren Data Scientist:
- Der Volkswohl Bund gibt eine Ausschlussklausel der Synkope jeglicher Art sowie eine Ausschlussklausel des linken Handgelenks mit Nachprüfmöglichkeit in drei Jahren (das der Volkswohl Bund hier fair agiert, kann man unter “Überprüfung Ausschlussklausel Berufsunfähigkeitsversicherung in der Praxis” nachlesen).
- Die Gothaer ist nach ihrem Update 2023 nun auch bei uns auf der Liste und deshalb wurde eine Risikovoranfrage gestellt. Diese war eher ernüchternd. Man wollte einen Fragebogen Psyche, sowie eine Ausschlussklausel für die Linke Radiusfraktur. Diese konnte aber nach einem Jahr geprüft werden. Somit doch wieder nicht sooo schlecht von der Gothaer.
- Die LV 1871 als eigentlich sehr guter Versicherer in der Risikoprüfung, in diesem Fall wollte man aber aktuelle Befundberichte zu den Sensibilitätsstörungen im Daumen sowie aktuelle Befundberichte zu Herzproblemen in 2023. Zudem einen Brillenpass aufgrund Astigmatismus.
- Die Baloise nahm als einzige Gesellschaft normal an. Dafür schon mal herzlichen Dank.
So ganz waren wir mit den Voten jetzt nicht zufrieden und somit wurde die Runde der Risikovoranfrage erweitert. In unseren Augen sollte eine normale Annahme im Bereich des Möglichen liegen. Zwei weitere Versicherer wurden angefragt.
- Die nicht optimale Risikoprüfung der Alten Leipziger setzte sich fort. Es gab eine Ausschlussklausel der Radiusfraktur Links sowie einen Fragebogen aufgrund der Wirbelsäulenerkrankung. Fragebögen sind bekanntlich eine Besonderheit der Alten Leipziger, man kann es fast schon als Fetisch bezeichnen 😉.
- Die weitere Risikovoranfrage wurde bei der großen Allianz gestellt. Hier rief der Leiter der Risikoprüfung der Allianz Tobias an, man quatschte 20 Minuten und es gab die normale Annahme. Man wollte sich keine Blöße vor der Baloise geben 😉.
Somit haben wir jetzt zwei normale Annahmen und unser Job war bzgl. der Voranfrage erst einmal erledigt für unseren Data Scientist, mit dem Wunsch nach einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
3. Die technische Ausgestaltung für unseren Data Scientist auf dem Weg zur optimalen Berufsunfähigkeitsversicherung
Wir haben zwei normale Annahmen im Petto, also stellen wir die Voten vor. Dies erfolgt bei uns immer per Mail mit viele weiteren Erklärungen wie z.B.:
- Was ist eine Beitragsdynamik?
- Wie sinnvoll ist eine garantierte Rentensteigerung im Leistungsfall?
- Arbeitsunfähigkeitsklausel Ja / Nein oder doch eine Krankentagegeldversicherung?
- Was ist die optimale Absicherungshöhe in der Berufsunfähigkeitsversicherung?
- Welche Zahlweise sollte ich für mich auswählen?
- Gibt es eine Wartezeit in der Berufsunfähigkeitsversicherung?
- Gilt die Berufsunfähigkeitsversicherung weltweit?
- Den Link zum umfangreichen Gesellschaftsartikel der jeweiligen Gesellschaft
- Tarifliche Besonderheiten der einzelnen Gesellschaften
- und noch einige weitere….
Natürlich stehen wir auch persönlich für Fragen zur Verfügung - aber viele Interessenten aus unserem MINT, Studenten, Ärzte, wissenschaftliche Mitarbeiter bzw. Ingenieure schätzen es erst einmal, sich in Ruhe etwas einlesen zu können, in die große weite Welt der Berufsunfähigkeitsversicherung. So auch unser Data Scientist.
Berechnet haben wir die unterschiedlichen Varianten der Baloise, Allianz und auch der LV 1871, wo man theoretisch immer noch eine normale Annahme erreichen könnte, falls die Nacharbeit erledigt wird.
Die Tabelle mag zuerst etwas verwirren. Bei der LV 1871 gibt es eine lebenslange BU-Rente, welche wir immer nur kurz anmerken. Die Nachfrage ist eher gering, eignet sich am besten für Schüler / junge Personen (=da sehr lange Laufzeit & Möglichkeit, Leistung daraus zu bekommen.).
Bei der Baloise gibt es seit Anfang des Jahres die Cash+ Option. Bei Cash+1 gibt es im BU-Leistungsfall einmalig eine BU-Jahresrente als Einmalzahlung. Sichert man also 1.500 Euro, so bekommt man im Leistungsfall erstmals eine Einmalzahlung von 18.000 Euro in der Cash+1 Variante. Bei Cash+3 gibt es die dreifache Jahresrente. In diesem Fall also 54.000 Euro. Gedeckelt ist dies bei 72.000 Euro. Wir stellen diese Option neutral immer kurz vor, die Durchdringungsquote ist vielleicht derzeit bei 20-25 Prozent bei uns.
Für unseren Data Scientist fiel die LV 1871 heraus, also bleiben die Allianz und Baloise übrig.
Wie teilt man die Allianz und die Baloise Berufsunfähigkeitsversicherung jetzt optimal auf?
Die einfachste Lösung wäre jetzt einfach Hälfte Allianz, Hälfte Baloise. Gewünscht wurden 3.000 Euro gesamte Absicherung, also 1.500 Euro je Vertrag. Aber es ist nicht immer sinnvoll, wie wir im Artikel “Aufteilung BU-Rente immer 50/50 bei Auswahl von zwei Anbieter?” (Jetzt merkt der Verfasser des Artikels gerade, dass dieser eigentlich mal wieder angepasst werden sollte - unterschiedliche Aufteilung kommt doch immer häufiger vor).
Um das passende Ergebnis zu bekommen, müssen wir zuerst schauen, wo die jeweilige Obergrenze der Nachversicherung liegt.
- Bei der Allianz gibt es quasi keine Obergrenze, über die Laufzeit sind maximal 1.500 Euro (i.d.R. in 500er Schritten pro Erhöhung) möglich. Angemerkt sei, dass die Beitragsdynamik bei der Allianz nicht angerechnet wird.
- Bei der Baloise gibt es einen Deckel von 4.000 Euro zur Nachversicherung, in den ersten zwölf Jahren aber maximal das dreifache. Angenommen, Beitragsdynamiken werden angerechnet auf die maximale Höhe von 4.000 Euro.
Würde man jetzt pauschal auf zweimal 1.500 Euro aufteilen, dann hätten wir bei der Allianz nochmals während der Laufzeit 1.500 Euro an Nachversicherungsmöglichkeiten und bei der Baloise 2.500 Euro. Insgesamt also 4.000 Euro. Wir entschieden uns jedoch für 2.000 Euro bei der Allianz. Hier bleiben die 1.500 Euro stehen und 1.000 Euro bei der Baloise. Hier hätte man also noch Luft bis 4.000 Euro, also 3.000 statt 2.500 Euro (Beitragsdynamiken werden angerechnet).
Zudem wurde bei der Baloise Cash+3 (also drei Jahresrenten im Leistungsfall) dazu gewählt von unserem Data Scientist.
So haben wir jetzt in unseren Augen eine gute Lösung mit einer eher ungewöhnlichen Kombination gefunden, die sich zu Beginn noch gar nicht so abgezeichnet hatte. Aber das ist schlichtweg die wunderbare und große Welt der Berufsunfähigkeitsversicherung.
Haben wir Dein Interesse geweckt? Dann frage gerne bei uns an. Wir sind keinen Cent teurer als beim Abschluss über Check24, direkt beim Versicherer oder über einen Vertreter vor Ort - bei uns kaufst Du Dir aber unser Know How ein, ebenso die langfristige Betreuung Deines BU-Vertrages (z.B. helfen wir natürlich bei den verschiedenen Erhöhungsmöglichkeiten zur Nachversicherung).